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Soziale Netzwerke «Filterblase» macht auch vor Schweizer Politik nicht Halt

Plattformen wie Facebook oder Twitter filtern aus der ganzen Informationsflut immer gezielter heraus, was die einzelnen Nutzer interessieren könnte. Die Folge sind «Filterblasen»: Die eigene Meinung wird bestärkt, andere Meinungen ausgeblendet. Ein Trend, der auch die Schweizer Politik erfasst.

Facebook registriert, wer mit der Kampagne der Atomausstiegsinitiative sympathisiert. Facebook weiss, wer das Contra-Video auf der SVP-Seite lustig findet. Die sozialen Netzwerke kennen ihre Nutzer immer besser. Der Algorithmus der Plattform berechnet anhand von hunderten Parametern, wer wir sind, und was wir zu sehen bekommen.

Ein Click hier, ein Like da: und schon sind wir in der Blase gefangen. Zum Beispiel in der Filterblase von SP, Grünen, WoZ und Atomkritikern. Oder in der Blase von SVP, AfD und Weltwoche. Ein Trend, der auch in der Schweiz die politische Diskussion zunehmend prägt: «Auch in der Schweiz sehen wir, dass sich die Menschen nach Selbstähnlichkeit sortieren», sagt Politologe Michael Hermann.

Er macht hierfür aber nicht nur die sozialen Netzwerke, sondern auch die Parteien verantwortlich: «Man bewegt sich unter Seinesgleichen. Das führt dazu, dass man nicht mehr das Bewusstsein hat für andere Meinungen und für andere Positionen. Und genau das wäre in unserer Demokratie, die auf Konsens beruht, sehr wichtig.»

Auch Falschmeldungen schleichen sich in Filterblasen

In den jeweiligen Blasen der sozialen Netzwerke werden aber auch Falschmeldungen kolportiert. So habe der Papst angeblich Donald Trump unterstützt, Obama bei seiner Wahl 2008 betrogen, oder Hillary Clinton leide an der Kuru-Krankheit.

Facebook-Gründer Mark Zuckerberg hat mittlerweise versprochen, Profile, die Falschmeldungen verbreiten konsequenter zu sperren. Doch die Unwahrheit wird zum Instrument der Politik, auch in der Schweiz, sagt der Polit-Marketing-Experte Mark Balsiger: «Die Versuchung, Falschinformationen systematisch zu verbreiten, ist sicher gross – insbesondere bei den vielen Abstimmungsvorlagen, die wir in der Schweiz haben. Da wird es skrupellose Komitees geben, dich sich auf Hinterwegen mit ebenso skrupellosen Anbietern zusammentun und davon profitieren möchten.»

Die bewusste Streuung von Falschinformationen würde zu einem noch zugespitzteren Diskurs führen, den viele Leute anwidert, meint Balsiger weiter. Wie Politiloge Hermann, sieht auch Balsiger eine Gefahr in diesem Trend für das politische System der Schweiz: «Der Demokratie, die in der Schweiz sehr organisch gewachsen und stabil ist, kann das nicht helfen.»

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