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Spektakulärer Fall jährt sich Vor zehn Jahren fand ein Polizist «Diesel-Sepp» tot im Wald

Ein Mann in Brülisau AI lebte 40 Jahre lang im Wald – bis er starb. Der Polizist, der die Leiche fand, erinnert sich an den spektakulären Fall, der Schlagzeilen bis über die Landesgrenzen machte.

Die Schlagzeilen gingen bis über die Landesgrenzen hinaus: Am 14. August 2012, am Sonntag vor zehn Jahren, fanden Innerrhoder Polizisten die Leiche eines 80-jährigen Mannes, in einem abgelegenen Waldstück nahe Brülisau in einer vermeintlich kleinen Hütte. Die Behausung stellte sich allerdings als dreistöckiger Bunker heraus, tief in den Boden gegraben, so gross wie ein Einfamilienhaus. Von aussen kaum zu sehen, rundherum mit Stacheldraht und Schiesswarnungen abgeschottet, fanden die Polizisten dort auch rund 100 Kilogramm Sprengstoff, Waffen und Munition.

Der Mann lebte fast 40 Jahre dort und baute den Bunker selbständig. Im Dorf war «Gossauerli-Sepp», wie der Selbstversorger auch genannt wurde, bekannt. Er habe oft in einem Restaurant Zmittag gegessen und soziale Kontakte gehabt, sagt Roland Koster, damals wie heute Mediensprecher der Innerrhoder Kantonspolizei. Er fand vor 10 Jahren auch die Leiche des Mannes.

Waldhütte eines Einzelgängers
Legende: So sah die Behausung des Mannes 2012 aus, als er tot aufgefunden wurde. Hier lebte «Diesel-Sepp» 40 Jahre lang allein und zurückgezogen. Keystone / Kantonspolizei Appenzell Innerrhoden

Seine Erinnerungen an den Fund: «Ich hatte Nachtdienst, als die Meldung kam, dass sich ‹Gossauerli› lange nicht mehr habe blicken lassen. Wir rückten aus. Als wir ein Fenster öffneten, kam uns bereits Verwesungsgeruch entgegen. Drinnen stiess ich dann auf den Leichnam.» Er leitete die polizeilichen Untersuchungen ein.

Einzelgänger, aber kein Einsiedler

Als Mediensprecher bekam Koster das grosse Interesse mit. «Es gab über den Mann auch despektierliche Titulierungen», sagt der Polizist. Für die Innerrhoder sei er schlicht «s'Gossauerli» oder «Diesel-Sepp» gewesen – nie ein Einsiedler, er wurde auch nie Waldmensch genannt.

Darum lebte «Diesel-Sepp» allein im Wald

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Etwa 35 bis 40 Jahre lang hauste der Mann, der 2012 tot aufgefunden wurde, zurückgezogen im Wald in der Nähe von Brülisau. Nicht nur die Medien interessierten sich daraufhin für die Gründe, wieso das jemand machen könnte.

Bei «Gossauerli-Sepp» war ein Familienstreit der Auslöser, es ging um eine Erbschaft. Eines seiner zehn Geschwister bekam das Elternhaus, riss es ab, baute ein neues hin.

Das Haus hätten die anderen Geschwister auch gerne gehabt, es soll gar Formen von Erpressungen gegeben haben.

Daraufhin zog der Mann 1977 komplett in sein Waldhaus, das er seit ein paar Jahren gebaut hatte. Das Waldstück gehörte einem Bruder. Der Kontakt brach 1997 komplett ab.

Ein Tüftler war er, ein fleissiger Handwerker. «Er flickte auch noch als 80-Jähriger für diverse Firmen die Kaffeemaschinen. Er hatte handwerkliches Geschick wie kaum ein anderer», sagt Koster.

Behörden liessen ihn gewähren

Besucht hat den Mann nie jemand. Auch die Behörden nicht. Im Wald wohnen darf man gemäss Gesetz eigentlich nicht, dabei wird Eigentumsrecht verletzt. Die Bevölkerung und die Behörden wussten vom Fall, trotzdem liess man «Diesel-Sepp» gewähren. Mit der Aufarbeitung illegaler Bauten im Wald habe man damals gerade begonnen. «Irgendwann wäre auch die Behausung des ‹Gossauerli› dran gewesen», so Koster weiter.

Roland Koster, Mediensprecher Kantonspolizei Appenzell Innerrhoden
Legende: Mit SRF hat Roland Koster den Wald nochmals besucht, wo er vor zehn Jahren die Leiche eines 80-jährigen Mannes fand. SRF / Michael Ulmann

Doch was passiert wäre, wenn man behördlich gegen den Mann vorgegangen wäre, bleibt offen. Immerhin fand die Polizei auch Sprengstoff und Waffen. Koster sagt dazu: «Er war polizeilich ein unbescholtenes Blatt. Im Dorf erzählte man sich: Wenn man den ‹Gossauerli› hätte holen müssen, hätte es einen Knall gegeben, den man bis St. Gallen gehört hätte. Das erfuhr ich im Nachhinein von einer Person aus Brülisau.»

Kanton brauchte Hilfe von der Armee

Geräumt ist der Bunker im Brülisauer Wald seit Jahren. Auch, weil der Sohn von «Diesel-Sepp» nach dessen Tod das Erbe ausschlug. Die Arbeiten überstiegen aber die Ressourcen des Kantons Appenzell Innerrhoden, weshalb die Schweizer Armee zu Hilfe kam. Es wurde extra eine Zufahrtsstrasse gebaut, um die Tonnen an Bauschutt und Abfall wegzutransportieren. Bäume mussten gefällt werden.

Nach knapp zwei Jahren war der Rückbau fertig. Die Natur hat sich mittlerweile alles zurückgeholt, was einmal eine Behausung war. Heute ist im Wald nichts mehr zu sehen. Der spektakuläre Fall wird trotzdem in Erinnerung bleiben.

Berner Waldmenschen

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Im Bremgartenwald leben zurzeit fünf Männer, die sogenannten Berner Waldmenschen. Ihre Lebensform polarisiert. Handelt es sich um asoziale Schmarotzer oder Freigeister, die unsere Gesellschaft gar bereichern? Was trifft zu? Die Sendung von SRF Reporter vom 19. Mai 2022 finden Sie hier .

Regionaljournal Ostschweiz, 14.08.2022, 17:30 Uhr ; 

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