In die grosse Halle des Luzerner Bahnhofs führen 16 Gleise, doch auf 14 von ihnen wird dieses Wochenende kein einziger Zug ankommen oder abfahren. Lediglich die Züge der Zentralbahn in Richtung Engelberg und über den Brünig sind in Betrieb. Sämtliche übrigen Verbindungen vom sechstgrössten Bahnhof der SBB sind gestrichen, und zwar ganze 51 Stunden lang – von der Nacht auf Samstag bis am frühen Montagmorgen.
Reisende müssen auf Busse umsteigen
Wer in dieser Zeit mit dem ÖV nach Luzern oder von dort an einen anderen Ort reisen will, muss auf Bahnersatzbusse umsteigen.
Der Grund für die Sperrung sind gross angelegte Bauarbeiten: Die SBB erneuert mehrere Weichen auf dem Gleisfeld und ersetzt die Brücke über eine Unterführung. Dazu sei es nötig, den gesamten Bahnhof – abgesehen von den Gleisen der Zentralbahn – temporär stillzulegen, sagt SBB-Sprecherin Fabienne Wittwer.
Dies habe zwar unangenehme Auswirkungen auf den Personenverkehr am Wochenende – doch das sei immer noch besser, als wenn die Arbeiten bei laufendem Betrieb ausgeführt würden, sagt sie: «Die Sperrung hilft uns, die Gesamtbauzeit zu verkürzen. Letztlich sind die Auswirkungen auf den Fahrplan so geringer, als wenn wir die Arbeiten über mehrere Wochen verteilt ausführen müssten.» Auch seien Anwohnerinnen und Anwohner so weniger lange dem Baulärm ausgesetzt.
Die Sperrung hilft uns, die Gesamtbauzeit zu verkürzen.
Die Arbeiten finden im Rahmen des Projekts «Zugfolgezeitenverkürzung Luzern» statt. Dabei werden über ein Kilometer Gleise und 80 Kilometer Kabel neu verlegt, Weichen ersetzt und Signale erneuert – alles mit dem Ziel, die Züge künftig in kürzeren Abständen in den Bahnhof Luzern ein- und ausfahren lassen zu können.
Erreicht werden soll so letztlich ein Ausbau der Kapazität des Bahnhofs Luzern. Denn dieser gilt als Nadelöhr im Schweizer Bahnnetz: Der grösste Kopfbahnhof des Landes ist lediglich über eine zweigleisige Zufahrt erreichbar.
Alle täglich fast 700 Züge von und nach Luzern müssen sich wenige hundert Meter vor dem Bahnhof durch denselben engen Tunnel zwängen. Können sie dies künftig in kürzeren Abständen tun als heute, sind zusätzliche Verbindungen möglich.
Bereits die dritte Sperrung in vier Jahren
Für die Luzernerinnen und Luzerner ist die Sperrung des Bahnhofs – an dem sich nach neusten Zahlen der SBB jeden Werktag rund 130'000 Menschen tummeln – nichts Neues. Bereits 2018 war er im Nachgang einer Entgleisung wegen Arbeiten an den Weichen ein ganzes Wochenende dicht, ebenso 2020 wegen des Baus einer neuen Stromanlage.
Etwas in die Quere kommt die Sperrung dem internationalen Comic-Festival «Fumetto», das dieses Wochenende in Luzern seine Tore öffnet und zahlreiche Besucherinnen und Besucher aus der ganzen Schweiz erwartet.
Das grosse ÖV-Chaos blieb bisher aus
Noch schlechter gelegen war allerdings die Sperrung 2018: An jenem Wochenende fanden in Luzern gleich drei Grossveranstaltungen statt: das Spiel der Schweizer Fussballmannschaft gegen Belgien, des Piano-Festival und das Lucerne Blues-Festival. Das erwartete ÖV-Chaos blieb aber aus.
Entsprechend gelassen blickt daher auch SBB-Sprecherin Fabienne Wittwer dem Wochenende entgegen. «Mit Bahnhofssperrungen haben wir mittlerweile unsere Erfahrungen», sagt sie. «Wir haben sie in die Planung für das Wochenende einfliessen lassen, etwa hinsichtlich der Fahrpläne oder der Kapazität der Ersatzbusse.»