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Sollte Ex-Bundesanwalt Lauber womöglich erpresst werden?
Aus SRF 4 News aktuell vom 13.03.2023. Bild: Reuters/Denis Balibouse
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Spionagevorwürfe gegen Katar Experte: «Man wollte wohl belastendes Material gegen Lauber»

Dass Katar den ehemaligen Bundesanwalt Michael Lauber und den Fifa-Präsidenten Gianni Infantino im Berner Hotel Schweizerhof ausspioniert habe, sei durchaus möglich, sagt der Historiker und Geheimdienstexperte Adrian Hänni. Die «NZZ am Sonntag» hatte berichtet, Katar habe den Bundesanwalt womöglich erpressen wollen. Die Absichten der Spione bleiben für Hänni allerdings im Dunkeln.

Adrian Hänni

Adrian Hänni

Historiker

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Adrian Hänni ist Historiker und Lehrbeauftragter an der Universität Zürich. Er forscht schwerpunktmässig zur Geheimdienstgeschichte.

SRF News: Wie plausibel ist der Bericht der «NZZ am Sonntag»?

Adrian Hänni: Es ist durchaus plausibel, dass das geheime Treffen zwischen Lauber und Infantino im Juni 2017 abgehört worden sein könnte. Leicht möglich ist das nur schon deshalb, weil der Berner Schweizerhof den Katari gehört.

Die Spionageaktion ist schon deshalb plausibel, weil der Schweizerhof den Katari gehört.

Zudem fügt sich der Vorwurf ein ins bisherige Bild der Spionageaktivitäten Katars gegen die Fifa. Es sollen ja auch in Zürich Zimmer von Mitgliedern des Fifa-Exekutivkomitees verwanzt worden sein.

Was könnte Katar mit dem Abhören des Treffens Lauber-Infantino bezweckt haben?

Die «NZZ am Sonntag» spekuliert, dass Lauber möglicherweise hätte erpresst werden sollen und man ihn schon 2011 als Einflussagenten Katars hatte rekrutieren wollen. Ich halte das allerdings für sehr spekulativ. Wahrscheinlicher erscheint mir, dass man allfällig belastendes Material aus dem Treffen zurückbehalten und erst dann veröffentlicht hätte, falls die Lauber-Untersuchung für Katar gefährlich geworden wäre. Ziel wäre dann womöglich die Lancierung einer Rufmordkampagne gegen Lauber gewesen.

Katar und Lauber wissen von nichts

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Katar weist gegenüber der «NZZ am Sonntag» sämtliche Vorwürfe zurück: Es habe keine Abhöraktion im Schweizerhof gegeben.

Und Michael Lauber lässt über einen Anwalt verlauten, er habe nichts von einer Aufnahme gewusst und sei von Katar nie diesbezüglich angegangen worden.

Geht es also eher um eine implizite Einflussnahme und weniger um eine direkte Erpressung?

Das ist absolut richtig. Das wäre auch eher konsistent mit dem Vorgehen Katars gegen die Fifa, soweit wir dieses heute einsehen und verstehen. Es gibt bislang keine konkreten Hinweise, dass man eine Erpressung geplant hätte.

Der Raum im Schweizerhof, in dem sich Lauber und Infantino getroffen haben, soll laut «NZZ am Sonntag» verwanzt gewesen sein. Werden solche klassischen Spionagetechniken tatsächlich noch eingesetzt?

Durchaus. Die Entwicklung neuer Überwachungsmethoden ersetzt die alten nicht. Es ist eher so, dass die neuen Spionagemethoden die herkömmlichen ergänzen.

Die gute alte Wanze ist auch im 21. Jahrhundert noch im Einsatz.

So ist die gute alte Wanze auch im 21. Jahrhundert noch im Einsatz – genauso wie etwa die physische Überwachung von Personen und das Fotografieren. Auch Abhörgeräte, mit denen Gespräche aus der Ferne mitgeschnitten werden können, sind durchaus weiter im Einsatz.

Diese alten Mittel werden also kombiniert mit modernen Spionagetechniken wie etwa Cyberangriffen zum Ausspähen von Computer- oder Handykommunikation?

Genau. Die Welt ist wesentlich komplexer geworden, und es ist schwieriger geworden, Kommunikation noch sicher zu halten. Spione können sich beispielsweise auch in lokale WLAN-Netzwerke – etwa in einem Hotel – einhacken und sich so Zugriff auf eingeloggte Kommunikationsmittel wie Laptops oder Smartphones verschaffen.

Das Gespräch führte Eliane Leiser.

SRF 4 News, 13.3.2023, 06:40 Uhr;

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