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Spitäler auf Intensivstation Freiburg rettet Spital mit Notkredit – das steckt dahinter

Teuerung und Sparzwang: Viele Spitäler kämpfen ums Überleben und brauchen Nothilfe. Wer zahlt den Preis?

Was ist das Problem? Defizite, hoher Druck auf das Personal und die Finanzen: Die Spitäler ächzen. Landauf, landab liegen sie selber auf der «Intensivstation» – sie schreiben teils massive Verluste. Sei es das Kantonsspital Aargau (KSA), die St. Galler Spitäler oder das HFR Freiburg: Sie alle brauchen millionenschwere Finanzspritzen, damit sie den Betrieb aufrechterhalten können.

Ein grosses Problem für die Spitäler ist die Teuerung: «Die Inflation befeuert die ohnehin schon eklatanten Finanzierungsprobleme. Wenn es so weitergeht, gibt es im Spitalsektor eine Bereinigung», sagt Patrick Schwendener, Gesundheitswesen-Experte beim Beratungsunternehmen PWC, welches regelmässig Studien zur Spitallandschaft Schweiz durchführt.

Die finanzielle Situation des HFR ist katastrophal.
Autor: Claude Brodard Grossrat Mitte Freiburg

Was ist die neueste Entwicklung? Besonders schlimm steht es um das Kantonsspital HFR in Freiburg. Seit 2016 hat das Spital jedes Jahr Verluste geschrieben. So hat sich ein Minus von über 60 Millionen Franken angesammelt. Zwar hat die Führung eine Reorganisation eingeleitet; bis die Massnahmen aber greifen, muss der Kanton einspringen. «Die finanzielle Situation des HFR ist katastrophal», sagte Mitte-Grossrat Claude Brodard am Dienstag in der Parlamentsdebatte. So hat das Kantonsparlament eine Bürgschaft von über 100 Millionen und ein Darlehen von 70 Millionen gesprochen, damit das HFR die dringendsten Investitionen tätigen und ein neues, effizienteres Spitalgebäude planen kann.

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Legende: Was ist die Formel der Zukunft für das Spital HFR? Keystone/Jean-Christophe Bott

Wieso sind die Spitäler in Schieflage? Seit 2012 müssen Spitäler ihre Investitionen selber finanzieren, ohne staatliche Defizitgarantie. Gleichzeitig dürfen die Spitäler ihre Tarife nicht der Teuerung anpassen. Steigende Kosten können die Spitäler also nicht mit steigenden Einnahmen ausgleichen. Die Forderungen der Spitäler, die Tarife endlich zu erhöhen, sind bislang oftmals auf taube Ohren gestossen. Die Versicherer winken ab, Kantone müssen mit Finanzspritzen für ihre eigenen Spitäler einspringen.

Braucht es wieder einen Schritt zurück, hin zum alten System mit der Defizitgarantie der Kantone? Experte Schwendener sieht dies nicht so. Aber: «Man kann sich schon fragen, was die Aufgaben der Kantone sind. Gehört der Neubau eines Spitals dazu?» Ein Problem sei, dass durch solche Eingriffe das Finanzierungssystem immer intransparenter werde.

Wie reagieren andere Spitäler? Die Insel-Gruppe hat kürzlich das Berner Tiefenauspital und das Spital Münsingen dichtgemacht, um Kosten und Personal zu sparen und die Effizienz zu steigern. Für PWC-Experte Schwendener ist dies ein Schritt in die richtige Richtung. «In der Schweiz gibt es zu viele Spitäler mit einem breiten Leistungsangebot.» Es mache Sinn, Angebote abzustimmen und zu konzentrieren. «Man muss alte Gepflogenheiten überdenken. Die Gesundheitsversorgung für die Menschen ist nicht besser, je mehr Spitäler es gibt. Der Zugang zum Gesundheitssystem ist entscheidend.»

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Legende: Der Neubau des Berner Inselspitals soll den Betrieb effizienter machen. Keystone/Marcel Bieri

Das reicht aber laut Insel-Verwaltungsratspräsident Bernhard Pulver nicht aus: «Werden die Tarife für unsere medizinischen Leistungen nicht angepasst, sind künftig weitere einschneidende Angebotsanpassungen unumgänglich», sagte er.

Im Kanton St. Gallen müssen die Spitäler jährlich rund 60 Millionen Franken einsparen. Deshalb baut die Ostschweizer Spitalgruppe Personal ab, Ende November wurde 117 von rund 8000 Mitarbeitenden gekündigt.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 6.2.2023, 17:30 Uhr ; 

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