Das Kantonsspital Aarau (KSA) ist das grösste Spital im Mittelland. Und es erhält die dringend benötigte Finanzspritze, sonst hätte der Konkurs gedroht. 240 Millionen Franken hat das Aargauer Parlament am Dienstag dafür bewilligt, mit 121:12 Stimmen. Für den Moment kann das Spital aufatmen. Aber die Probleme bleiben, auch bei anderen Spitälern.
Dem Kantonsspital Aarau fehlen Pflegefachkräfte. Betten bleiben leer, es fehlen Einnahmen. Die Spitaltarife und die Regelung, was ein Spital für eine Dienstleistung erhält, wurden nicht der Teuerung angepasst. Und das Spital hat kein finanzielles Polster.
Zudem baut das KSA momentan einen zentralen Neubau, anstelle der aktuell 40 kleineren, veralteten Häuser. Der Bau kostet über 750 Millionen Franken.
2019 noch kam ein Gutachten zum Schluss, dass sich das KSA den Neubau leisten könne. Jetzt ist vieles anders. Das Aarauer Spital gehört dem Kanton. Dieser überprüft deshalb die Eigentümerstrategie. Die Regierung fordert zudem, dass das KSA sein Ergebnis verbessert.
Alleine mit Effizienzprogrammen käme man nicht weiter, sagt der Aargauer Gesundheitsexperte und Grossrat Severin Lüscher. «Die Ansätze, wie man Druck aufbauen und Effizienz erreichen will, taugen nichts. Das Gesundheitssystem funktioniert nicht wie eine Schraubenfabrik.» Man habe falsche Annahmen getroffen, geglaubt, dass die Tarife kostendeckend seien, sagt Lüscher. «Wenn man das korrigieren will, dann steigen die Prämien.»
Ja zum Spital, aber Grundproblem bleibt
Das Aargauer Parlament steht zu grossen Teilen hinter der Finanzspritze für das Spital. Grüne, FDP, GLP, SVP und die SP setzten sich mehrheitlich dafür ein.
Bei einem Konkurs wäre die medizinische Grundversorgung nicht gewährleistet.
Bei einem Konkurs sei die medizinische Grundversorgung nicht mehr gewährleistet, sagte zum Beispiel Karin Faes (FDP) von der Gesundheitskommission.
Es gibt keinen Grund, wieso das KSA nicht konkurs gehen darf.
Es gab aber auch kritische Stimmen, Sander Mallien von der GLP zum Beispiel fand: «Es gibt keinen Grund, wieso das KSA nicht Konkurs gehen darf. Wenn nicht jetzt, wann dann?», erklärte er. Er wolle kein Fass ohne Boden, das Problem mit der Finanzspritze nicht gelöst.
Basel, Solothurn, Bern – alle haben Probleme
Auch andere Schweizer Spitäler kämpfen mit Geldsorgen. In Bern wurde Ende März bekannt, dass die Insel Spitalgruppe zwei Standorte schliesst. Die Standorte Tiefenau und Münsingen gehen zu, 1000 Angestellte sind betroffen. Der Grund: 80 Millionen Franken Verlust und Fachkräftemangel. Auch das Spital Freiburg schreibt mit einem Verlust von 28 Millionen Franken rote Zahlen.
Die Solothurner Spitäler AG (soH) schreibt ebenfalls rote Zahlen. Sie gibt steigenden Kosten und tiefen Spitaltarifen die Schuld. Für dieses Jahr rechnet die soH mit einem Defizit von 13 Millionen Franken. Auch das Unispital Basel stehe unter Druck, sagte der Direktor gegenüber SRF.
St. Gallen hat Spitäler geschlossen, es half nicht
Im Kanton St. Gallen wird am 18. Juni die Stimmbevölkerung über eine Finanzspritze für die St. Galler Spitäler entscheiden. Es ist nicht die Erste. Die finanzielle Situation gibt auch dort seit Jahren zu reden. 2020 entschied der Kanton, vier der neun St. Galler Spitäler zu schliessen; ein weiteres Spital wurde an das Kantonsspital Graubünden verkauft. Trotzdem schreiben die St. Galler Spitäler weiter rote Zahlen.
Das Kantonsspital Aarau geht mit dem Ja zur Geldspritze nicht konkurs. Längerfristig durchatmen können Spitalleitung und der Kanton als Besitzer aber nicht.