Sie wechseln Verbände, messen Fieber und die Herzfrequenz, sie reden mit Patientinnen und Patienten. Und doch ist auf dieser Bettenstation etwas anders: Es sind Berufsanfängerinnen und Berufsanfänger, welche die «Ausbildungsstation 365» im Stadtspital Zürich selber führen. Das ganze Jahr über.
Durch die eigenverantwortliche Führung lernen die Auszubildenden, Pflegesituationen zu planen, zu gestalten und im Team umzusetzen.
Am 1. September öffnet diese Station am Standort Waid. Es ist ein Pilotprojekt, das jungen Menschen den Einstieg in den Pflegeberuf erleichtern will. Patrick Witschi, Departementsleiter Pflege und Soziales am Stadtspital Zürich, sagt: «Durch die eigenverantwortliche Führung lernen die Auszubildenden, Pflegesituationen zu planen, zu gestalten und im Team umzusetzen.»
Zunächst bereiten Berufsbildner und Berufsbildnerinnen und die Gruppenleitung die Station für die Lernenden vor. Dann starten zehn Auszubildende auf der «Ausbildungsstation 365»: sieben Pflegefachpersonen und drei Fachpersonen Gesundheit. Sie betreuen neun Betten am Standort Waid des Stadtspitals Zürich und arbeiten im Tandem. Im Hintergrund steht ihnen ein Coach zur Verfügung, der oder die sie begleitet.
Arbeiten mit «richtigen» Patienten
Wichtig ist laut Patrick Witschi, dass die Lernenden nicht in einer künstlichen Situation arbeiten, sondern «mit richtigen Patienten, in einem richtigen Spitalsetting und mit richtigen Herausforderungen». Nur so könnten sie ein realitätsnahes Arbeiten erlernen. Das heisst also, sie übernehmen die ganze Arbeit selber.
Die künftigen Pflegefachpersonen messen also nicht nur Fieber, sondern führen auch Anamnesegespräche mit den Patientinnen und Patienten – sie nehmen die Krankengeschichte für den Arzt oder die Ärztin auf. Fachpersonal kontrolliert ihre Arbeit rund um die Uhr.
Ein halbes Jahr auf der eigenen Station
Pro Jahr sollen laut Patrick Witschi 30 bis 40 Lernende oder Bachelorstudierende auf der eigenen Bettenstation verbringen. «Das Ziel ist, dass alle Auszubildenden während ihrer Ausbildung einmal auf dieser Station arbeiten.» Etwa ein halbes Jahr lang könnte somit eine angehende Pflegefachperson dort bleiben und dann wieder auf eine andere Station wechseln.
Das Pilotprojekt dauert drei Jahre. Dann wird es ausgewertet und wenn es gut funktioniert, soll die «Ausbildungsstation 365» definitiv eingeführt werden. Das Stadtspital Zürich spricht von einem «Meilenstein, um die Attraktivität für Auszubildende in Pflegeberufen zu steigern». Die Station schaffe einen «innovativen Lernraum», der selbstständiges Arbeiten und Kommunikationskompetenz fördere.
Auch andere Häuser sind interessiert
Im Rahmen der Pflegeinitiative unterstützen auch die Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich und das Bundesamt für Gesundheit das Pilotprojekt finanziell. Auch mehrere andere Spitäler seien am Zürcher Versuch interessiert. Patrick Witschi sagt: «Sobald wir erste Erfahrungen auf der Ausbildungsstation machen konnten, werden wir die Erkenntnisse mit anderen Häusern teilen.»