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Städtebau in der Schweiz Apérotreff statt Asphaltwüste: So sehen Plätze der Zukunft aus

In Bern hat sich der aufgewertete Viktoriaplatz zum Szenetreff gemausert. Andere Städte planen den grossen Wurf.

Bern ist um einen Szene-Treffpunkt reicher. An den Sommerabenden treffen sich meist jüngere Menschen auf dem neuen Mergelplätzli am Viktoriaplatz und gönnen sich an den Apéro-Tischli der Bar Viktor ein Bier oder einen Kaffee.

Früher ein toter Ort neben einer vielbefahrenen Verkehrsachse, ist das neu gestaltete Eingangstor zum Breitenrainquartier plötzlich voller Leben.

«Es ist nicht wirklich schön hier und hat trotzdem unglaublich viel Charme», sagt eine Passantin und blickt auf die neu gepflanzten Bäume auf dem Mergelplätzli, die in der Abendsonne leuchten.

Mehr Grün, mehr Begegnung, weniger Asphalt: Der aufgewertete Viktoriaplatz ist ein exemplarisches Beispiel, was die Plätze der Zukunft in der Schweiz leisten sollen. Nicht zuletzt, weil sich die Städte wegen der Klimaerwärmung immer stärker erhitzen.

Quartier kämpfte gegen Verkehrswüste – mit Erfolg

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Urs Jost
Legende: Urs Jost kämpfte gegen ein Tram-Dienstgeleis auf dem Viktoriaplatz. SRF

Der Viktoriaplatz zeigt exemplarisch, wie wichtig Einsprachen von Anwohnerinnen und Anwohnern für die Stadtentwicklung sein können. Denn ursprünglich wollten die Planerinnen und Planer der Stadt auf dem Viktoriaplatz ein zusätzliches Dienstgeleis für die künftigen Trams nach Ostermundigen bauen. Dagegen wehrte sich Urs Jost von der Quartierkommission Dialog Nordquartier mit Anwohnenden: «Die Strassenräume und Plätze sollen ein Treffpunkt für die Quartierbevölkerung sein. Wir wollen keine Verkehrswüste.» Wegen des Widerstandes aus dem Quartier verzichtete Bernmobil schliesslich auf das Dienstgeleis, das bei Störungen auf dem Netz genutzt worden wäre.

«Bislang sind städtische Freiräume grundsätzlich mit Asphalt versiegelt. Ob auf Strassen, Plätzen oder Zwischenräumen: Es besteht fast überall Handlungsbedarf», sagt William Fuhrer, Architekt und Experte für urbane Raumentwicklung an der Berner Fachhochschule.

Dementsprechend treiben die Städte die Aufwertung von Plätzen und Verkehrsachsen voran, wie folgende Beispiele zeigen.

Zürich: Stadtgarten am Heimplatz

Mit der Erweiterung des Zürcher Kunsthauses erhält der Heimplatz nebenan ein Facelifting.

Pflanzen beim Heimplatz
Legende: Mehr Grün: Der Heimplatz beim Zürcher Kunsthaus wird neu gestaltet. ZVG/Stadt Zürich

Mehr Pflanzen, bessere Übergänge sowie mehr Platz für die Menschen: Wie beim Viktoriaplatz in Bern ist auch beim Heimplatz in Zürich ein Ziel, die Aufenthaltsqualität zu erhöhen. Im Zentrum des Platzes soll ein Stadtgarten mit Bäumen, Staudenbeeten, Sitzstufen und einem Trinkbrunnen entstehen. Geplanter Baubeginn ist 2025.

Central
Legende: Der Masterplan sieht viele Grünflächen und wenig Autos rund um den Zürcher Hauptbahnhof vor. ZVG/Stadt Zürich

Einen richtig grossen Wurf plant die Stadt rund um den Zürcher Hauptbahnhof und das Central: Mitten in der City soll eine Idylle entstehen. Der im Juni vorgestellte Masterplan sieht einen autofreien Bahnhofplatz, ein neu gestaltetes Central, Sitzstufen an der Limmat, grosszügige Fussgängerzonen mit Bäumen und praktisch keine Autos vor.

Basel: Piazza am Barfüsserplatz

Alles neu auf dem «Barfi»: Geht es nach der Basler Baudirektorin Esther Keller (GLP), soll auf dem Barfüsserplatz im Herzen Basels eine Piazza entstehen. Der Ort soll von einem Durchgangs- zu einem Aufenthaltsort für die Bevölkerung werden.

Barfüsserplatz
Legende: Das Tramhäuschen muss weg: Der Barfüsserplatz soll zur Piazza werden. Keystone

Tramhäuschen und Fahrbahnschlaufen sollen geopfert werden, damit Beizen mehr Platz für die Aussenbewirtung vorfinden. Bis Ende 2025 soll ein Vorprojekt vorliegen.

Luzern: Flaniermeile an der Reuss

Luzern will die Bahnhofstrasse massiv aufwerten. Die gesamte Achse soll weitgehend autofrei werden. Geplant ist eine Flaniermeile mit einer zusätzlichen Baumreihe. Entlang der Reuss sind neue Sitzflächen vorgesehen, zudem soll zwischen den Bäumen eine Mergelfläche entstehen.

Bahnhofstrasse Luzern
Legende: Verweilen am Reussufer: Die Bahnhofstrasse in Luzern wird autofrei. ZVG/Stadt Luzern

Ein Facelifting soll auch der Luzerner Theaterplatz erhalten. Die Bauarbeiten starten 2023.

Bern: Mehr Grünflächen auf Bären- und Waisenhausplatz

Während der 2004 umgestaltete Bundesplatz mit dem Wasserspiel zum Verweilen einlädt, sind der Bären- und Waisenhausplatz eine verlotterte Asphaltwüste. Nun soll es endlich vorwärts gehen: Die Stadt will die Achse sanieren und damit auch die Hitze in der City lindern.  Der Berner Stadtingenieur Reto Zurbuchen: «Eine offene Pflästerung hat einen kühlenden Effekt.»

Bärenplatz
Legende: Weniger Hitze dank mehr Grünflächen: Bern will den Bärenplatz umgestalten. Keystone

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 13.06.2022, 17:30 Uhr

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