Bern ist um einen Szene-Treffpunkt reicher. An den Sommerabenden treffen sich meist jüngere Menschen auf dem neuen Mergelplätzli am Viktoriaplatz und gönnen sich an den Apéro-Tischli der Bar Viktor ein Bier oder einen Kaffee.
Früher ein toter Ort neben einer vielbefahrenen Verkehrsachse, ist das neu gestaltete Eingangstor zum Breitenrainquartier plötzlich voller Leben.
«Es ist nicht wirklich schön hier und hat trotzdem unglaublich viel Charme», sagt eine Passantin und blickt auf die neu gepflanzten Bäume auf dem Mergelplätzli, die in der Abendsonne leuchten.
Mehr Grün, mehr Begegnung, weniger Asphalt: Der aufgewertete Viktoriaplatz ist ein exemplarisches Beispiel, was die Plätze der Zukunft in der Schweiz leisten sollen. Nicht zuletzt, weil sich die Städte wegen der Klimaerwärmung immer stärker erhitzen.
«Bislang sind städtische Freiräume grundsätzlich mit Asphalt versiegelt. Ob auf Strassen, Plätzen oder Zwischenräumen: Es besteht fast überall Handlungsbedarf», sagt William Fuhrer, Architekt und Experte für urbane Raumentwicklung an der Berner Fachhochschule.
Dementsprechend treiben die Städte die Aufwertung von Plätzen und Verkehrsachsen voran, wie folgende Beispiele zeigen.
Zürich: Stadtgarten am Heimplatz
Mit der Erweiterung des Zürcher Kunsthauses erhält der Heimplatz nebenan ein Facelifting.
Mehr Pflanzen, bessere Übergänge sowie mehr Platz für die Menschen: Wie beim Viktoriaplatz in Bern ist auch beim Heimplatz in Zürich ein Ziel, die Aufenthaltsqualität zu erhöhen. Im Zentrum des Platzes soll ein Stadtgarten mit Bäumen, Staudenbeeten, Sitzstufen und einem Trinkbrunnen entstehen. Geplanter Baubeginn ist 2025.
Einen richtig grossen Wurf plant die Stadt rund um den Zürcher Hauptbahnhof und das Central: Mitten in der City soll eine Idylle entstehen. Der im Juni vorgestellte Masterplan sieht einen autofreien Bahnhofplatz, ein neu gestaltetes Central, Sitzstufen an der Limmat, grosszügige Fussgängerzonen mit Bäumen und praktisch keine Autos vor.
Basel: Piazza am Barfüsserplatz
Alles neu auf dem «Barfi»: Geht es nach der Basler Baudirektorin Esther Keller (GLP), soll auf dem Barfüsserplatz im Herzen Basels eine Piazza entstehen. Der Ort soll von einem Durchgangs- zu einem Aufenthaltsort für die Bevölkerung werden.
Tramhäuschen und Fahrbahnschlaufen sollen geopfert werden, damit Beizen mehr Platz für die Aussenbewirtung vorfinden. Bis Ende 2025 soll ein Vorprojekt vorliegen.
Luzern: Flaniermeile an der Reuss
Luzern will die Bahnhofstrasse massiv aufwerten. Die gesamte Achse soll weitgehend autofrei werden. Geplant ist eine Flaniermeile mit einer zusätzlichen Baumreihe. Entlang der Reuss sind neue Sitzflächen vorgesehen, zudem soll zwischen den Bäumen eine Mergelfläche entstehen.
Ein Facelifting soll auch der Luzerner Theaterplatz erhalten. Die Bauarbeiten starten 2023.
Bern: Mehr Grünflächen auf Bären- und Waisenhausplatz
Während der 2004 umgestaltete Bundesplatz mit dem Wasserspiel zum Verweilen einlädt, sind der Bären- und Waisenhausplatz eine verlotterte Asphaltwüste. Nun soll es endlich vorwärts gehen: Die Stadt will die Achse sanieren und damit auch die Hitze in der City lindern. Der Berner Stadtingenieur Reto Zurbuchen: «Eine offene Pflästerung hat einen kühlenden Effekt.»