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Standort für Atomendlager Reaktionen aus Stadel: «Irgendwo muss dieser Abfall ja hin»

Erfreut ist man in Stadel nicht über den Entscheid der Nagra. Widerstand gegen das Atomendlager gibt es aber kaum.

Nun ist klar, wo der Atommüll dereinst vergraben werden soll. Das geologische Tiefenlager für radioaktive Abfälle soll in der Region Nördlich Lägern entstehen, genauer gesagt im Kanton Zürich, in Stadel. Die Gemeinde mit gut 2000 Einwohnerinnen und Einwohner liegt nur wenige Kilometer nördlich der Stadt Zürich.

Standortentscheid Endlager: Darum geht es

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Wohin mit dem Atommüll? Das steht nun fest: Er soll dereinst in der Region Nördlich Lägern vergraben werden. Das 123 Quadratkilometer grosse Gebiet nördlich der Stadt Zürich umfasst 15 Gemeinden – drei davon liegen im Kanton Aargau.

Im Tiefenlager sollen schwach-, mittel- und hochradioaktive atomare Abfälle für zehntausende bis hunderttausende von Jahren versenkt werden.

Seit fast 50 Jahren wurde in der Schweiz nach einem geeigneten Standort für die Lagerung radioaktiver Abfälle gesucht. Dafür gab es zuletzt drei potenzielle Standortgebiete: Neben Nördlich Lägern waren dies Standorte in der Region Zürcher Weinland sowie in der Region Jura Ost im Aargau. Nördlich Lägern war vorübergehend aus dem Rennen gefallen, wurde aber dann wieder als möglicher Standort ins Auge gefasst.

Weshalb nun Nördlich Lägern?

Gegenüber Radio SRF begründet Nagra-Chef Matthias Braun die Standortwahl wie folgt: «In Nördlich Lägern haben wir den besten Standort für ein Tiefenlager gefunden, mit den grössten Sicherheitsreserven. Erfreulich ist, dass wir einen eindeutigen geologischen Entscheid haben. Die Geologie hat gesprochen.»

Erfreut über den Entscheid der Nagra ist man dort nicht.«Wir haben natürlich immer gehofft, dass unsere Region nicht als Standort ausgesucht wird», sagt der Stadler Gemeindepräsident Dieter Schaltegger, «aber jetzt ist es halt so.» Der Gemeinderat wolle sich aber zuerst überzeugen lassen, dass Stadel tatsächlich der sicherste Standort für ein solches Tiefenlager sei, sagte Schaltegger am Montag an einer Medienkonferenz.

Schweizer Karte: Das Endlager Nördlich Lägern liegt zwischen den Kantonen Aargau und Zürich und der Deutschlandgrenze.
Legende: SRF

Auch vor dem Einkaufsladen im Dorfzentrum von Stadel nehmen die Einwohnerinnen und Einwohner den Entscheid eher gelassen zur Kenntnis. «Natürlich sind wir nicht begeistert. Aber auch wir verursachen Abfall und brauchen Elektrizität. Wir akzeptieren deshalb den Entscheid», sagt eine Frau aus Stadel. «Irgendwo muss dieser Abfall ja hin», ergänzt ein anderer Stadler. Grosser Widerstand scheint es in der Bevölkerung der Unterländer Gemeinde nicht zu geben.

Eine Frau zeigt sich dann aber doch etwas besorgt. Sie frage sich, ob dieses Tiefenlager tatsächlich sicher sei. «Es besteht doch eine gewisse Gefahr für unsere Nachkommen. Das macht mir Angst.» Auf die Frage, ob sie sich das Tiefenlager lieber in einer anderen Region gewünscht hätte, sagt sie aber: «Nein, ich will auch nicht andere Leute damit belasten.»

Zürcher Regierung sichert Gemeinden Unterstützung zu

Ähnlich reagiert auch der Zürcher Regierungsrat auf den Standortentscheid der Nagra. Die Zürcher Regierung habe den Standort nicht gewünscht. Es sei aber wichtig, dass dieser radioaktive Abfall am sichersten Ort gelagert werde, sagt der zuständige Grüne Regierungsrat Martin Neukom. «Wenn dieser sicherste Ort bei uns im Kanton Zürich ist, dann tragen wir diese Verantwortung.» Man wolle die betroffenen Gemeinden aber bestmöglich unterstützen, betont Neukom.

Alte Riegelhäuser im Dorfzentrum von Stadel
Legende: Keine Begeisterung, aber kaum Widerstand. Die Einwohnerinnen und Einwohner sehen dem geplanten Atomendlager mit einer gewissen Gelassenheit entgegen. SRF

Dies erhoffen sich auch die Zürcher Parteien von links bis rechts. Denn es gebe noch viele offenen Fragen. Die Frage nach dem Grundwasser etwa: «Das Tiefengrundwasser darf in keinem Fall von diesen Strahlen kontaminiert werden», sagt GLP-Kantonsrätin Nathalie Aeschbacher. Es sei wichtig, dass man nun alle Tatsachen auf den Tisch lege. Die Grüne Kantonsrätin Wilma Willi, selber im Zürcher Unterland wohnhaft, verlangt vor allem eines: Transparenz. «Das ist für uns, die in der Region wohnen, am wichtigsten.» Willi forderte schon in einem Vorstoss, dass das Prozedere durch internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler begleitet werden soll.

Auch für die SP sind noch viele Fragen ungeklärt. Besonders wichtig sei, dass die radioaktiven Abfälle irgendwann wieder ausgegraben werden könnten, sagt Kantonsrätin Sibylle Jüttner. «Dass wir irgendwann die Chance haben, besseres oder sogar sinnvolles mit diesem Abfall zu machen.» Dies findet auch Stefan Schmid von der SVP wichtig. Das sei man den zukünftigen Generationen schuldig. «Wir wissen ja nicht, ob das Material irgendwann wiederverwendet werden kann.» Auch die Frage der Abgeltung für die betroffenen Gemeinden sei noch offen, sagt Barbara Franzen von der FDP. «Es ist wichtig, dass man diesen Prozess nun anpackt.»

Die Frage nach der Abgeltung

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Inwiefern Abgeltungen für die Betroffenen ausbezahlt werden, ist noch offen. Abgeltungen werden bezahlt dafür, dass die Region die Verantwortung trägt. Die grosse Fragen seien nun: «Welche Gemeinden bekommen wieviel Geld, und wie wird das Geld genutzt – fliesst es also beispielsweise in eine Stiftung?», führte der Zürcher Regierungsrat Martin Neukom am Montagmorgen vor den Medien aus.

Die Verhandlungen über Abgeltungen und gegebenenfalls über allfällige Kompensationsmassnahmen sollen so früh wie möglich eingeleitet werden, heisst es im Sachplan Geologische Tiefenlager. Zuständig für die Abgeltungen sind die Schweizer Atomkraftwerksbetreiber, die im Verband Swissnuclear zusammengeschlossen sind.

Regionaljournal Zürich Schaffhausen 12.9.2022, 12:03 Uhr ; 

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