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Schweiz Stau als Gefahr: Wie schütze ich mich?

Einen sicheren Schutz vor Auffahrunfällen gibt es nicht, sagt der ACS-Generaldirektor. Allerdings können die Verkehrsteilnehmer einige Vorkehrungen treffen. Diese sind relativ unkompliziert – mitunter aber regulatorisch, ökologisch und ethisch nicht ganz unumstritten.

Nach dem Autounfall bei Quinto, bei dem ein Elternpaar und zwei Kinder ihr Leben liessen, reagiert der Bund. Er lässt auf der Autobahn ein Fahrzeug mit Warntafel aufstellen, welche den Verkehrsteilnehmern Stau als Gefahrenherd anzeigt.

Doch was können die Autofahrer und Verantwortlichen sonst noch tun? Sind Unfälle wie der auf der A2 geschehene überhaupt zu vermeiden? SRF News hat mit Michael Gehrken, dem interimistischen Generaldirektor des Automobilclubs Schweiz (ACS) gesprochen.

SRF News: Ist es angebracht, den Autofahrern Ratschläge zu erteilen? Können sich diese überhaupt vor solchen Unfällen schützen?

Michael Gehrken

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Michael Gehrken ist seit einem Monat Generaldirektor ad interim des Autoclubs Schweiz (ACS). Zuvor stand er acht Jahre lang dem Schweizer Nutzfahrzeugverband ASTAG vor.

Michael Gehrken: Einen hundertprozentigen Schutz gibt es nicht. Das wäre utopisch. Es sind allerdings schon viele Sicherheitsmassnahmen umgesetzt worden, die Fahrzeuge sind schon auf einem guten Stand.

Nebst der Fahrzeugtechnik und dem Wissen der Automobilisten sind ausgebaute Kapazitäten ein Thema. Diese mögen einen Unfall nicht in jedem Fall verhindern, aber sie können allenfalls die Auswirkungen minimieren.

Sie denken an die zweite Röhre...

Es lässt sich durchaus sagen: Wäre die zweite Röhre schon gebaut, hätte es die Ampel nicht gebraucht – und der Stau wäre nicht entstanden, der zum Unfall geführt hat.

Ist es ratsam, zum vorderen Auto mehr Abstand zu halten?

Die Behörden empfehlen aufzuschliessen, um den Stau zu verringern. Wir raten aber durchaus, Abstand zu halten. Einen Sicherheitsabstand einzuhalten, ist nie schlecht.

Soll man wenn immer möglich auf der linken Spur fahren?

Es ist fraglich, ob sich das lohnt. Was passiert ist, hätte auch auf der linken Seite geschehen können.

Gerade in einer Kolonne darf der Autofahrer nicht das Gefühl haben: Ich stehe ja und mache Pause.
Autor: Michael Gehrken Generaldirektor ad interim ACS

Welche Vorkehrungen kann man stattdessen treffen?

Kommt ein Auto am Schluss einer Kolonne zum Stehen, raten wir, die Warnblinker einzuschalten. Ferner ist es sinnvoll, dass der Autofahrer ab und zu in den Rückspiegel schaut, damit er notfalls vielleicht noch reagieren kann. Gerade in einer stehenden Kolonne darf er nicht das Gefühl haben: Ich stehe ja und mache Pause.

Schliesslich sollte die Sicht nach hinten auf keinen Fall eingeschränkt sein. Ist sie eingeschränkt, kann ein Autofahrer nicht nur sich selbst, sondern auch andere gefährden. Aber dafür gibt es gesetzliche Bestimmungen.

Fährt man besser ein grösseres Auto?

Grundsätzlich bieten Autos mit mehr Masse besseren Schutz. Hier besteht aber ein Interessenskonflikt: Je mehr aktive Sicherheitssysteme ein Auto hat, desto schwerer ist es. Und je schwerer es ist, desto mehr Treibstoff verbraucht es. Andererseits hat die Technologie der letzten Jahre diesen Zusammenhang mehr als kompensiert.

Moderne grosse Geländewagen sind heute umweltfreundlicher unterwegs als alte kleine Autos. Die Sicherheit des anderen ist natürlich eine andere Frage. Wenn ich mit einem schwereren Auto auf ihn auffahre, ist er natürlich wieder mehr betroffen.

Grundsätzlich bieten Autos mit mehr Masse besseren Schutz. Hier besteht aber ein Interessenskonflikt.
Autor: Michael Gehrken Generaldirektor ad interim ACS

Soll der Bund automatische Bremssysteme vorschreiben?

Automatische Bremssysteme werden sich auf dem Markt wohl ohnehin durchsetzen. Vorstufen davon sind jetzt schon in den meisten neuen Autos drin. Früher hat man lernen müssen, wie man richtig bremst. Heute kann man voll in die Bremsen steigen, und das System setzt es richtig um.

Besteht dann nicht die Gefahr, dass sich die Autofahrer in falscher Sicherheit wiegen und den Kopf ausschalten?

Das Wiener Übereinkommen über den Strassenverkehr von 1968 schreibt vor, dass grundsätzlich jede technologische Massnahme vom Mensch übersteuert werden können muss.

Um noch einmal auf den konkreten Unfall zurückzukommen: Wie gross ist die Chance für ein solches Ereignis?

Wenn man die Zahlen anschaut, sind die Unfälle deutlich zurückgegangen – was nichts daran ändert, dass jeder Einzelfall bedauerlich ist.

Das Gespräch führte Christine Spiess

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