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Steigende Gesundheitskosten «Wir haben immer noch zu viele Spitäler in der Schweiz»

Die Krankenkassenprämien steigen moderat, obwohl die Gesundheitskosten nicht zurückgegangen sind. Wie das kommt, erklärt die Präsidentin der Stiftung für Patientenschutz, Susanne Hochuli.

Susanne Hochuli

Präsidentin der Stiftung für Patientenschutz

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Hochuli war während acht Jahren Regierungsrätin des Kanton Aargaus. Seit 2017 ist sie Präsidentin der Stiftung für Patientenschutz.

SRF News: Die Krankenkassenprämien für nächstes Jahr steigen nur wenig. Was sagen Sie dazu?

Susanne Hochuli: Es ist immer noch zu viel. Und man darf nicht vergessen, dass die Kosten nur verschoben werden. Die Steuerzahler werden mehr zur Kasse gebeten.

Der Hauptgrund sei, dass die stationären Spitalaufenthalte letztes Jahr weniger gekostet haben, unter anderem dank finanzieller Beteiligung der Kantone. Wo sehen Sie sonst noch Sparpotenzial?

Wir haben immer noch zu viele Spitäler in der Schweiz. Man hört auch immer wieder davon, dass zu viele Operationen gemacht werden, die unnötig sind. Dazu möchte ich auf den Expertenbericht des Bundes verweisen. Dort sind sehr viele Massnahmen zu finden, die helfen sollen, die Kostenentwicklung im Gesundheitswesen einzudämmen.

Sobald irgendeinen Vorschlag kommt, wissen alle, warum er sicher nicht umgesetzt werden kann.

Diese Vorschläge sollten dringend und schnell umgesetzt werden. Aber bei jeder Massnahme gibt es sofort wieder Druck von Betroffenen, die das Gefühl haben, irgendetwas zu verlieren.

Können Sie einen oder zwei konkrete Vorschläge nennen?

Ja, zum Beispiel das Globalbudget wurde ganz stark angefeindet. Das kann ich verstehen, aber man darf nicht vergessen, dass man eigentlich schon lange weiss, was man alles machen könnte. Und anscheinend ist niemand bereit dazu, so dass der Bundesrat zum Schluss sagt, man müsste vielleicht über ein Globalbudget nachdenken.

Es ist jeweils interessant, dass alle argumentieren, dass die Einsparungen auf Kosten der Sicherheit für Patientinnen und Patienten gehen.

Es gibt auch kleinere Massnahmen, zum Beispiel bei der Frage der Preisbildung bei Generika. Sobald irgendeinen Vorschlag kommt, wissen alle, warum er sicher nicht umgesetzt werden kann. Das finde ich schade, weil wir als Prämien- und Steuerzahlende die Leidtragenden sind.

Der Krankenkassenverband fordert tiefere Preise für Medikamente. Wie sehen Sie das?

Man diskutiert schon lange darüber. Es ist ähnlich wie bei den Generika, sie sind im Ausland viel billiger. Aber wenn man vorschlägt, man könnte einen Referenzpreis einführen, verwerfen alle die Hände und wissen, warum das nicht geht. Es ist jeweils auch interessant, dass immer alle argumentieren, dass die Einsparungen auf Kosten der Sicherheit für Patientinnen und Patienten gehen würden.

Die Krankenkassenprämien steigen um drei Prozent. Sie sind damit noch nicht zufrieden. Was wäre für Sie ein Zielwert?

Es geht nicht um einen Zielwert. Man muss sich bewusst sein, dass wir als Prämien- und Steuerzahler alles bezahlen.

Was schlagen Sie vor?

Man muss sich überlegen, wie die gesundheitliche Versorgung in der Schweiz aussieht – und ob es wirklich so viele Spitäler braucht. Vielleicht sollte man sich fragen, ob man das Land unabhängig von den Kantonsgrenzen in Gesundheitsregionen aufteilen sollte.

Das Gespräch führte Linda von Burg.

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