Dieses Geburtstagsfest wird Oliver nicht so schnell vergessen. Der junge Zürcher mit Down-Syndrom lacht vor Freude. Der 16-Jährige hat bei der Zürcher Stiftung Kinderhilfe Sternschnuppe eine fix-fertige Party gewonnen: Torte, Dekomaterial und Unterhaltung inklusive. «Ich bin so gespannt, wer der Überraschungsgast ist», erzählt Oliver draussen in der Usterner Wohnsiedlung.
Unter der Pergola haben sich seine Freunde um ihn versammelt. Auch seine Eltern und sein jüngerer Bruder feiern mit. «Uns bedeutet dieses Fest sehr viel», sagt Olivers Mutter gerührt. Es sei wie ein Aufatmen während der Pandemie. «Dass Oliver mit Freunden feiern darf bei einem offerierten Programm, ist ein Lichtblick.» Ein Lichtblick, der in der Not entstanden ist.
Normalerweise realisiert die Stiftung Kinderhilfe Sternschnuppe Herzenswünsche von Kindern mit einer Behinderung oder einer Krankheit: Die einen träumen von einer Fahrt ins Disneyland, anderen schwebt ein Treffen mit einem Fussballer wie Ronaldo vor. Die Stiftung schrieb einst sogar Queen Elizabeth an, als sich ein Kind ein gemeinsames Mittagessen gewünscht hatte – leider erfolglos.
«Wir haben viel mit Menschen, mit Erlebnissen, speziellen Begegnungen und Reisen zu tun», sagt Nicole Sami, Co-Geschäftsleiterin der Stiftung. Doch die Corona-Pandemie wirbelte das Angebot letzten Frühling durcheinander.
Die Stiftung sagte alle Wunscherfüllungen ab. «Unsere Mitarbeiterinnen waren sehr gefordert und mussten telefonieren, stornieren, umbuchen», erklärt Sami. «Die Enttäuschung war natürlich bei ganz vielen Kindern gross.»
«Uns waren bei den üblichen Angeboten die Hände gebunden», sagt Sami. Auch Zoo- oder Museumsbesuche, wie sie Familien kostenlos offeriert werden, waren nicht möglich. Was also tun?
Das Team um Nicole Sami, allesamt im Home-Office, steckte die Köpfe im virtuellen Raum zusammen. Und konzipierte Schritt für Schritt ein neues Angebot: Die Geburtstagspartys, welche unter den 4500 registrierten Familien verlost wurden. Doch auch hier tauchten rasch Hürden auf.
Darf das Grosi mitfeiern oder nicht?
Die häufig wechselnden Personenbeschränkungen des Bundesrates waren organisatorisch eine Herausforderung. Natürlich hätten sie versucht, enttäuschte Gesichter von Anfang an zu vermeiden, sagt Sami. «Aber es war teilweise ein echter Eiertanz», fährt die Co-Geschäftsleiterin der Stiftung fort. «Waren zehn Personen erlaubt, durften wir ein 'Grosi' plötzlich wieder einladen.» Dann seien wieder nur Treffen von fünf Personen möglich gewesen und «man musste das 'Grosi' wieder ausladen».
Es war teilweise ein echter Eiertanz.
Dank flexiblem Team und verständnisvollen Eltern konnte die Stiftung dennoch rund 160 Geburtstagspartys organisieren. In E-Mails an die Organisatoren schildern Familien, sie hätten ihre Kinder schon lange nicht mehr so unbeschwert und fröhlich erlebt.
Auch der 16-jährige Oliver wirkt bei seiner Party gelöst. Er sitzt am frühen Nachmittag in der Stube neben seinen Freunden und staunt über die Tricks von zwei Zauberern, den Überraschungsgästen. «Es war sehr faszinierend», so Oliver nach der Show. Zwei Tricks habe er schon gekannt. «Ich verrate sie aber nicht», sagt er, während seine Freunde im Hintergrund reden und lachen.