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Symbolbild: Studenten in einem Vorlesungssaal mit grünen Pultreihen.
Legende: Studenten an der Uni Zürich: In manchen Fällen macht ein Darlehen Sinn. Keystone

Stipendien-Initiative Darlehen als Alternative zum Stipendium

Studenten ohne grosszügige Eltern oder ohne lukrativen Nebenjob sind auf ein Stipendium angewiesen. Oder doch nicht? Denn es gibt auch Alternativen zu Stipendien, Eltern oder Arbeit: Ein Darlehen etwa.

Die Eltern von Ueli Nobs haben ihm das Wirtschaftsstudium finanziert, daneben hat er auch stets gearbeitet. Dennoch wollte Nobs für die letzten zwei Studienjahre mehr finanziellen Spielraum. So wandte er sich für ein Darlehen an den Verein Studienaktie.

Das Dossier muss überzeugen

Der gemeinnützige Verein berät Studenten, erstellt mit ihnen ein Dossier und bringt sie mit Investoren zusammen. Nobs entschied sich für ein Modell, das den Geldgeber an seinem beruflichen Erfolg beteiligt. Investoren liehen ihm gesamthaft 10'000 Franken, verzinst mit durchschnittlich sechs Prozent.

Im besten Fall findet der Verein Studienaktie eine andere Lösung. Nämlich dann, wenn das Dossier mit konkreten Berufszielen, Lohnaussichten und Budget beispielsweise doch noch jemanden aus dem persönlichen Umfeld überzeugt. Zum Beispiel die finanzkräftige Grossmutter, wie es vom Verein heisst.

Je besser das Dossier, desto tiefer der Zins

Anders das gewinnorientierte Start-up-Unternehmen splendit.ch: Es vermittelt ausschliesslich Darlehen. Gründer sind zwei Banker. Wichtig ist auch hier ein möglichst überzeugendes Dossier für einen Bildungskredit: «Je besser der Student seinen Bildungskreditantrag verfasst hat, desto tiefer wird der Zins festgelegt», sagt Florian Kübler, einer der Gründer von splendit.ch.

Der Zins wird in einer Auktion ausgehandelt: Je überzeugender das Dossier, desto eher ist einer der Investoren bereit, Geld für weniger Zins auszuleihen. Dabei beträgt die Obergrenze des Zinses für den Studenten acht Prozent.

Ökonomie-Studenten im Vorteil?

Kritik am Darlehen-System kommt von Studentenorganisationen und linken Parteien: Solche Angebote würden Tür und Tor für die Privatisierung des Bildungswesens öffnen. Ausserdem könnten die Investoren die freie Studienwahl untergraben, indem sie vor allem Fachrichtungen wie Wirtschaft unterstützten, wird argumentiert.

Das stimme so nicht, heisst es sowohl bei splendit.ch wie auch beim Verein Studienaktie. Auch andere Studienrichtungen hätten Chancen für einen Kredit. «Unter den 200 Projekten, die durch uns mitunterstützt werden, finden sich alle möglichen Bildungsprojekte», sagt der Geschäftsleiter des Vereins Studienakte, Professor Claude Siegenthaler.

Bei Ueli Nobs war es Ökonomie. Der 28-Jährige hat das Studium beendet und arbeitet inzwischen in der Marketingabteilung eines international tätigen Unternehmens. Das Darlehen und die lohnabhängigen Zinsen hat er bereits abbezahlt. Nun spielt er mit dem Gedanken, demnächst selber Studenten zu unterstützen.

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