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Familie schlägt Inkassobüro mit eigenen Waffen
Aus Espresso vom 18.04.2018. Bild: SRF
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Stossende Porno-Rechnung Familie schlägt Inkassobüro mit eigenen Waffen

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Grossvater einer SRF-Hörerin soll ein Abo für ein Pornoportal abgeschlossen haben.
  • Die Rechnung dafür will der eingeschüchterte Mann bezahlen, doch seine Familie setzt sich mit ungewöhnlichen Methoden zur Wehr.
  • Sie verrechnet dem zuständigen Inkassobüro ihre Aufwände wie Zeit und Briefporto.
  • Als das Unternehmen auf diese Rechnung nicht reagiert, leitet die Familie die Betreibung ein – und hat damit Erfolg.

Diese Geschichte beginnt, wie viele andere, mit einer Rechnung für ein Sex-Abo. Erhalten hat diese Rechnung der Grossvater einer Hörerin des SRF-Konsumentenmagazins «Espresso». Knapp 90 Franken soll er bezahlen für einen Zugang zu einem Porno-Videoportal. «Er hatte Angst und wollte die Rechnung bezahlen», sagt seine Enkelin, «obwohl er sicher ist, nie ein solches Abo abgeschlossen zu haben».

Absender der Rechnung ist die alt bekannte Firma Obligo, über die «Espresso» wegen solch stossender Sex-Abo-Rechnungen schon mehrfach berichtet hat (siehe «Mehr zum Thema»). Die Familie kann den Grossvater davon überzeugen, nicht zu zahlen. Stattdessen habe man mehrere Briefe an Obligo geschickt, erzählt die Enkelin weiter. «Darin haben wir zum Ausdruck gebracht, dass wir zu keinem Zeitpunkt ein Abo abgeschlossen haben.»

Inkassobüro reagiert nicht

«Espresso» hat diese Briefe gesehen. Obligo sagt allerdings, nur ein «Standardschreiben erhalten» zu haben – und dieses sei beantwortet worden. Jedenfalls gab Obligo nach einiger Zeit den Fall weiter an das Inkassobüro Inkassodata.

Fortan sollte sich dieses um die Eintreibung der Forderung kümmern. «Und auch diesem haben wir per Brief mitgeteilt, dass wir die Forderung bestreiten», sagt die SRF-Hörerin. Doch Inkassodata habe nicht darauf reagiert – im Gegenteil: Kurz darauf lag eine weitere Betreibungsandrohung im Briefkasten.

«Was die können, können wir auch»

Die Familie liess sich aber auch davon nicht beeindrucken und sagte sich: Was die können, können wir auch. «Wir haben Inkassodata mitgeteilt, dass wir ihnen unsere Aufwände wie Zeit und Briefporto ab sofort verrechnen.»

Und als das Inkassobüro keine Ruhe gab, hat die Familie genau das getan und Inkassodata eine Rechnung über 155 Franken geschickt mit dem Hinweis, eine allfällige Mahnung sei mit weiteren Kosten verbunden. Inkassodata habe aber erneut nicht reagiert, und so habe man eine erste und eine zweite Mahnung geschickt – «wie es sich gehört» – am Schluss habe man das Inkassobüro betrieben. Und zwar mit Erfolg: Das Unternehmen hat keinen Rechtsvorschlag erhoben und am Schluss bezahlt.

Nur bedingt zu empfehlen

Weshalb die Familie tatsächlich Erfolg hatte mit ihrem ungewöhnlichen Vorgehen, bleibt offen. Inkassodata hat auf die Anfragen von «Espresso» nicht reagiert. Für SRF-Rechtsexpertin Gabriela Baumgartner ist jedoch klar: «Normalerweise hätte ein Inkassobüro in einem solchen Fall wohl Rechtsvorschlag erhoben. Und dann müsste man mit einer Zivilklage vor Gericht beweisen, dass einem der Betrag tatsächlich zusteht.» Spätestens ab diesem Zeitpunkt werde es teuer.

Man könne es natürlich schon so machen wie die Familie: «Es braucht einfach Geduld und man muss sich bewusst sein, dass eine Betreibung nicht gratis ist.» Bei geringeren Rechnungs-Beträgen sind die Kosten allerdings überschaubar – in der Regel betragen sie um die zwanzig Franken.

Dennoch: Die günstigere und nervenschonendere Variante sei es, bei solchen Forderungen einmal einen eingeschriebenen Brief an die entsprechenden Unternehmen zu schreiben, darin die Forderung zu bestreiten und dann nicht mehr zu reagieren. Und selbstverständlich: Sollte tatsächlich eine Betreibung kommen, unbedingt Rechtsvorschlag erheben.

Inkassobüro bittet um Löschung des Betreibungs-Eintrags

Für die betroffene Familie hat sich die Angelegenheit aber offenbar erledigt: «Wir haben nichts mehr gehört», sagt die Enkelin. Bis auf einen Brief an den Grossvater: Darin bittet Inkassodata darum, «den Betreibungsregister-Eintrag zu löschen», da die Betreibung ja beglichen worden sei. Die Familie ist der Bitte nicht nachgekommen.

Auf die Anfragen von «Espresso» hat Inkassodata nicht reagiert.

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