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Romandie fordert neue Bahnstrecke zwischen Lausanne und Genf
Aus Rendez-vous vom 11.11.2021. Bild: Keystone
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Streckenunterbruch bei der SBB Lauter Ruf nach neuer SBB-Strecke in der Romandie

Die Panne zwischen Lausanne und Genf zeigt: Eine zweite Bahnverbindung wäre eigentlich dringlich. Doch bis eine solche gebaut ist, wird es noch Jahrzehnte dauern.

Tausende Passagiere blieben am Dienstagabend an den Bahnhöfen von Lausanne und Genf hängen. Nichts ging mehr – wegen eines Lochs zwischen den Gleisen bei Morges. Entstanden sind die Hohlräume, nachdem in zehn Metern Tiefe ein Rohr unter den Gleisen verlegt wurde.

Die Lage ist so dramatisch, dass die SBB die Passagiere bittet, auf Reisen zwischen Lausanne und Genf zu verzichten.

Arbeiten auf Hochtouren

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Legende: Keystone

Die Arbeiten für die Wiederherstellung der Bahnlinie Lausanne – Genf laufen auf Hochtouren. Die SBB ging am Donnerstagmorgen davon aus, dass die Strecke am Freitag in den ersten Morgenstunden wieder in Betrieb genommen werden kann.

Drei Reparaturteams mit insgesamt 60 Leuten arbeiten im Schichtwechsel rund um die Uhr an der Sanierung der wichtigsten Strecke der Westschweiz, die seit Dienstag bei Tolochenaz/VD unterbrochen ist.

Auch nach der Reparatur am Freitag muss laut SBB damit gerechnet werden, dass die Züge mit reduzierter Geschwindigkeit unterwegs sein werden und es zu Verspätungen kommen wird. Offen ist zudem, ob auch die Intercity-Züge bereits wieder fahren werden. (sda)

Die neuste Streckensperrung zeige, wie anfällig für Störungen diese wichtige Bahnstrecke sei, sagt die Waadtländer Regierungspräsidentin Nuria Gorrite. «Es gibt immer wieder Probleme mit der Bahnstrecke zwischen Lausanne und Genf, was Sperrungen zur Folge hat.» Und dabei handle es sich hier um die zweitwichtigste Wirtschaftsregion der Schweiz. «Das hat negative Folgen», so Gorrite.

Seien es nun Personenunfälle oder Unwetter, die zu Streckenunterbrüchen führen: Die Pendlerinnen und Pendler in der Westschweiz trifft es hart. Deshalb verlangt die Waadtländer Verkehrsdirektorin, dass die schon seit Jahren verlangte Neubaustrecke jetzt kommt. «Leider hat es das jetzige Chaos gebraucht, um zu zeigen, dass unsere Forderungen berechtigt sind.»

Milliarden für die bestehende Bahnstrecke

Damit den Worten auch Taten folgen, muss sich die Westschweiz auf Bundesebene für die notwendigen Mittel starkmachen. Doch bereits jetzt fliessen für das Bauprojekt «Léman 2030» mehr als drei Milliarden Franken in die Westschweiz. Mit dem Geld wird die Kapazität auf der bestehenden Bahnlinie ausgebaut.

Bald 100'000 Passagiere pro Tag

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Den Bedarf für eine Neubaustrecke in der Romandie sieht auch die SBB: Man sei offen für diese Forderung, sagt Alain Barbey, der bei der Bundesbahn verantwortlich ist für die Westschweiz. «Ich denke, jetzt können wir nicht mehr warten, um eine Alternative zu suchen.» Heute seien bis zu 60'000 Passagiere pro Tag auf dieser Linie unterwegs. 2030 werden es 100'000 Personen sein. Wenn es dann zur Sperrung der einzigen Bahnstrecke komme, werde es sehr kompliziert, so Barbey.

Das Projekt ist aber nicht unumstritten, etwa bei der Interessensgemeinschaft Öffentlicher Verkehr in der Schweiz, IG ÖV. Man habe schon vor 15 Jahren von einem Fehler gesprochen, sagt Thomas Imobersteg, Leiter der IG ÖV Waadt. «Man hätte sofort eine Neubaustrecke planen müssen – statt nur hie und dort ein weiteres Gleis.»

Genau hier zeigt sich das Problem: Es wird schon heute bloss der Rückstand auf Deutschschweizer Zentren wie Zürich aufgeholt, in denen in den letzten Jahren massiv investiert wurde.

Realisierung wird Jahrzehnte dauern

Der Waadtländer Ständerat Olivier Français ist in der Romandie als «Monsieur Tunnel» bekannt. Er hat den Bau der Métro in Lausanne verantwortet. Die Westschweiz sei mit der ersten Autobahn in den 1960er-Jahren Pionier gewesen, sagt er. «Doch wir haben uns zu sehr auf diesen frühen Erfolgen ausgeruht.»

Bis der Rückstand nun aufgeholt ist, brauchen die Pendler zwischen Lausanne und Genf noch viele Jahre lang viel Geduld. Die aktuelle Diskussion dreht sich erst um Planungsgelder für eine Neubaustrecke. Frühestens wäre eine solche mit einem Zeithorizont bis 2050 realisierbar.

Rendez-vous, 11.11.2021, 12:30 Uhr

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