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Strom für 11'000 Haushalte Aargauer Riesenbatterie geht in Betrieb

Solaranlagen machen das Stromnetz immer komplexer. Batteriespeicher helfen dabei, das Netz stabil zu halten.

Batterien sind aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Egal ob in Handys, Elektroautos oder Laptops – ohne Batterien würde vieles nicht funktionieren. Inzwischen nehmen die Batterien auch im Stromnetz eine immer wichtigere Rolle ein. In den letzten Jahren sind gleich mehrere Riesenbatterien in Betrieb gegangen. Jetzt steht eine solche auch im aargauischen Dättwil.

Die Batterie im Unterwerk Dättwil umfasst rund 30 Batterie-Elemente, die je so gross sind, wie ein amerikanischer Doppelkühlschrank. Die Riesenbatterie hat eine Leistung von 5.5 Megawatt und eine Kapazität von 10 Megawattstunden. Damit könnte eine Gemeinde mit 11'000 Einwohnerinnen und Einwohnern bis zu einer Stunde mit Strom versorgt werden.

Mann mit gelber Weste steht vor einem offenen Kasten mit Batterie
Legende: Am Unterwerk in Dättwil (AG) wird Strom in Batterien gespeichert. Patrick Linggi, Projektleiter der AEW Energie AG, erklärt die Funktion. Ist zu viel Strom im Netz, wird die Batterie geladen. Wenn es zu wenig Strom im Netz gibt, wird die Batterie entladen. SRF/Alex Moser

Die Batterie ist aber nicht direkt als Energiespeicher bei einem Stromausfall gedacht, sondern sie soll das Netz stabilisieren. Denn dieses wird immer volatiler, erklärt der zuständige Projektleiter der AEW Energie AG, Patrick Linggi. «Heute produzieren die Kundinnen und Kunden mit Solaranlagen ihren Strom selbst und speisen diesen in unser Netz ein.» Dadurch wird es immer komplexer, das Netz zu steuern.

Ohne stabile Netzfrequenz kommt es zum Blackout

Im Schweizer Stromnetz braucht es eine konstante Netzfrequenz von 50 Hertz. Wenn zu wenig Strom ins Netz eingespeist wird, sinkt die Frequenz. Wird zu viel Strom geliefert oder umgekehrt zu wenig Strom verbraucht, steigt sie. Ist die Abweichung von den 50 Hertz zu gross, kann es zu einem Blackout kommen.

Ursachen für ein Blackout

Box aufklappen Box zuklappen

Bei einem Blackout kommt es plötzlich zu einem grossflächigen Stromausfall. Eine Ursache dafür können Schwankungen im Stromnetz sein. Es muss immer gleich viel Strom produziert werden, wie verbraucht wird. Wenn diese heikle Balance zu stark gestört wird, kann das Netz zusammenbrechen.

Aber auch Unwetter oder Überschwemmungen können zu einem Blackout führen. Zum Beispiel, wenn ein Strommast umknickt.

Eine dritte Ursache für Blackouts sind Hackerangriffe. Das Netz, wie auch alle grossen Kraftwerke, werden durch Software gesteuert. Wer diese hacken kann, könnte so ganz Europa lahmlegen.

Um das zu verhindern, braucht es die sogenannte Regelenergie. Angenommen, die Frequenz sinkt unter die 50 Hertz, heisst das, dass mehr Strom verbraucht wird, als im Netz vorhanden ist. Die Kraftwerke müssen also kurzfristig mehr Strom einfliessen lassen. Das geschieht entweder, indem die Kraftwerke ihre Leistung hochfahren, oder eben mit der Hilfe solcher Riesenbatterien.

Einblick in einen Container. Es hat viele schwarze Türen mit Warnschildern dran.
Legende: Dättwil (AG) ist nicht der erste Standort einer solchen Riesenbatterie. 2018 eröffneten die Elektrizitätswerke Zürich in Volketswil eine Anlage mit einer Kapazität von 18 Megawattstunden. In Brunnen (SZ) steht seit 2020 eine Speicherbatterie mit einer Kapazität von 20 Megawattstunden. Keystone/Gaetan Bally

Die Idee dahinter ist nicht neu. Bisher galten die Pumpspeicherkraftwerke als die grossen Batterien der Schweiz. Erst vor zwei Jahren ist in Finhaut (VS) ein neues Pumpspeicherkraftwerk eröffnet worden. Weil das Stromnetz aber immer dezentraler wird, werden die Kraftwerke mit Grossbatterien in verschiedenen Regionen ergänzt.

Blick auf einen Stausee, im Hintergrund eine Berglandschaft und einen tiefer gelegenen See.
Legende: Im Sommer 2022 wurde das Wasserkraftwerk «Nant de Drance» im Kanton Wallis eröffnet. Hat es überschüssige Energie im Netz, wird das Wasser aus dem unteren See in den oberen gepumpt. Keystone/JEAN-CHRISTOPHE BOTT

Der Bau solcher Batterien sorgt dabei nicht nur für Stabilität im Stromnetz, sondern auch für mehr Geld in den Kassen der Betreiberfirmen. «Eine Solaranlage liefert nur dann Strom, wenn die Sonne scheint. Mit einer Batterie kann man diesen Strom speichern und dann verkaufen, wenn er gebraucht wird», erklärt der Geschäftsführer der AEW Energie AG, Marc Ritter.

Bald Batteriespeicher in jeder Gemeinde?

Der Betrieb der Super-Batterien ist finanziell lukrativ und könnte auch eine Einnahmequelle für Gemeinden sein. Projektleiter Patrick Linggi geht aber nicht davon aus, dass künftig Gemeinden auf den Zug aufspringen. «Ich gehe davon aus, dass die Batterien von grösseren Energieversorgern oder Industriefirmen betrieben werden.»

Zudem rechnet die Energiebranche damit, dass künftig vermehrt auch Private in ihren Kellern mit Batterien Energie speichern. So helfen Private ebenfalls mit, das Schweizer Stromnetz stabil zu halten.

Echo der Zeit, 23.2.2024, 18:00 Uhr ; 

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