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Strom vom Gotthard Nur der Heimatschutz sträubt sich gegen Windräder

Der Streit um fünf Windräder könnte bald zu Ende sein: Die Tessiner Regierung hat eine Beschwerde abgelehnt.

«Auf Tessiner Seite des Gotthardpasses, da bläst der Wind fast immer», sagt Roberto Pronini, Direktor der Tessiner Elektrizitätsgesellschaft AET. Der Ort sei deshalb ideal, um einen Windpark zu errichten.

Auch die Untersuchungen vom Bund hätten dies gezeigt. «Neben dem Wind haben wir hier eine gute Infrastruktur. Das Hochspannungsnetz, in welches wir den Strom einspeisen können, ist bereits vorhanden. Auf der Gotthard-Passstrasse könnten wir zudem das Material für die Windräder transportieren.»

Fünf Windräder von je 80 Metern Höhe will die Azienda Elettrica Ticinese (AET) rund um das Gotthard-Hospiz aufstellen.

Umweltschutz-Organisationen sind dafür

Ungewöhnlich ist, dass die Tessiner Umweltschutzverbände die Idee begrüssen. «Es handelt sich um ein gutes Projekt», sagt etwa Francesco Maggi. Er ist Regionalleiter des WWF Tessin und Parlamentarier der Tessiner Grünen.

Im Gegensatz zu anderen Windparkprojekten gefährde es die Pflanzen- und Tierwelt nicht. «Die Vögel und vor allem die Fledermäuse bevorzugen die San-Bernardino-Route. In den wenigen Tagen, in denen sie den Gotthardpass überqueren, werden die Windräder abgestellt.»

Der Gotthard ist auch für die Umweltschutzvertreter eine historisch bedeutsame Landschaft, die symbolisch aufgeladen ist. Windräder an diesem Ort setzten ein klares Zeichen, sagt Francesco Maggi: «Auch die Schweiz entwickelt sich. Diese Windräder sind Ausdruck diese Entwicklung, von diesem Fortschritt. Davon würde diese neue Landschaft mit den Windrädern erzählen.»

Tessiner Heimatschutz dagegen

Mit dieser Haltung könne der Tessiner Heimatschutz nichts anfangen, sagt ihr Präsident Antonio Pisoni: «Wir sind mit riesigen Dimensionen konfrontiert. Das hier wäre ein gewaltiger Eingriff an einem der geschichtsträchtigsten Orte der Schweiz. Diese Windräder veränderten das Landschaftsbild komplett.»

Zurzeit prüft der Heimatschutz, ob der Weiterzug der von der Tessiner Regierung abgelehnten Beschwerde Sinn ergibt. Denn alle, ausser dem Heimatschutz, sind für diese fünf Windräder: die Tessiner Regierung, die Standortgemeinde Airolo, die Umweltverbände und auch der Bund. Die Windräder liefern voraussichtlich Strom für rund 5000 Strombezüger. Das entspricht den Haushalten in den Bezirken Leventina und Blenio.

Fünf von 200’000 Windrädern

Diese Windräder wären auf jeden Fall ein wichtiges Zeichen, sagt Roberto Pronini, Direktor der Tessiner Elektrizitätsgesellschaft: «Die Windkraft entwickelt sich in ganz Europa. Es gibt über 200’000 Windräder. Die fünf auf dem Gotthard wären ein kleiner Schritt in die richtige Richtung.»

Der Entscheid, ob sich ab Herbst 2020 auf dem Gotthard Windräder drehen und Strom produzieren, fällt in den nächsten Tagen.

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