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Stromtarife 2024 Harsche Kritik an angekündigter Erhöhung der Strompreise

Der Verband der Schweizerischen Elektrizitätsunternehmen rechnet damit, dass die Strompreise im nächsten Jahr im Durchschnitt um zwölf Prozent steigen. Das ruft die Stiftung für Konsumentenschutz auf den Plan.

Staubsaugen, Wasser kochen oder das Handy aufladen. Dafür muss im nächsten Jahr wohl erneut mehr bezahlt werden. Um durchschnittlich zwölf Prozent werden die Strompreise steigen, schätzt der Verband der Schweizerischen Elektrizitätsunternehmen. Zu diesem Ergebnis kommt er nach einer Umfrage bei den Schweizer Stromversorgern. Dabei wurden die Strompreise bereits in diesem Jahr im Schnitt um 27 Prozent erhöht.

Folge der Energiekrise

Grund für die höheren Tarife ist die Energiekrise. Die Strompreise am Grosshandelsmarkt sind 2021 unter anderem aufgrund von höheren Brennstoff- und CO₂-Preisen, historisch niedrigen Füllständen in den Gasspeichern sowie Kraftwerksausfällen und -abschaltungen massiv angestiegen. Mit dem Krieg in der Ukraine und der europaweiten Trockenheit verschärfte sich die bereits angespannte Preissituation weiter und erreichte im August 2022 historische Höchstwerte.

Dazu sagt der Direktor des Verbandes der Schweizerischen Energieunternehmen, Michael Frank: «Die heutigen Grosshandelspreise sind massiv höher als vor der Energiekrise. Die Preise für das Quartal eins im Jahr 2024 sind etwa doppelt so hoch. Das führt dazu, dass man für die Grundversorgung zu höheren Preisen einkaufen muss, wenn man im Herbst oder heute einkauft. Das hat steigende Preise zur Folge.»

Vorwurf der Abzocke

Bei der Stiftung für Konsumentenschutz sieht man die Erhöhung der Strompreise kritisch. Diese seien nicht gerechtfertigt, sagt Geschäftsführerin Sara Stalder: «Man sieht, dass die Gesetzgebung in diesen ausserordentlichen Krisenzeiten nicht gut ist. Das heisst, die Stromkonzerne können mit dem Stromhandel satte Gewinne schreiben. Gleichzeitig zocken sie die einfachen Bürgerinnen und Bürger, die gefangene Kundschaft, ab.» Die Stiftung für Konsumentenschutz fordert deshalb: Die Politik müsse die Bevölkerung mit Massnahmen von höheren Strompreisen schützen.

Hochspannungsleitungen
Legende: Nächstes Jahr wird der Strom durchschnittlich um zwölf Prozent teurer. (Symbolbild) KEYSTONE / CHRISTIAN BEUTLER

Der Verband der Schweizerischen Elektrizitätsunternehmen bestreitet diese Vorwürfe. Die Stromunternehmen hätten bei dem Festsetzen der Strompreise kaum Handlungsspielraum, so Frank: «Die Kunden in der Grundversorgung haben Tarife, die staatlich reguliert sind. Diese bestehen aus den Produktionskosten der inländischen Produktion oder, wenn man den Strom nicht selbst produziert, aus den Beschaffungskosten, die am Markt bezahlt werden müssen. Da kann nichts auf dem Buckel der grundversorgten Kunden optimiert werden».

Staubsaugen, Wasser kochen und das Aufladen des Smartphones: Wie viel all dies künftig tatsächlich mehr kosten wird, zeigt sich Anfang September. Dann werden die definitiven Strompreise für das nächste Jahr bekannt gegeben.

Tagesschau, 20.06.2023, 19:30 Uhr

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