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Studie der Universität Basel Zum Zähneputzen bleibt in Alters- und Pflegeheimen oft keine Zeit

Rund 4500 Pflege- und Betreuungspersonen in über 100 Heimen wurden befragt, wie sie ihre Leistung einschätzen. Die Resultate.

Mit einer gross angelegten Studie wollte der Fachbereich für Pflegewissenschaft der Universität Basel wissen, wie zufrieden Bewohnerinnen und Angestellte von Alters- und Pflegeheimen mit den erbrachten Leistungen sind.

Im Fokus der Befragung 2018 und 2019 stand die Qualität der Pflegeleistungen, die Arbeitssituation der Angestellten, aber auch die Sicht der Bewohnerinnen und Bewohner. Verglichen wurden die Ergebnisse mit jenen von 2013, als die Befragung zum ersten Mal durchgeführt wurde.

Die Bewohnerinnen und Bewohnern der Pflegeheime sind demnach zu 90 Prozent zufrieden mit der erbrachten Qualität der Pflegeleistungen. Dieser Wert ist hoch, liegt aber etwas tiefer als bei der letzten Befragung.

Abgenommen hat aus der Sicht der Heimbewohnerinnen und -bewohner vor allem die Konstanz der Pflege und Betreuung. Nur etwa drei Viertel der Befragten würden ihr Heim jemandem aus der eigenen Familie empfehlen.

Zu viele Medikamente verabreicht

Um die Qualität der Pflegeleistungen zu bewerten, fragten die Studienautorinnen unter anderem, wie viele Medikamente die Bewohner schlucken. Wenn innerhalb von sieben Tagen neun oder mehr Wirkstoffe verabreicht werden, wird von einer Polymedikation gesprochen.

Das trifft auf 44 Prozent aller Bewohnerinnen in Pflegeheimen zu. Fast ein Drittel des befragten Personals findet, es würden zu viele Medikamente eingesetzt. In diesem Bereich bestehe Handlungsbedarf, heisst es im Bericht.

Arbeitslast des Pflegepersonals hoch

Die Studie stellt fest, dass die Heime grossen Wert auf eine gute Pflegequalität legen. Sie stellt aber ebenso fest, dass aufgrund fehlender Zeit häufiger Pflegeleistungen rationiert werden, als das bei der ersten Befragung noch der Fall war. Rund ein Viertel aller Pflegerinnen und Betreuer geben an, manchmal oder häufig auf Körperpflege bei den Bewohnern zu verzichten, weil die Arbeitslast zu hoch sei.

20 Prozent lassen aus demselben Grund manchmal oder häufig die Mund- und Zahnpflege weg. Blickt man auf die Situation der Angestellten, sind die Studienresultate teilweise widersprüchlich. 96 Prozent der Betriebe geben an, dass es schwierig sei, genügend und gut ausgebildetes Personal zu finden.

Nur die Hälfte der Angestellten findet, es habe genug Personal, um die Arbeit zu erledigen. Zudem beklagen sich viele über die Zunahme an administrativen Aufgaben und sie sind unzufrieden mit dem Lohn. Und doch: Gefragt nach der Zufriedenheit am Arbeitsplatz, sagen 84 Prozent der Angestellten, sie seien eher oder sehr zufrieden mit ihrer Stelle.

Die Eckdaten der Umfrage

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Für das «Swiss Nursing Homes Human Resources Project» sind zwischen September 2018 und Oktober 2019 4442 Pflege- und Betreuungspersonen in 118 Heimen in der Deutschschweiz und der Romandie befragt worden. Es handelt sich nach 2013 um die zweite Erhebung dieser Art. Die Umfrageresultate betreffen die Situation vor der Coronakrise. Sie zeigen gemäss den Studienverantwortlichen auf, dass die Arbeitssituation in den Heimen schon vor der Pandemie teils im kritischen Bereich war. (sda)

Info 3, 05.05.2021, 12:00 Uhr

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