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Studie mit Jugendlichen Handystrahlen wirken sich auf das Gedächtnis aus

Eine Studie des Schweizerischen Tropen- und Public-Health-Instituts zeigt, dass Handystrahlung Auswirkungen auf die Gedächtnisleistung von Jugendlichen hat. Der Effekt ist allerdings sehr gering.

Fast jeder hat eins. Zusammengerechnet sind es viele Stunden, die wir unser Handy oder Smartphone ans Ohr halten, um zu telefonieren. Das Handy gibt dabei Strahlung ab, und das direkt neben dem Gehirn – also auch direkt ins Gehirn. Die Befürchtung, das könnte schädlich sein, ist so alt wie die Technik selbst.

Doch der Nachweis ist schwierig, unter anderem, weil es um Langzeiteffekte geht, sagt Martin Röösli: «Wenn man Langzeiteffekte untersucht, kann man die Jugendlichen ja nicht ein Jahr lang für Experimente in ein Labor stecken und sehen was rauskommt.»

Röösli ist Epidemiologe am Schweizerischen Tropen- und Public-Health-Institut. Ihn interessieren Effekte, die viele Menschen betreffen und auf lange Frist schaden, wie Lärm, Luftverschmutzung oder eben Handystrahlung. Nun hat er an Jugendlichen gezeigt, dass ihre Gedächtnisleistung innerhalb eines Jahres schlechter wird, wenn sie ihr Handy mehr nutzen als andere.

Dieser Effekt per se ist noch nicht sehr gefährlich. Von daher finde ich es zu früh, jetzt Alarm zu schlagen.
Autor: Martin Röösli Schweizerisches Tropen- und Public Health-Institut

Doch Röösli relativiert: «Dieser Effekt ist nicht sehr gross – eine Reduktion von 0,2 auf einer Skala, die von 0 bis 13 geht.» Also wirklich nur ein kleiner Unterschied. «Dieser Effekt per se ist noch nicht sehr gefährlich. Wir wissen auch nicht, ob sich das später auch wieder kompensiert. Von daher finde ich es zu früh, jetzt Alarm zu schlagen.»

700 Schüler ein Jahr lang begleitet

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Über 700 Schülerinnen und Schüler im Alter von 12 bis 17 Jahren wurden rekrutiert und ein Jahr lang beobachtet. Sie stammten aus ländlichen und städtischen Gebieten der deutschen Schweiz.

Die vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) unterstützte Studie wurde vom Schweizerischen Tropen- und Public-Health-Institut in Zusammenarbeit mit dem EU-Projekt Geronimo durchgeführt, das den Zusammenhang zwischen hochfrequenten elektromagnetischen Feldern und der Gesundheit erforscht. Belgische Wissenschaftler waren an der Dosisberechnung beteiligt.

Kleiner Effekt, der viele betrifft

Für den einzelnen also kein Grund, das Handy aus seinem Leben zu verbannen. «Zum jetzigen Zeitpunkt kann man ausschliessen, dass es für einzelne Personen furchtbar gefährlich sein könnte.»

Weil diese kleinen Effekte aber viele betreffen, findet Martin Röösli, dass die Sache wichtig genug sei, um ihr weiter nachzugehen. Auch und gerade, weil es technisch relativ einfach wäre, sagt er, die gefährlichsten Anteile der Strahlung zu reduzieren und so ein Risiko zu minimieren. Dieses sei zwar klein, betreffe aber eben viele Menschen.

In der Zwischenzeit empfiehlt der Forscher beim Telefonieren Headsets oder Lautsprecher zu benutzen. Dies sei insbesondere bei geringer Netzqualität und maximaler Leistung des Mobiltelefons ratsam.

Hilfreiche Tipps vom Experten

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Wer die Strahlung des Handys auf sein Gehirn minimieren will, hält es bei Gebrauch am besten in gewisser Distanz zum Kopf. Bereits im Abstand von zehn Zentimetern verringert sich die Strahlung um den Faktor zehn, wie Experte Martin Röösli erklärt. Eine Freisprecheinrichtung leistet hier gute Dienste. Beim Surfen und Nachrichtenschreiben ist die Belastung aufgrund der Entfernung für das Gehirn praktisch gleich null.

Ein weiterer Faktor ist die Verbindungsqualität. Denn je besser diese ist, umso weniger muss das Gerät strahlen. «Bei optimaler Verbindung strahlt das Handy bis zu 100’000 Mal weniger als bei sehr schlechter Verbindung», sagt Röösli.

Ein Handy, das nicht gebraucht wird, strahlt zudem nur selten. Das Gerät auf dem Nachttisch oder den ganzen Tag im Hosensack zu haben, ist also entsprechend unbedenklich. Etwas mehr Strahlung gibt es allerdings ab, wenn man sich etwa im Zug oder Auto bewegt und das Gerät laufend neue Antennen sucht. Gleiches gilt für jene, die viele Apps installiert haben, die sich regelmässig aktualisieren.

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