Fast jeder hat eins. Zusammengerechnet sind es viele Stunden, die wir unser Handy oder Smartphone ans Ohr halten, um zu telefonieren. Das Handy gibt dabei Strahlung ab, und das direkt neben dem Gehirn – also auch direkt ins Gehirn. Die Befürchtung, das könnte schädlich sein, ist so alt wie die Technik selbst.
Doch der Nachweis ist schwierig, unter anderem, weil es um Langzeiteffekte geht, sagt Martin Röösli: «Wenn man Langzeiteffekte untersucht, kann man die Jugendlichen ja nicht ein Jahr lang für Experimente in ein Labor stecken und sehen was rauskommt.»
Röösli ist Epidemiologe am Schweizerischen Tropen- und Public-Health-Institut. Ihn interessieren Effekte, die viele Menschen betreffen und auf lange Frist schaden, wie Lärm, Luftverschmutzung oder eben Handystrahlung. Nun hat er an Jugendlichen gezeigt, dass ihre Gedächtnisleistung innerhalb eines Jahres schlechter wird, wenn sie ihr Handy mehr nutzen als andere.
Dieser Effekt per se ist noch nicht sehr gefährlich. Von daher finde ich es zu früh, jetzt Alarm zu schlagen.
Doch Röösli relativiert: «Dieser Effekt ist nicht sehr gross – eine Reduktion von 0,2 auf einer Skala, die von 0 bis 13 geht.» Also wirklich nur ein kleiner Unterschied. «Dieser Effekt per se ist noch nicht sehr gefährlich. Wir wissen auch nicht, ob sich das später auch wieder kompensiert. Von daher finde ich es zu früh, jetzt Alarm zu schlagen.»
Kleiner Effekt, der viele betrifft
Für den einzelnen also kein Grund, das Handy aus seinem Leben zu verbannen. «Zum jetzigen Zeitpunkt kann man ausschliessen, dass es für einzelne Personen furchtbar gefährlich sein könnte.»
Weil diese kleinen Effekte aber viele betreffen, findet Martin Röösli, dass die Sache wichtig genug sei, um ihr weiter nachzugehen. Auch und gerade, weil es technisch relativ einfach wäre, sagt er, die gefährlichsten Anteile der Strahlung zu reduzieren und so ein Risiko zu minimieren. Dieses sei zwar klein, betreffe aber eben viele Menschen.
In der Zwischenzeit empfiehlt der Forscher beim Telefonieren Headsets oder Lautsprecher zu benutzen. Dies sei insbesondere bei geringer Netzqualität und maximaler Leistung des Mobiltelefons ratsam.