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Studie zu Schweizer Medien Pandemie hat vielen Titeln zu mehr Qualität verholfen

Alle zwei Jahre wird die Medienerhebung gemacht. Ganz vorn liegt einmal mehr die SRF-Radiosendung «Echo der Zeit».

In den vergangenen zwei Jahren hat vor allem ein Thema die Berichterstattung in der Schweiz geprägt: Corona. Und das wiederum hat Auswirkungen auf die Rangliste der Medien.

Bei den Sonntagszeitungen und Magazinen etwa belegt die linke Wochenzeitung «WOZ» den Spitzenplatz und löst damit die «NZZ am Sonntag» als Vorjahressieger ab.

Auf Rang drei folgt die «Weltwoche», die politisch rechts steht. Kein anderer Titel habe beim Publikum im Vergleich zum letzten Jahr mehr an Qualitätspunkten zugelegt, sagt Philip Bachmann, Co-Autor der Studie. «Das ist ein sehr spannender Befund.»

TV-Sendeleitung mit vielen Bildschirmen.
Legende: Die grösste Meinungsmacht in den Bereichen Politik und Wirtschaft hat nach wie vor das Fernsehen, kommt die Studie zum Schluss. Keystone/Arne Dedert

Dass «WOZ» und «Weltwoche» beim Publikum derart weit vorn lägen, zeige, dass die Medien punkten könnten, wenn sie eine pointierte Meinung verträten, so Bachmann, der an der Hochschule Luzern lehrt.

Corona hat die Medien geprägt

Von Corona als Thema hat auch der Boulevard profitiert – also Titel wie der «Blick», «20 Minuten» oder das Newsportal watson.ch. Hier habe aber vor allem der wissenschaftlich gemessene Qualitätsbegriff zum guten Resultat geführt, nicht der Eindruck des Publikums. Das sagt Daniel Vogler, ein weiterer Co-Autor der Studie, der auch an der Universität Zürich lehrt.

Link zur Medienqualitätsstudie 2022

«Die Corona-Pandemie bringt es mit sich, dass verstärkt über Relevantes berichtet werden muss», sagt er. Auch der Boulevard habe sich dem nicht entziehen können. «Unsere Studie zeigt, dass gerade die Pendlerzeitungen bei der Einordnung und der Relevanz einen Sprung nach vorn gemacht haben.»

Zeitungen profitieren vom Informationsbedarf

Gesamtsieger des Ratings über alle Kategorien hinweg ist auch in diesem Jahr die SRF-Radio-Informationssendung «Echo der Zeit». Auf Platz zwei liegt neu die SRF-Radiosendung «Rendez-vous».

Rating erscheint alle zwei Jahre

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Das Medien-Rating wird alle zwei Jahre erhoben, dieses Jahr bereits zum vierten Mal. Herausgegeben wird die Studie vom Stifterverein Medienqualität Schweiz . Finanziert wird der Bericht mit Geldern aus der Privatwirtschaft – von Firmen wie Novartis, der Adecco Group oder Julius Bär.

Die «NZZ» verliert einen Platz und liegt in diesem Jahr auf Platz drei in der Gesamtwertung. Sie führt den Bereich Tageszeitungen aber auch diesmal an.

Alle drei Medien haben davon profitiert, dass sie dem Publikum während der Pandemie eine vertiefte Einordnung angeboten haben und das Thema immer wieder aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet wurde.

TV-Infosendungen sind Meinungsmacher

Interessant ist auch der «Impact-Score», welcher in diesem Jahr zum ersten Mal erhoben wurde. Der «Impact Score» messe, wie stark ein Medium die Meinung im Bereich Wirtschaft und Politik präge, sagt Co-Studienautor Philip Bachmann.

Dabei sei dieser Faktor besonders hoch, wenn sowohl die Reichweite gross sei und das Publikum den Titel oder die Sendung als qualitativ besonders gut bewerte.

Dabei zeigt sich: Die grösste Meinungsmacht hat – wie schon seit Jahrzehnten – noch immer das Fernsehen: Sieben von zehn Medientiteln mit den höchsten «Impact-Scores» gehören zur SRG. Ganz vorne liegen dabei Info-Formate wie «Le Journal» bei RTS.

In den Top 10 der wichtigsten Meinungsmacher finden sich aber auch die «Neue Zürcher Zeitung» oder die Zeitung «Le Temps» aus Genf.

Rendez-vous, 13.09.2022, 12:30 Uhr

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