Nächsten Sommer findet in der Schweiz die Frauenfussball-Europameisterschaft statt, die Women’s Euro 2025. Neben Basel oder Zürich werden auch in Bern, Sion oder Thun Spiele ausgetragen.
Die Spielerinnen müssen vor und zwischen den Spielen trainieren – und wollen die Plätze exklusiv nutzen können.
Deshalb suchen die Fussballverbände in der ganzen Schweiz nach Trainingsplätzen, 36 sind noch im Rennen. Oberdiessbach bei Thun ist in der Endauswahl: «Wir hoffen auf ein grosses Fussballfest mit öffentlichen Trainings. Es wird spannend sein, zu sehen, was der Frauenfussball alles leistet», sagt Gemeindeschreiber Oliver Zbinden.
Wir hoffen auf ein grosses Fussballfest mit öffentlichen Trainings.
Oberdiessbach hat bereits einen Vertrag mit der Uefa unterzeichnet. Die Vorfreude ist gross – die Verunsicherung bei den betroffenen Amateurfussballvereinen, die sonst dort spielen, aber auch.
Der Platzwart des FC Oberdiessbach ist weniger euphorisch: «Die Frauen-EM ist zwar interessant. Aber der Aufwand ist grösser als gedacht», sagt Daniel Künzli. So sei der Platz während sechs Wochen, vom 11. Juni bis 28. Juli, für seine Mannschaften gesperrt.
Uefa verbannt lokale Werbeplakate
Das hat seine Gründe: «Wir müssen den Frauen-Nationalmannschaften eine gewisse Privatsphäre bieten, der Zaun muss blickdicht sein», erklärt Gemeindeschreiber Zbinden. Zudem müssen Werbeplakate auf dem Platz, etwa vom örtlichen Metzger oder Storenbauer, abgedeckt werden. Dafür erhält Oberdiessbach als Besitzerin des Platzes 400 Franken Miete pro Tag.
Doris Keller, Turnierdirektorin der Women's Euro 2025, schreibt auf Anfrage: «Das Interesse war – wie erwartet – gross. Allerdings müssen verschiedene Voraussetzungen erfüllt sein. Zum Beispiel muss jeder Fussballplatz in der gleichen Gegend auch ein Hotel anbieten können.» Sie rechnet damit, dass bis Ende Januar klar ist, wo die Teams trainieren werden.
Belgischer Verband überrumpelt FC Heimberg
In Heimberg bei Thun hat sich der belgische Fussballverband bereits vor einiger Zeit gemeldet, und zwar direkt beim FC Heimberg. Ohne Umweg über das OK. Wie es dazu kam, weiss niemand so genau. «Das ist für uns absolutes Neuland», sagt Stefan Keller, Präsident des FC Heimberg. Zum Beispiel: ein geforderter Fitnessraum. «Der belgische Verband meinte, man könne diesen in einem Zelt einrichten», erzählt Keller.
Das grösste Problem für den FC Heimberg sei aber, dass er in der Saisonvorbereitung nicht auf dem eigenen Platz trainieren könne. Sollte Heimberg also nicht den Zuschlag für ein EM-Trainingslager erhalten, würde für den FC Heimberg keine Welt untergehen. Dem Verein liegt bereits eine Anfrage des FC Thun vor, der während der Frauen-EM in Heimberg trainieren möchte. Denn auch der FC Thun muss während der EM seine Trainingsstätte, die Stockhorn Arena, verlassen.