- Der Bundesrat hat entschieden, dass am Flughafen Zürich künftig Südstarts geradeaus, über den Zürichberg, bei Bise und Nebel möglich sind.
- Auch die Pisten 28 und 32 sollen verlängert werden können.
- Diese Neuerungen sind Teil des sogenannten Sachplans Infrastruktur der Luftfahrt (SIL).
Der Flugbetrieb am Flughafen Zürich ist hochkomplex – und deswegen nicht sicher genug, besonders bei Bise und Nebel. Das hat vor gut fünf Jahren die Sicherheitsprüfung des Bundes gezeigt.
Die Wege der Flugzeuge kreuzen sich immer wieder: Bereits am Boden, aber auch nach dem Start in der Luft, sagt Urs Holderegger vom Bundesamt für Zivilluftfahrt BAZL.
Aus sicherheitstechnischen Überlegungen sei dies unbefriedigend, so Holderegger: «Wenn wir direkt nach Süden starten lassen können, sind diese Gefahrenpunkte ausgeräumt.» Der Südstart soll also den Flughafen Zürich sicherer machen, wenn das Wetter und die Sicht schlecht sind.
Kritik von Kanton und Stadt Zürich
Zürcher Kantonsregierung lässt das Argument nur bedingt gelten. Insbesondere bei Nebel sehe sie die Notwendigkeit von Südstarts noch nicht, sagt die Zürcher Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh von der FDP: «Der Bundesrat hat keine Gründe dargelegt, warum bei Nebel tatsächlich eine Verbesserung der Sicherheitsmarge erreicht werden kann. Wenn ihm das nicht gelingt, werden wir diesen Südstarts bei Nebel nicht zustimmen.»
Auch die Regierung der Stadt Zürich kritisiert, dass der Bundesrat am Südstart bei Nebel festhält. Denn die Stadt sei davon direkt und massiv betroffen, sagt SP-Stadträtin Claudia Nielsen: «Selbstverständlich hat die Sicherheit immer Vorrang. Aber das sind bis zu 13'000 Starts pro Jahr, die im Sinne einer Ausnahme möglich sind. Und das ist dann doch deutlich mehr als eine Ausnahme.»
Entgegenkommen bei Flügen übers Stadtzentrum
Immerhin: Der Bund ist der Stadt Zürich in einem Punkt entgegen gekommen. Ursprünglich sollten die Flugzeuge beim Start Richtung Süden direkt über das Zürcher Stadtzentrum fliegen. Darauf verzichtet der Bund aber nach dem grossen Protest der Stadt in der Vernehmlassung.
Sie sei froh darüber, sagt Stadträtin Nielsen. Trotzdem sei die neue Lösung für die Stadt Zürich unbefriedigend. Nielsen glaubt, der Bund habe bei seinen Plänen nicht nur die Sicherheit im Sinn: «Man wird den Verdacht nicht ganz los, dass es hier auch um eine Kapazitätsfrage geht.»
Bund dementiert Pläne für Kapazitätsausbau
Der Bund wolle also mit den Südstarts dafür sorgen, dass künftig noch mehr Flugzeuge am Flughafen Zürich verkehren können, so der Vorwurf aus Zürich.
Holderegger vom Bundesamt für Zivilluftfahrt dementiert: «Mit dem neuen Bisenkonzept kann der Flughafen seine Kapazität nicht ausbauen.» Schliesslich komme das Konzept nur zum Tragen, wenn besagte Bise vorhanden sein.
Trotz dieser Beteuerung: Die Stadt Zürich behält sich rechtliche Schritte gegen die neuen Massnahmen vor – und auch beim Bund rechnet man mit Einsprachen bis vor Bundesgericht. Deshalb dürfte es noch mehrere Jahre dauern, bis das neue Regime am Flughafen Zürich überhaupt eingeführt werden kann.