Albert Rösti macht keinen Hehl daraus: Wahlsonntage wie der gestrige seien für einen Parteipräsidenten immer eine Enttäuschung. Es sei der SVP nicht in genügendem Mass gelungen, ihre Wähler und Sympathisanten zu mobilisieren.
Dabei wäre es wichtig, dass «unsere Leute wieder an die Urne gehen», betont Rösti. «Politik bedeutet, hartnäckig für eine Sache zu kämpfen. Da gibt es Verbesserungspotenzial.»
Den direkten Kontakt zur Bevölkerung suchen
Die Volkspartei hatte immer für sich reklamiert, sie politisiere nahe an den Leuten. Doch in letzter Zeit ist das der SVP offenbar nicht mehr so gut gelungen. Gerade die jüngsten Verluste im Kanton Zürich sind bitter für die Partei, schliesslich ist Zürich der Kanton, in dem der Aufstieg der SVP zur national stärksten Partei begann.
Wir müssen zuhören, welches die Sorgen der Bevölkerung sind.
Die SVP müsse wieder mehr den Kontakt zur Bevölkerung suchen, sagt Parteichef Rösti. «Wir müssen zuhören, welches ihre Sorgen sind.» Im direkten Gespräch mit den Leuten müsse dies herausgefunden werden – sei es durch Klinkenputzen oder Telefon- und Standaktionen. «Das ist knallharte Knochenarbeit», so Rösti.
Für diese Ochsentour brauche die SVP aktive und engagierte Parteiaktivisten. Rösti hofft, dass die gestrigen Wahlniederlagen die Parteimitglieder jetzt etwas wachrütteln. Gleichzeitig räumt er ein, dass es bei der Nachwuchsarbeit noch Verbesserungspotenzial gebe. Es brauche junge, starke Kräfte, die nun nachkommen müssten.
Blocher: «Viele Sektionen sind fast eingeschlafen»
Den langjährigen SVP-Parteipräsidenten Christoph Blocher haben die Verluste in Zürich nicht überrascht. Die Grosserfolge der vergangenen Jahre seien der Partei nicht gut bekommen, so Blocher in der Sendung «Schawinski». «Viele Sektionen sind fast eingeschlafen.» Auch die Zürcher Kantonalpartei kritisiert der alt Bundesrat: «Sie geht nicht mehr so voran, wie sie müsste.» Vielleicht seien die Verluste aber ein Weckruf für die Partei. Die genaue Analyse werde man aber intern durchführen, so Blocher.
Mit Volksinitiativen im Gespräch bleiben
Was die Themen betrifft, will sich die Partei aber nicht verändern: Der Kampf gegen Migration, gegen einen EU-Rahmenvertrag und gegen Sozialhilfemissbrauch sollen die Schwerpunkte bleiben.
Die SVP hofft, dass sie dank ihren Volksinitiativen bald wieder Rückenwind erhält. Dazu zählen etwa die Initiative «Landesrecht vor Völkerrecht», über die wahrscheinlich bald abgestimmt wird, und die Initiative gegen die Personenfreizügigkeit mit der EU, für die sie Unterschriften sammelt.
An gewissen strukturellen Problemen der stärksten Schweizer Partei ändert das aber nichts. So bleibt gerade die Westschweiz ein schwieriges Pflaster für die SVP. Dies nicht zuletzt deshalb, weil dort prominente Aushängeschilder und Zugpferde fehlen.