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Tabakkonsum bei Schülern «Immer mehr Kinder konsumieren Snus – es ist erschreckend»

Oraltabak wird bei Walliser Kindern und Jugendlichen immer populärer. Der zuständige Kinder- und Schularzt ist besorgt und warnt vor den Folgen.

Kleine, weisse Beutelchen gefüllt mit Tabak, die man sich unter die Oberlippe schiebt. Sie sind nicht nur in der Eishockeyszene beliebt, sondern zunehmend auch bei Kindern im Primarschulalter. «Wir hatten in diesem Schuljahr bereits mehrere Fälle von Kindern, die ‹gesnust› haben», sagt Miranda Zimmermann. Sie ist Schulleiterin der Visper Schulen.

«Je kleiner das Kind, umso mehr Schäden»

Auch wenn in allen Fällen der Snus in der Freizeit konsumiert wurde, sah sich die Schulleiterin gezwungen, einzugreifen. «Wir haben das Gespräch mit den Primarschülern und ihren Eltern gesucht. Ausserdem haben wir Informationsflyer verteilt.»

Nahaufnahme: Jugendlicher legt sich Snus in den Mund.
Legende: Snus kommt ursprünglich aus Skandinavien. Dort wird der Oraltabak seit fast 200 Jahren konsumiert. In den Beutelchen ist ein Gemisch aus Tabak, Wasser, Salz und Aromen. Adobe Stock&/sir270

Simon Fluri hat alle Schulhöfe im Wallis im Blick. Der Pädiater leitet den schulärztlichen Dienst im Kanton. Er sagt: «Im ganzen Kanton nimmt der Snus-Konsum bei Kindern zu.» Er ist besorgt: «Je kleiner das Kind, umso mehr Schäden richtet der Oraltabak an.»

Konsum bei Jugendlichen hat sich fast verdoppelt

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Zum Snus-Konsum in der Schweiz ist nur wenig bekannt. Klar ist aber: Snus wird immer beliebter. Seit das Bundesgericht das Verkaufsverbot 2019 aufhob, stieg der Konsum. Offizielle Zahlen gibt es keine. Einige Snus-Händler sprechen von Wachstumsraten von jährlich bis zu 40 Prozent.

Belegt hingegen ist, dass der Snus-Konsum bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen zunimmt. Das zeigen jährliche Befragungen vom Blauen Kreuz Bern-Solothurn-Freiburg: Gaben 2019 noch 4.6 Prozent der 12- bis 17-Jährigen an, Snus zu konsumieren, waren es 2022 bereits 8.3 Prozent.

So könne beispielsweise das Wachstum beeinträchtigt werden und lebenslange Schäden im Gehirn entstehen: «Nikotin verhindert, dass sich bestimmte Teile des Gehirns so entwickeln, wie sie eigentlich sollten. Zum Beispiel Bereiche, die wichtig für das Gedächtnis, die Emotionen und die Persönlichkeit sind», so der Kinderarzt.

Ältere Geschwister animieren Jüngere

Simon Fluri macht sich Sorgen, zumal die Konsumierenden immer jünger werden: «Oft sind es ältere Geschwister, die den Snus an die Jüngeren weitergeben. Diese nehmen ihn dann mit an die Schule.» Diese Beobachtung bestätigt auch die Visper Schulleiterin Miranda Zimmermann: «In allen bekannten Fällen haben die Primarschüler den Snus von einem älteren Geschwister bekommen.»

Kioskregal mit Tabakprodukten, Verkäufer im Hintergrund an der Kasse
Legende: Seit Mai 2019 darf Snus in der Schweiz verkauft werden. In der Mehrheit der Kantone ist es verboten, Snus an Minderjährige zu verkaufen, auch im Wallis. Keystone/CHRISTIAN BEUTLER

Die Schule in Visp spielt nun mit dem Gedanken, ein Präventionsprogramm der Sekundarstufe auch in der Primarschule durchzuführen. Diese Idee kommt beim Walliser Schularzt gut an: «Prävention ist wichtig. Wegschauen ist nie ratsam.»

SRF1, Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 12.01.2023, 17:30 Uhr ; 

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