- Erstmals seit zwei Jahren dürfen die Kundgebungen zum Tag der Arbeit wieder ohne Corona-Einschränkungen stattfinden.
- In Basel, Zürich und Genf haben rund 17'000 Personen an 1.-Mai-Kundgebungen teilgenommen. In beiden Städten kam es zu Sachbeschädigungen.
- Neben der Solidarität mit der Ukraine ging es auch um Forderungen wie höhere Renten und Löhne.
Rund 50 Kundgebungen waren landesweit geplant. Der grösste Umzug fand in Zürich statt. Laut Veranstalter zogen mehr als 12'000 Menschen durch die Innenstadt. Verschiedene Gruppen forderten unter anderem «Gleichstellung», «gute Arbeitsbedingungen in der Pflege» oder «Weltfrieden». Eine Gruppe von Kindern mit roten Luftballons machte sich stark für «Brot & Friede statt Not & Kriege».
Vermummte Linksaktivisten zündeten Rauchpetarden und Böller. Entlang der Umzugsroute kam es zu Sachbeschädigungen durch Farbanschläge und Sprayereien, wie die Stadtpolizei mitteilte. Einige Demonstrierende warfen Wasserballons auf die Einsatzkräfte. Die Stadtpolizei rückte an späteren Nachmittag wegen einer Nachdemo in den Kreis 4 aus. Laut verschiedenen Medien war sie mit Gummischrot und Tränengas im Einsatz.
Auch in Basel kam es zu Sachbeschädigungen. Während des Demonstrationszuges durch Basel wichen der «Antikapitalistische Block» und mehreren kleinen Gruppierungen vom Hauptzug ab und machte sich auf den gemäss Angaben der Kantonspolizei Basel-Stadt unbewilligten Weg zum eigenen Abschluss-Fest auf dem Theodorskirchplatz. Dabei wurden anderem die lokalen Hauptfilialen der UBS und Credit Suisse am Bankenplatz mit Farbbeuteln beworfen.
Ansonsten verlief die Basler Demonstration bis zu den Schlusskundgebungen nach 12 Uhr friedlich. Dort sprachen eine Vertreterin und ein Vertreter der Gewerkschaften VPOD und Unia.
In Genf marschierten zum 1. Mai rund 2000 Menschen und stellten sich gegen sozialen Rückschritt und den Krieg in der Ukraine. Das Genfer Kollektiv für den Frauenstreik führte den Demonstrationszug an. Ihm folgten verschiedene Gewerkschaften, Organisationen und linke Parteien. Rund 100 Personen versammelten sich hinter dem Banner des Ukraine-Genf-Komitees, um die russische Offensive anzuprangern. Um gegen die immer höheren Anforderungen der Behörden zu protestieren, hatten die Organisatoren kein Gesuch für eine Demonstrationsbewilligung eingereicht.
Der revolutionäre und antifaschistische Block mit rund 300 schwarz gekleidete und grösstenteils vermummte Personen liessen bunte Rauchbomben losgehen. Auch anarchistische Sprüche wurden auf Schaufensterscheiben geschmiert.
Ukraine-Krieg ist Thema
Die Gewerkschaften hatten im Vorfeld zum 1. Mai für «Frieden, Freiheit und Solidarität» aufgerufen. Im Zentrum des diesjährigen Tages der Arbeit solle der Ukraine-Krieg stehen. Denn die Hauptlast eines Krieges trügen die Arbeiterinnen und Arbeiter, die Schwächsten und die Ärmsten. Der Krieg konfrontiere Millionen von Frauen, Männern und Kindern «mit dem absoluten Horror», so der SGB auf der offiziellen 1. Mai-Webseite. «Unsere Antwort darauf ist uneingeschränktes Engagement, in der Schweiz und auf internationaler Ebene».
Stehen wir alle auf für Friede, Freiheit und Solidarität
Nationalratspräsidentin Irène Kälin berichtete an der 1.-Mai-Feier in Thun erneut über ihre Reise in die Ukraine. Sie habe Zeichen der Solidarität in die Ukraine gebracht und bringe Dankbarkeit zurück, sagte sie vor den gegen 200 Teilnehmenden der Feier. Sie forderte am Schluss ihrer Rede auf: «Stehen wir alle auf für Friede, Freiheit und Solidarität», sagte sie auf dem Thuner Rathausplatz.
Demokratie als Versprechen
Bereits am Vortag des Tags der Arbeit hat Pierre-Yves Maillard in Luzern zum Kampf für mehr Demokratie aufgerufen. Die Gewerkschaften bräuchten Demokratie, um ihre Rolle wahrnehmen zu können, gleichzeitig könne es ohne freie Gewerkschaften keine echte Demokratie geben, so der Präsident des Gewerkschaftsbunds vor rund 200 Kundgebungsteilnehmenden.
Maillard rief auch die Schweiz dazu auf, ihre Versprechen einzulösen, wie sie in der Verfassung verankert seien: Nämlich Lohngleichheit zwischen Mann und Frau, ausreichend hohe Renten und eine existenzsichernde AHV. Er sprach sich zudem für eine Kürzung der Krankenkassenprämien aus.