In dutzenden Schweizer Städten und Gemeinden wird der Tag der Arbeit begangen. Die Gewerkschaften haben den diesjährigen 1. Mai unter das Motto «Solidarität statt Hetze – gemeinsam stark» gesetzt. Sie rufen die Menschen auf, sich gegen rechtsextreme Kreise zu mobilisieren. Tausende Menschen folgten dem Aufruf auf die Strasse.
Zürich
Traditionell die grösste Demonstration gab es in der Stadt Zürich – gemäss den Organisatoren nahmen rund 14'000 Personen teil. Der Umzug setzte sich vom Helvetiaplatz aus in Bewegung. Die Abschlusskundgebung fand auf dem Sechseläutenplatz statt.
Der diesjährige Umzug steht gemäss dem Aufruf des 1.-Mai-Komitees unter dem Motto «Gemeinsam gegen Krieg und Faschismus». Die Präsidentin der Gewerkschaft Unia, Vania Alleva, kritisierte in ihrer Rede US-Präsident Donald Trump. Überall dort, wo die «rassistische Rechte» auf dem Vormarsch sei, seien Grundrechte und lang erkämpfte Freiheiten in Gefahr.
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Bild 1 von 3. Alleva griff in ihrer Rede direkt die SVP-Initiative gegen eine 10-Millionen-Schweiz an. «Auch in der Schweiz werden nicht nur Asylgrundrechte beschnitten, sondern auch die Personenfreizügigkeit mit Familiennachzug und der Lohnschutz wird angegriffen: Deshalb ist eine Mobilisierung auch in der Schweiz wichtig.». Bildquelle: KEYSTONE/Til Buergy.
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Bild 2 von 3. Den gewerkschaftlichen Kampf für Gleichheit und Gerechtigkeit brauche es deshalb mehr denn je, sagte Alleva. Bildquelle: KEYSTONE/Til Buergy.
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Bild 3 von 3. Kundgebungsteilnehmende laufen am traditionellen 1. Mai-Umzug durch die Innenstadt in Zürich. Bildquelle: KEYSTONE/Til Buergy.
Laut einer Mitteilung der Zürcher Stadtpolizei nahmen auch mehrere hundert zum Teil vermummte Personen am Umzug teil, die der linksautonomen Szene zuzuordnen sind. Sie zündeten Böller und Rauchpetarden, es kam zu Sprayereien entlang der Umzugsroute.
Im Nachgang zur offiziellen Kundgebung kam es in Zürich zudem bei Nachdemonstrationen mit rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern zu Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Demonstranten. Demonstrierende haben die Polizei an mehreren Orten mit Flaschen und Steinen beworfen, diese reagierte mit Wasserwerfern, Gummischrot, und Reizstoff, wie die Zürcher Stadtpolizei mitteilte. Nach rund dreissig Minuten kesselte die Polizei nahe der alten Militärkaserne rund 100 Demonstrierende ein, wie die Stadtpolizei Zürich mitteilte.
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Bild 1 von 3. Die Polizei hat mehrere Demonstranten abgeführt. Bildquelle: Keystone/TIL BUERGY.
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Bild 2 von 3. Auch die Feuerwehr war im Einsatz, weil Demonstranten die Böschung des Sihl-Ufers in Brand gesetzt haben. Bildquelle: Keystone/TIL BUERGY.
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Bild 3 von 3. Die Polizei kesselt in Zürich die Demonstranten ein. Bildquelle: KEYSTONE/Ennio Leanza.
Eine Demonstrantin verletzte sich zudem laut der Polizei auf der Flucht, als sie nach der Durchquerung der Sihl am anderen Ufer aus dem Wasser kam und eine Böschung hinaufklettern wollte. Zudem geriet ein Teil des Sihlufers durch weggeworfene pyrotechnische Gegenstände in Brand, wie es von der Polizei weiter hiess. Dieser wurde durch die Feuerwehr gelöscht. Die Polizei nahm Personenkontrollen vor und erteilte Wegweisungen. Acht Personen wurden für zusätzliche Abklärungen auf eine Polizeiwache gebracht.
Basel
Über 3000 Personen haben sich in Basel an der traditionellen Kundgebung zum Tag der Arbeit versammelt. Die Demonstration unter dem Motto «Solidarität statt Hetze – gemeinsam stark» verlief bis zum offiziellen Endpunkt am Barfüsserplatz friedlich.
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Bild 1 von 3. Angeführt wurde der Zug von revolutionär-antikapitalistischen Gruppierungen sowie von Palästina-Aktivistinnen und -Aktivisten. Bildquelle: KEYSTONEGeorgios Kefalas.
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Bild 2 von 3. Der Gewerkschaftsbund beider Basel vermeldete in einer Medienmitteilung die Zahl von über 5000 Teilnehmenden. Bildquelle: KEYSTONE/Georgios Kefalas.
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Bild 3 von 3. Der Demonstrationszug bewegte sich friedlich vom Messeplatz in Richtung Rhein zum Barfüsserplatz. Bildquelle: KEYSTONE/Georgios Kefalas.
Während die Teilnehmenden aus den Reihen der Gewerkschaften, den parlamentarischen Linksparteien und der Sans-Papiers-Gruppierung auf dem Festgelände auf dem Barfüsserplatz verblieben, marschierten ein paar hundert Personen des antikapitalistischen Blocks und der Palästina-Bewegung weiter zum Bankenplatz.
Bern
Mehr als tausend Personen haben sich am 1.-Mai-Umzug beteiligt. Die Route führte von der Kramgasse durch die Innenstadt auf den Bundesplatz. Der Umzug war altersmässig bunt gemischt, wie ein Korrespondent der Nachrichtenagentur Keystone-SDA berichtete. Auch die Berner Stadtpräsidentin Marieke Kruit (SP) war unter den Demonstrierenden. Viele Schaulustige verfolgten die Kundgebung.
Genf
In Genf haben am Nachmittag gemäss einer Zählung von Keystone-SDA rund 2500 Personen am 1. Mai-Umzug teilgenommen. Diese Ausgabe des Arbeiterfestes sollte den kollektiven Kampf gegen den Aufstieg der reaktionären Kräfte in Genf, in der Schweiz und im Ausland stärken. Die Kundgebung verlief laut der Genfer Polizei ohne Zwischenfälle. Sie sprach von «mindestens 1600 Personen», während die Gewerkschaften die Zahl der Teilnehmenden auf 4000 schätzten.
Zuvor hatten sich rund 500 Personen auf der Place des Nations versammelt, um gegen die Sparmassnahmen zu protestieren, von denen das gesamte System der Vereinten Nationen betroffen ist.
Bei den 5400 UNO-Angestellten in Genf herrscht dicke Luft. Ab Juni sollen ihre Löhne deutlich gekürzt werden. Denn der UNO fehlt das Geld an allen Ecken und Enden.