Bei der Geburt bekam Petra Anderhalden zu wenig Sauerstoff. Sie ist deshalb halbseitig gelähmt. Dazu leidet sie unter chronischer Epilepsie. Bei einem Krampf-Anfall versagen ihre Muskeln ohne Vorwarnung. Deshalb trägt sie zum Schutz immer einen Helm.
Gefahren lauern überall
Die 39-Jährige ist eine von über zwei Millionen Menschen in der Schweiz mit einer chronischen Krankheit. Trotz ihres Schicksals lebt Anderhalden aber so unabhängig und selbstbestimmt wie möglich. Für sie lauern allerdings überall Gefahren.
Etwa beim Überqueren eines Zebrastreifens. Hätte sie einen epileptischen Anfall, würde sie mitten vor die Autos stürzen. Sie wäre am Boden wehrlos, müsste warten, bis der Anfall nach ein paar Sekunden, einer Minute vorbei wäre. Trotz diesem Risiko ist sie regelmässig alleine – und gerne unterwegs. Ins Fitnesstraining geht sie fast täglich. Nicht nur wegen der Muskeln.
Ich finde es schön, mit anderen Menschen in Kontakt zu sein.
So eigenständig wie möglich leben, selber Haushalten. Anderhalden lebt in einer eigenen Wohnung in einem Wohnheim für Behinderte. Sie ist stolz auf ihre eigenen vier Wände. Das gibt ihr viel Unabhängigkeit.
Ich kann frei sein. Ich kann kommen und gehen wie ich möchte.
Die 39-Jährige fühlt sich aber auch im Wohnheim gut aufgehoben. In dessen Atelier malt sie routiniert mit dem Pinsel. Sie hat bereits Kunstpreise gewonnen. Ihr grösster Traum im Leben: «Mit beiden Händen zu arbeiten. Normal», sagt Anderhalden. Vorstellen, wie das wäre, könne sie sich nicht. «Es wäre einfach schön. Nur für einen Tag.»