«Non, äääh... je ne suis ääh.. pas d'accord!», etwa so klang es am Dienstag im Berner Kantonsparlament. «Guete Morge mitenand, salut tout le monde!» Anlässlich des ersten Tages der Zweisprachigkeit versuchten die Parlamentsmitglieder, ihre Voten in der jeweils anderen Sprache zu halten.
Stadtbernerinnen sprachen französisch, Bernjurassier plötzlich deutsch. Dass es ab und zu mal eine Denkpause brauchte, war also klar. Viele beschränkten sich allerdings darauf, nur für die Begrüssung die Sprache zu wechseln – zu kompliziert wäre es sonst geworden.
Deutsch und Französisch sind beides Amtssprachen im Kanton Bern, der offiziell zweisprachig ist. In der Verwaltungsregion Berner Jura gilt Französisch als Standard, im Verwaltungskreis Biel/Bienne sind es Deutsch und Französisch, im Rest des Kantons ist es ausschliesslich Deutsch.
Normalerweise heisst das für den Alltag im Kantonsparlament: Jede und jeder spricht seine Sprache, schweizerdeutsch oder französisch. Dolmetscherinnen und Dolmetschern sorgen mit einer Simultanübersetzung dafür, dass die anderen es trotzdem verstehen. Das hat sich im Berner Grossen Rat bewährt.
Um die Mehrsprachigkeit zu fördern, hat das Forum für Zweisprachigkeit den Kantonen Bern, Freiburg und Wallis vorgeschlagen, in ihren Parlamenten einen eigenen Tag der Zweisprachigkeit durchzuführen. Bern folgt diesem Appell nun, das Wallis hat bereits früher einen solchen Tag durchgeführt – ebenso wie die beiden nationalen Parlamente.
Wenn wir es nicht zeigen, vergessen die Leute, dass der Kanton Bern multikulturell ist.
Ratspräsident Hervé Gullotti sprach am Tag der Zweisprachigkeit nicht französisch, sondern deutsch. Für den Bernjurassier war das aber kein Problem: «Ich mag die Sprache, ich war mehrmals in Deutschland, um die Sprache zu lernen. Schweizerdeutsch fällt mir aber nicht leicht.» Gullotti hat diesen Tag initiiert. «Der Kanton Bern hat eine kulturelle Minderheit. Ich fand, es war der richtige Moment, die Leute daran zu erinnern.»
Es sei wichtig, die Romands im Kantonsparlament hervorzuheben: «Der Kanton Bern ist eine Brücke zur Romandie, das darf man nicht vergessen.» Natürlich sei ein solcher Tag aber vor allem symbolisch wichtig, sagt Gullotti.
Sinn oder Unsinn?
Das Wort Parlament stammt ursprünglich vom französischen Wort «parler» ab. Man soll miteinander sprechen im Parlament. Dazu gehört aber auch, dass man einander verstehen soll. Leidet da nicht die Qualität der Debatten, wenn man ein Argument in einer Sprache vortragen oder verstehen muss, die einem nicht geläufig ist?
«Es ist ja freiwillig», sagt Gullotti. Und das haben auch einige Parlamentarierinnen und Parlamentarier ausgenützt. Ab Mittwoch wird während der Wintersession aber wieder jeder in seiner gewohnten Sprache sprechen. Der bernjurassische Ratspräsident hofft, dass trotzdem etwas bleibt: «Ich freue mich, dass die Kolleginnen und Kollegen mitgemacht haben.»