Zum Inhalt springen

Header

Audio
Digitale Kinderbücher sind genau so gut wie gedruckte
Aus Echo der Zeit vom 02.04.2019. Bild: Keystone
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 57 Sekunden.
Inhalt

Tag des Kinderbuches «Ein richtiges Buch ist nicht besser als ein digitales»

Kinderbücher sind längst nicht mehr nur aus Papier. Kinderbücher können digital sein, Geschichten werden multimedial erzählt. Viele Eltern glauben nach wie vor, dass ein richtiges Buch für ein Kind immer noch besser ist. Entwicklungspsychologin Claudia Roebers ist da anderer Meinung.

Claudia Roebers

Claudia Roebers

Professorin für Entwicklungspsychologie

Personen-Box aufklappen Personen-Box zuklappen

Claudia Roebers ist Professorin für Entwicklungspsychologie an der Universität Bern. Sie studierte an der Universität Würzburg. Tätig war sie auch an der Universität in Boca Raton in Florida sowie an der Universität New South Wales in Sydney.

SRF News: Der Glaube, wonach ein richtiges Buch besser ist als ein digitales - ist das Nostalgie oder hat das was?

Claudia Roebers: Die Papierform des Kinderbuches ist die klassische Art und die Eltern wissen, wie sie damit umgehen können. Sie können sich gemütlich mit dem Kind auf dem Sofa hinsetzen und Bilderbücher anschauen, Geschichten vorlesen. Aber eigentlich hat das nichts mit dem Papierformat zu tun. Das können digitale Bücher genauso leisten.

Ist es aber nicht so, dass beim digitalen Buch vieles präsentiert, die Phantasie jedoch nicht wirklich provoziert wird?

Da bin ich anderer Meinung. Wenn man gute digitale Bücher aussucht, dann stimulieren die schon. Sie werden eigentlich durch das digitale Medium noch lebendiger. Sie erlauben dadurch Kindern, noch stärker in die Geschichte einzutauchen, sich mit einem Protagonisten zu identifizieren, mit ihm vielleicht mitzufühlen. Die Spannung kann man ganz anders aufbauen. Da glaube ich, gibt es keine Unterschiede.

Wie muss also ein solches digitales Buch gemacht sein, damit es gut ist?

Das Forschungsgebiet zu diesem Thema ist noch sehr, sehr jung. Allzu viel wissen wir darüber noch nicht. Was wir wissen ist, dass es ganz wichtig ist – genauso wie beim Vorlesen von Papierbüchern – dass die Kinder die Möglichkeit haben, eine aktive Rolle einzunehmen. Das heisst vielleicht hier und da mal draufzudrücken, irgendwo hineinzuschauen, zurückzublättern oder eine kleine Schlaufe in der Geschichte anzuhören.

Die Menge macht das Gift

Genauso wie bei Papierbüchern ist es wichtig zu fragen, was dem Kind hier gefällt oder was es glaubt, was als nächstes passiert. Die aktive Rolle, die ein Kind hat, ist entscheidender, als das Medium selber.

Gibt es aber nicht auch Gefahren, wenn die Kinder die Geschichte nur digital erfahren?

Grundsätzlich muss man sagen: Die Menge macht das Gift – genauso wie auch in anderen Bereichen. Ein Faktor ist, dass Kinder ungefähr bis zum Alter von drei oder vier Jahren grosse Schwierigkeiten haben, Realität und Fiktion auseinanderzuhalten. Also: Ist das der Nachbar Müller oder ist das der Samichlaus? Diese Dinge bereiten Kindern Schwierigkeiten.

Heutzutage hat das Internet in Klassenräumen Einzug gefunden – selbst in Kindergärten.

Bei einem Papierbuch ist das für junge Kinder noch leichter zu verstehen, weil es ein anderes Medium ist. In dem Moment, in dem Geschichten digital sind, kommt natürlich Leben rein. Die Identifikation ist leichter, aber die Unterscheidung zwischen Realität und Fiktion wird dadurch schwieriger, weil die Kinder in eine digital erzählte Geschichte stärker eintauchen.

Als ich ein Kind war, wurde der Fernseher skeptisch betrachtet. Heute spricht man nicht mehr davon. Warum?

Das sieht man eigentlich beim Aufkommen jeden Mediums. Es wird erst einmal verteufelt, wenn es ganz neu ist. Dann kommt eine Phase der allgemeinen Beruhigung. Und dann kommt eine Phase, in der die Forschung in der Gesellschaft aktiv wird und analysiert. Vielleicht werden dann Befunde gemacht, die letztendlich positiv sind. Heutzutage hat das Internet in Klassenräumen Einzug gefunden – selbst in Kindergärten. Ich halte das für richtig. Aber wichtig ist eben ein gesunder Umgang damit.

Das Gespräch führte Nicoletta Cimmino.

Jederzeit top informiert!
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Schliessen

Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr

Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht. Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger

Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?

Meistgelesene Artikel