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Tarmed-Nachfolge aufgegleist «Die Chancen für Tardoc stehen gut»

Seit fast einem Jahrzehnt streiten sich Ärzte und Krankenkassen, wie Mediziner in Praxen und Spitälern künftig ihre ambulanten Leistungen abrechnen sollen. Nun haben sich der Krankenkassenverband Curafutura und die Ärztevereinigung FHM auf das Modell Tardoc geeinigt, wie die «Neue Zürcher Zeitung» berichtet.

Andrea Jaggi

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Andrea Jaggi ist Inlandredaktorin bei Radio SRF mit den Spezialgebieten Bildung und Gesundheit.

SRF News: Heute wollen FMH und Curafutura das überarbeitete Tarifmodell einreichen. Ist das der Durchbruch?

Andrea Jaggi: Offensichtlich hat man in den strittigen Punkten eine Lösung gefunden. Bereits letzten Sommer hatten Curafutura und FHM den Tardoc eingereicht. Der Bundesrat monierte damals Kostenneutralität. In Nachverhandlungen haben nun Curafutura und FMH offenbar dafür gesorgt, dass mit dem neuen Tarifsystem die Gesundheitskosten nicht steigen.

Dazu kam die Auflage des Bundesrats, wonach die Mehrheit der Versicherten in der Schweiz durch Tardoc vertreten sein muss. Das war im letzten Jahr noch nicht der Fall, denn Curafutura ist der kleinere Kassenverband nach Santésuisse. Das hat sich geändert, nachdem sich die Santésuisse unterstellte Kasse Swica ebenfalls zu Tardoc bekannt hat.

Warum braucht es ein neues Tarifmodell?

Der aktuell geltende Tarmed ist bereits 16 Jahre alt. Alle sind sich einig, dass es mit den vielen Veränderungen in der Medizin Anpassungen im Abrechnungssystem braucht.

Der Tarifstreit dauert bereits zehn Jahre. Warum hat es jetzt geklappt?

Laut Curafutara ist die Einigung dank intensiver Verhandlungen mit dem Ärzteverband FMH möglich geworden. Man sei sich entgegengekommen und die Ärzteschaft habe auch grosse Schritte gemacht. Denn möglicherweise verdienen gewisse Ärztegruppen im neuen Modell etwas weniger und andere etwas mehr. Das war eine der grossen Hürden. Ein früheres Modell war von der FMH klar abgelehnt worden.

Wie geht es jetzt mit dem grösseren Verband Santésuisse weiter?

Santésuisse mit zahlenmässig mehr Kassen war einst aus den Verhandlungen ausgestiegen und hat nun kürzlich ein anderes Modell vorgestellt. Bei diesem geht es nicht um einzelne Ärztetarife, sondern um ein Modell mit Pauschalen für den ambulanten Bereich. Über 60 Behandlungen sollen so geregelt werden.

Solche Pauschalmodelle gibt es im Spitalbereich bereits. Santésuisse wie auch Curafutura gehen davon aus, dass sich ein solches Pauschalmodell mit Tardoc nicht konkurrieren würde und parallel eingeführt werden könnte. Es scheint also, dass sich Santésuisse nicht gegen Tardoc stellen würde.

Es scheint, dass sich Santésuisse nicht gegen Tardoc stellen würde.
Autor: Andrea Jaggi Inlandredaktorin SRF

Was bringt der neue Tarif Tardoc den Patientinnen und Patienten?

Sie sollen auf neuer Basis Klarheit bekommen, was ihre Behandlung kostet. Denn etwelche Neuerungen in der Medizin sind im alten Tarifsystem Tarmed nicht berücksichtigt. Beispielsweise bei den bildgebenden Verfahren in der Röhre, wo alles schneller und besser geht.

Wann kann Tardoc eingeführt werden?

Es wird noch ein längerer Weg. Nun wird Tardoc eingereicht. Danach wird das Bundesamt für Gesundheit (BAG) die Vorschläge prüfen. Das wird dauern, weil im Detail jede ärztliche Behandlung überprüft werden muss. Das BAG wird den Tarif dann dem zuständigen Innendepartement zur Prüfung unterbreiten, bevor das Ganze zum Bundesrat kommt. Curafutara hofft, dass Tardoc am 1. Februar 2022 eingeführt werden kann.

Das Gespräch führte Susanne Stöckl.

SRF 4 News, 25.06.2020, 10:00 Uhr ; 

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