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Tausende Teilnehmende Verletzte und Sachschaden an unbewilligter Palästina-Demo in Bern

Einkesselung, Feuer und verletzte Einsatzkräfte: Die Berner Innenstadt wurde zum Brennpunkt. Der Überblick.

Worum geht es? Am Samstagnachmittag ist in der Berner Innenstadt eine unbewilligte Pro-Palästina-Demonstration eskaliert. Rund 5000 Personen zogen vom Bahnhof zum Bundesplatz und wieder zurück, um gegen die israelische Kriegsführung im Gazastreifen zu protestieren. Die Kundgebung wurde von propalästinensischen Gruppierungen aus der ganzen Schweiz organisiert, unterstützt von teils radikalen, linken Bewegungen. Nationale Parteien oder NGOs waren nicht beteiligt, jedoch beobachteten Teams von Amnesty International die Demonstration.

Medienkonferenz zum Ausmass der Ereignisse

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Die Kantonspolizei Bern wird um 14 Uhr an einer Medienkonferenz zum Ausmass der Ereignisse informieren. SRF News streamt live.

Was ist genau passiert? Die Demonstration verlief zunächst lautstark, aber friedlich. Die Teilnehmenden skandierten Parolen wie «Free, free Palestine» und «From the river to the sea». Ein vermummter Block führte den Zug an. Es wurden Feuerwerk und Petarden gezündet – teils in Richtung der Polizei. Als der Demonstrationszug wieder den Bahnhofplatz erreichte, kesselten die Einsatzkräfte die Spitze ein. Dabei wurde von Demonstrierenden ein Feuer gelegt, was den Einsatz der Feuerwehr notwendig machte. Die Polizei führte mehrere hundert Personen ab und unterzog sie einer Kontrolle.

Feuerwehr und Polizeiwagen in Strasse mit schwarzem Rauch.
Legende: Die Feuerwehr versuchte zusammen mit einem Wasserwerfer-Fahrzeug, den Brand in der Berner Innenstadt zu löschen. SRF

Wie kam es zur Eskalation? Die Eskalation begann, als die Polizei den Demonstrationszug auf dem Rückweg zum Bahnhofplatz stoppte und einkesselte. Zuvor hatte sie die Teilnehmenden angewiesen, auf dem Bundesplatz zu bleiben. Ein weiterer Umzug wurde nicht toleriert. Das Bundeshaus war mit mobilen Schutzzäunen gesichert, Seitengassen waren gesperrt. Die Polizei war mit einem Grossaufgebot vor Ort, unterstützt durch Korps aus anderen Kantonen. Die Demonstrierenden reagierten mit Gegenständenwürfen und Pyrotechnik. Die Polizei setzte Tränengas, Gummischrot und Wasserwerfer ein.

SRF-Redaktor: «Mit einer Friedensdemo hat das nichts zu tun»

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Kurzeinschätzung von Stefan Reinhart, Chef vom Dienst im SRF-Newsroom:

«Linksextreme Gruppierungen demonstrieren in Bern ohne Bewilligung. Und verwüsten die Stadt, legen mutmasslich Brände, greifen Polizistinnen und Polizisten an.

Mit einer Friedensdemo hat das alles nichts zu tun. Es ist die Glorifizierung der Gewalt, das genaue Gegenteil des Anliegens vieler Menschen, die eben genau gegen Gewalt auf die Strasse gehen. 

Der Berner Polizeidirektor Alec von Graffenried wird sich am Sonntag vielen Fragen stellen müssen. Warum hat man die nicht bewilligte Demo derart unterschätzt und eskalieren lassen? Warum kann ein gewaltbereiter linksextremer Mob stundenlang durch die Bundesstadt ziehen? Ein Mob notabene, der mit der Ankündigung nach Bern reiste, die «Intifada» in die Bundesstadt zu tragen? 

Unterdessen hat der Berner Samstag längst eine nationale Dimension erreicht. Zorn und Empörung sind gross. Der Druck auf von Graffenried ebenso.»

Wie hat die Polizei reagiert? Die Berner Kantonspolizei war mit Verstärkung aus anderen Kantonen im Einsatz. Sie reagierte mit massiver Präsenz und verschiedenen Mitteln zur Lagekontrolle. Mehrere Einsatzkräfte wurden verletzt. Auch Demonstrierende erlitten Verletzungen. Am Abend verhinderten Grenadiere eine Gleisblockade am Bahnhof. Der Verkehr war weiträumig eingeschränkt. Gegen 22 Uhr meldete die Polizei die Auflösung der Kundgebung. Ausbruchsversuche aus der Einkesselung wurden verhindert

Welche Sachschäden wurden verursacht? Die Polizei sprach von «massiver Sachbeschädigung». Vor allem in der Nähe des Bundeshauses wurden Fenster eingeschlagen – unter anderem bei der UBS-Filiale. Container wurden angezündet, und es kam zu weiteren Zerstörungen im öffentlichen Raum. Die Demonstrierenden griffen die Polizei mit Pflastersteinen, Petarden und Feuerwerk an. Laut Medienberichten deutete die Ausrüstung des vermummten Blocks – mit Skibrillen, Masken und Schirmen – darauf hin, dass die Konfrontation von Beginn an gesucht wurde.

Wie setzte sich die Kundgebung zusammen? Die Demonstration wurde von propalästinensischen Gruppen organisiert, unterstützt von teils radikalen linken Bewegungen wie dem Klimastreik Schweiz und der Kommunistischen Jugend. Es gab keine Beteiligung offizieller Parteien oder NGOs. Die Stadt Bern hatte im Vorfeld dazu aufgerufen, ein Bewilligungsgesuch einzureichen – ohne Erfolg. Sie riet deshalb von einer Teilnahme ab. Die Organisatoren erklärten auf Telegram, die Kundgebung sei erst vorbei, wenn sie es entschieden. Auch nach mehreren Auflösungsversuchen demonstrierten einige hundert Personen weiter.

SRF4 News, 11.10.25, 17 Uhr ; 

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