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Teilautomatisches Fahren Das erste Mal in der Schweiz: Autopilot-Züge im Normalbetrieb

Zwischen Arth-Goldau und Biberbrugg rollen Züge ohne Lokführer an den Hebeln. Im Führerstand braucht es ihn trotzdem.

Wie fährt der Zug? Die Autopilot-Züge der Südostbahn SOB sind mit einem Fahrassistenz-System ausgerüstet. Nachdem der Lokführer oder die Lokführerin das System gestartet hat, steuert die Technik den Zug. Das Assistenz-System fährt an und regelt die Geschwindigkeit. Bei Haltestellen reagiert es auf Signale und bremst automatisch ab.

Zug der SOB an Bahnsteig.
Legende: Die Autopilot-Züge fahren aktuell nur auf einer 20 Kilometer langen Strecke im Kanton Schwyz. SRF

Warum braucht es trotzdem Lokpersonal? Roger Dällenbach, Gesamtleiter des Projekts bei der SOB, betont, dass es sich beim Autopiloten um ein reines Assistenz-System handle. «Das Lokpersonal muss die Strecke nach wie vor überwachen und bei Störungen eingreifen können.» Vor der Abfahrt kontrolliert der Lokführer oder die Lokführerin die Signalstellung im Bahnhof. Sie zeigt an, ob der Zug losfahren darf. Zudem achtet er oder sie darauf, dass die Türen korrekt verriegelt sind. Erst danach erfolgt die Übergabe ans Assistenz-System. Das Lokpersonal bleibt während der ganzen Fahrt im Führerstand und überwacht das System. Bei technischen Problemen übernimmt wieder der Mensch.

Hand bedient Hebel im Zugführerstand.
Legende: Mit dem Fahrassistenz-System braucht der Lokführer seine Hände fast nur noch bei unvorhergesehen Zwischenfällen. SRF

Wie reagieren die Fahrgäste? Sie zeigen sich bei der ersten Fahrt des Autopilot-Zuges Anfang Juli entspannt. «Würde die SOB nicht kommunizieren, dass der Zug mit einem Assistenz-System fährt, käme mir alles normal vor», sagt eine Passagierin. Sie merke eigentlich keinen Unterschied. «Für mich ist das kein Problem», sagt ein anderer Fahrgast. «Ich komme selbst aus der Technik und habe blindes Vertrauen.» Ein weiterer doppelt nach: «Die SOB geht sehr vorsichtig vor. Ich gehe davon aus, dass es funktioniert.»

Warum setzt die Südostbahn auf dieses System? «Wir erwarten, dass uns das System Energieeinsparungen bringt», sagt Projektleiter Roger Dällenbach. Der Autopilot fahre effizienter. Das System kenne die optimalen Geschwindigkeiten für die unterschiedlichen Streckenabschnitte. Zudem brauche es mit dem Autopiloten weniger Reservezeit in den Fahrplänen. Der Betrieb werde stabiler. Trotzdem nehme das Lokpersonal nach wie vor eine wichtige Aufgabe wahr, so Dällenbach weiter. Personaleinsparungen oder die Abschaffung von Lokführerinnen und Lokführern stünden aktuell nicht zur Diskussion.

Fährt der Autopilot-Zug bald auch auf anderen Strecken? Aktuell setzt die SOB die Züge nur auf der Strecke zwischen Arth-Goldau und Biberbrugg im Kanton Schwyz ein. Dem Einsatz des Assistenz-Systems im Normalbetrieb ging ein sechsjähriges Bewilligungsverfahren voraus. Erst nach umfangreichen Abklärungen und Sicherheitsnachweisen gab das Bundesamt für Verkehr grünes Licht. Nun läuft der Pilotbetrieb im normalen Fahrplan auf der 20 Kilometer langen Strecke für ein Jahr. Die Autopilot-Züge fahren bei jedem Wetter, mit dem Ziel, Erfahrungen zu sammeln. Längerfristig will die SOB das System definitiv einführen.

Schweiz aktuell, 1.7.2025, 19 Uhr ; 

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