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Test in der Landwirtschaft Falafel «made in Switzerland» – gar nicht so einfach

Rheintal statt Indien: Kichererbsen sind begehrt – kommen aber meist von weit her. Das soll sich ändern.

Ob als Falafel, in Form von Hummus oder in Salaten und Suppen: Die Nachfrage nach Kichererbsen in der Lebensmittelverarbeitung nehme zu, sagt Andreas Vetsch, Fachlehrer für Ackerbau am Plantahof, der landwirtschaftlichen Ausbildungsstätte des Kantons Graubünden und der Ostschweiz.

Derzeit werden Kichererbsen hauptsächlich in Indien und Australien produziert. «Wir wollen versuchen, ob wir diesen Rohstoff in der Schweiz anbauen können», so Vetsch.

Eiweisslieferant mit langer Geschichte

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Die Kichererbse zählt zu den wichtigsten Nahrungsmitteln der Welt. Bereits 8000 Jahre vor Christus wurde die Pflanze im Irak und Iran angebaut. Über Griechenland und Italien fand die Kichererbse dann den Weg in die europäischen Küchen. Veränderte Essgewohnheiten in den Industrieländern steigerten die Nachfrage nach der Hülsenfrucht. So ist die proteinhaltige Kichererbse beispielsweise als Fleischersatz bei Vegetariern und Veganern beliebt.

Dass der Anbau von Kichererbsen in der Schweiz grundsätzlich möglich ist, zeigen Versuche der landwirtschaftlichen Forschungsanstalt des Bundes, Agroscope. Diese sammelt seit 2017 Erfahrungen mit der Felderbse oder Venuskicher, wie die Kichererbse auch genannt wird. Und in kleinen Mengen setzten in den vergangenen Jahren auch einige wenige inländische Produzenten auf die eiweisshaltige Hülsenfrucht.

Entscheidend ist das Wetter

Am Bündner Plantahof versuchte man sich erstmals im vergangenen Jahr im Anbau von Kichererbsen. Mit 200 Kilogramm Kichererbsen fiel der Ertrag aber deutlich tiefer aus als die 1,2 Tonnen, die man im Idealfall erwartet hat.

Feld
Legende: Die Witterung in der Bündner Herrschaft war für die getestete Kichererbsen-Sorte zu nass. SRF

Der Sommer 2020 sei zu nass gewesen, sagt Andreas Vetsch: «Das ist eine Pflanze, die es gerne trocken und heiss mag. Und wir hatten einen Schädling, den wir nicht erwartet haben.»

Nebst den klimatischen Bedingungen seien in der Schweiz auch die Böden «fast zu gut», sagt Andrea Accola, Teamleiter Feldbau am Plantahof. Das Wasser fliesse nach Niederschlägen nur langsam ab. Kichererbsen würden jedoch eher leichte und sandige Böden bevorzugen.

Wir haben etwas mit den Sorten und dem Saatzeitpunkt gespielt.
Autor: Andrea Accola Teamleiter Feldbau am Plantahof

Für einen weiteren Versuch in diesem Jahr habe man einige Änderungen vorgenommen, sagt Accola: «Wir haben etwas mit den Sorten und dem Saatzeitpunkt gespielt. Entscheidend ist am Ende aber das Wetter.»

Auch mit schwarzen Bohnen wird experimentiert

Nebst den Kichererbsen führt der Plantahof auch Versuche mit Schwarzen Bohnen durch. «Auch hier besteht ein Interesse seitens der verarbeitenden Industrie, solche Lebensmittel in der Schweiz zu produzieren», sagt Andrea Accola.

Schwarze Bohnen
Legende: Am Plantahof werden auch Erfahrungen beim Anbau von Schwarzen Bohnen gesammelt. SRF

Wie der Anbau der Kichererbsen habe auch der Versuch mit den schwarzen Bohnen «Experimentcharakter». «Es geht noch nicht einmal um die Ertragsoptimierung, sondern einfach um die ersten Schritte in der Anbautechnik», so Accola.

Solche «Pionierleistungen» erachte er als die Aufgabe einer Bildungseinrichtung wie dem Plantahof: «Wir sammeln negative Erfahrungen, damit wir die positiven weitergeben können.»

Regionaljournal Graubünden, 17.30 Uhr ; 

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