In Sachen Mathematik brauchen viele Schweizer Schülerinnen und Schüler Nachhilfeunterricht. Das zeigt eine neue Studie, für die 20'000 Schülerinnen und Schüler getestet wurden. Nur 62 Prozent der Schüler erreichten am Ende der obligatorischen Schulzeit die Lernziele.
Im Gegensatz zur Pisa-Studie für das Jahr 2015, wo Schweizer Schülerinnen und Schüler im Fach Mathematik in Europa den Spitzenplatz einnahmen, gibt es dieses Mal wenig Lob. Nur sechs von zehn Jugendlichen erreichen die Grundkompetenzen. Dabei sind die Unterschiede zwischen den Kantonen beträchtlich. Teilweise erreichen weniger als die Hälfte der Schulabgänger die Ziele im Fach Mathematik.
Grosse regionale Unterschiede
Am schlechtesten schneiden die Schülerinnen und Schüler im Kanton Basel-Stadt ab, wo nur 43 Prozent die Mathe-Ziele erreichen. Ebenfalls unterdurchschnittlich gut rechnen können demnach Jugendliche in den Kantonen Baselland, Solothurn, Luzern und im deutschsprachigen Bern. Schülerinnen und Schüler im französischsprachigen Teil des Kantons Freiburg sind dagegen spitze.
Anders ist die Situation bei den Sprachen. Neun von zehn Schülerinnen und Schülern können gemäss der Studie gut in der Schulsprache lesen. Auch hier belegen französischsprachige Freiburger den ersten Platz. Im hintersten Teil der Rangliste befinden sich Glarner und Basler Schülerinnen und Schüler.
Die Rechtschreibung beherrscht je nach Sprachregion zwischen 80 und 89 Prozent der Jugendlichen. Beim Hörverstehen sind die Werte ähnlich hoch. Etwas weniger gut schneiden die Jugendlichen beim Leseverstehen in der ersten Fremdsprache ab. Hier erreichen 65 Prozent (Französisch), 72 Prozent (Deutsch) respektive 86 Prozent (Englisch) die verlangten Grundkompetenzen.
Zu hohe Ansprüche in Sachen Mathematik?
Die Unterschiede in den Ergebnissen zwischen Mathematik und Sprachen erklären sich die Erziehungsdirektoren mit der weit beziehungsweise weniger weit fortgeschrittenen Harmonisierung der kantonalen Lehrpläne. Die Sprachenfächer seien besser harmonisiert, schreibt die EDK in einer Mitteilung.
Noch nicht abschliessend geklärt sei derweil die Frage des Anspruchsniveaus in der Mathematik. «Eine Einschätzung von Fachpersonen hat ergeben, dass ein Teil der Grundkompetenzen Mathematik beziehungsweise der daraus abgeleiteten Aufgaben recht anspruchsvoll zu sein scheint», heisst es in der Studie.
Das könnte auch erklären, weshalb die Schweizer Schüler seit Jahren im europäischen Vergleich spitze in Mathe sind, während sie das in der Schweiz verlangte Niveau nur teilweise zufriedenstellend erreichen. Eine Kommission der EDK wurde beauftragt, dieser Fragestellung weiter nachzugehen.
Familiärer Hintergrund spielt wichtige Rolle
Die Studienergebnisse zeigen weiter, dass individuelle Merkmale der Schülerinnen und Schüler wie Geschlecht, soziale Herkunft, Migrationsstatus und zu Hause gesprochene Sprache einen Effekt darauf haben, wie gut die Jugendlichen die Grundkompetenzen erreichen. Ob diese Unterschiede statistisch signifikant sind oder nicht, kann je nach Kanton und Fach unterschiedlich sein.