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Testflüge mit Prototyp Schweizer Helikopter-Projekt Marenco hebt ab

Das Geschäft mit dem Bau von Helikoptern wird von Grosskonzernen wie Airbus oder Rüstungs-Firmen in den USA beherrscht. Vor neun Jahren träumte der Zürcher Ingenieur Martin Stucki davon, die Grossen der Branche mit einem völlig neu konzipierten Helikopter-Modell herauszufordern. Ende 2016 geriet das Projekt Marenco mit Sitz in Mollis (GL) ins Stocken. Doch jetzt wird in einer neuen Fabrikhalle die Serienfabrikation vorbereitet.

Jährlich 60 neue Mitarbeiter

Die Büros der Marenco-Ingenieure platzen aus allen Nähten. «Wir stellen jedes Jahr sechzig neue Mitarbeiter an», sagt Andreas Löwenstein, der neue CEO des jungen Unternehmens. Der Franzose mit deutschen Wurzeln hat mehrere Jahrzehnte für den Airbus-Konzern und Aviatik-Unternehmen gearbeitet. Jetzt hat der Manager die Aufgabe, die Serienfertigung des ersten Schweizer Helikopters zu organisieren.

Zwei Prototypen absolvieren fast täglich Test-Flüge. Ein halbes Dutzend Ingenieure wertet in einem Container die über Funk übertragenen Daten aus. Sie hoffen, dass das Fluggerät Mitte nächsten Jahres die Zertifizierung erhält.

Für den Helikopter hat Marenco bereits über hundert Vorbestellungen erhalten. Die potenziellen Kunden sind bereit, rund drei Millionen Franken für einen Helikopter «Made in Switzerland» zu bezahlen.

Investorengeld aus Russland

Die Maschine aus Mollis ist leichter als die Modelle der Konkurrenz, braucht weniger Treibstoff und ist dank fünf Rotorblättern leiser. Mit einer Hecktüre ist das Modell ideal für Ambulanz-Flüge und Luftrettungen. Marenco-Gründer Martin Stucki, hatte festgestellt, dass die etablierten Hersteller Maschinen im Angebot haben, deren bauliches Grundkonzept während Jahrzehnten nie verändert worden ist.

Stucki sah darum eine Marktlücke für ein Fluggerät, das völlig neu entwickelt wird. Ende letzten Jahres wurde der Pionier an der Spitze des Unternehmens abgelöst. Mit Löwenstein holte der Geldgeber einen Profi aus der Industrieproduktion.

Finanziert wird das Projekt vom russischen Investor Alexander Mamut. Er sieht Marenco als langfristige Investition. Während der fast zehn Jahre langen Entwicklungsphase verdient das Unternehmen kein Geld – im Gegenteil: die Entwicklung verschlingt Millionen.

Vorteile des Standortes Schweiz

Vieles spricht zwar gegen die Schweiz als Standort für einen Helikopter-Hersteller, denn in der Schweiz gibt es dafür keine Tradition. Zudem ist die Schweiz teuer. Trotzdem glaubt CEO Andreas Löwenstein, das ideale Umfeld für sein Projekt gefunden zu haben: «In der Schweiz gibt es gut ausgebildete Ingenieure und Mechaniker, dazu kommen die Hochschulen mit ihrem Know-how».

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