Das Parlament berät dieser Tage über zwei mögliche Lösungen, damit die Krankenkassenprämien nicht noch teurer werden. Doch warum steigen die Gesundheitskosten überhaupt? Oliver Washington, Bundeshausredaktor von SRF, erklärt das so: «Die Gesundheitskosten steigen zunächst, weil die Bevölkerung zunimmt. Je mehr Menschen in der Schweiz leben, desto höher die Kosten. Wenn diese beiden Kurven gleichmässig ansteigen würden, wäre das grundsätzlich kein Problem. Ein Problem ist aber, dass die Gesundheitskosten viel stärker zunehmen als die Bevölkerungszahl, weil wir älter werden, weil immer neuere und teurere Leistungen zur Verfügung stehen und weil wir wohl auch öfter medizinische Leistungen in Anspruch nehmen als früher.»
Das sind also die Gründe für die Kostensteigerung. Und nun? Wo kann man ansetzen, um Gesundheitskosten einzusparen? «Der Bundesrat hat bereits vor einiger Zeit verschiedene Massnahmen beschlossen. Er hat bei den Medikamentenpreisen angesetzt und beim Ärztetarif Tarmed. Das waren Massnahmen, die der Bundesrat in eigener Regie beschliessen konnte», weiss Washington. «Zusätzlich zu diesen eigenen Massnahmen hat er zwei Kostensenkungspakete aufgegleist, die aber Gesetzesänderungen benötigen. Das eine Paket ist Anfang Jahr in Kraft getreten. Es beinhaltet vor allem technische Massnahmen, etwa eine bessere Kontrolle der Rechnungen oder die Einführung einer nationalen Tariforganisation im ambulanten Bereich.»
Das zweite Gesetzespaket war am Dienstag im Nationalrat ein Thema . Der Bundesrat schickt es als indirekten Gegenvorschlag zur sogenannten Kostenbremse-Initiative ins Rennen. Insgesamt bieten derzeit zwei Initiativen von verschiedenen Parteien mögliche Lösungsansätze.
Kostenbremse nicht genau definiert
Die Kostenbremse-Initiative der Mitte-Partei will Bund und Kantone zum Einschreiten verpflichten, wenn die Gesundheitskosten deutlich stärker steigen als die Löhne. Aber so einfach sei das nicht, sagt Washington. «Die Initiative verlangt, dass sich die Kosten im Gesundheitssystem parallel zur Wirtschaft und parallel zu den Löhnen entwickeln sollen. Damit soll sichergestellt werden, dass die Kosten nicht aus dem Ruder laufen. Wenn sie es trotzdem tun, soll eine Kostenbremse eingeführt werden. Das Problem dabei ist: Die Initiative spricht zwar von einer Kostenbremse, sie präzisiert aber nicht, was dann konkret passieren soll. Sollen wir zum Beispiel individuell mit einem höheren Selbstbehalt mehr bezahlen? Sollen wir länger auf eine Behandlung warten müssen als heute? Oder soll die freie Arztwahl eingeschränkt werden? Also diese möglichen Massnahmen sind alle offen gelassen und ich glaube, das ist das Problem dieser Initiative.»
Ebenfalls in dieser Session diskutiert das Parlament die Prämien-Entlastungs-Initiative der SP. Diese will, dass kein Haushalt in der Schweiz mehr als 10 Prozent des Einkommens für Krankenkassenprämien bezahlen muss. Heute sind es durchschnittlich 14 Prozent. Aber wie kann man die Prämien deckeln? «Das kann man grundsätzlich einfach lösen», so der Bundeshausredaktor. «Der Staat könnte einfach mehr Geld in die Hand nehmen für Prämienverbilligungen. Bereits 2020 bezahlte der Bund 2.9 Milliarden an Prämienverbilligungen, die Kantone bezahlten 2.6 Milliarden. Sie könnten diese Summen aufstocken. Das schlägt die Initiative vor. Wobei der Bund mindestens zwei Drittel der Kosten übernehmen sollte, die Kantone den Rest.»
Doch wie so oft bei grossen Budgetposten sei es eine Frage des politischen Willens, merkt Washington an. «Wobei, und das ist interessant, die vorberatende Kommission des Nationalrates hat als Gegenvorschlag zu dieser SP-Initiative ein Modell vorgeschlagen, mit welchem Bund und Kantone wiederum insgesamt 2.2 Milliarden mehr ausgeben würden als heute. Das ist doch eine beträchtliche Summe, die zusätzlich ausgegeben werden soll. Aber darüber berät das Parlament dann in der dritten Sessionswoche.» Ob man sich auf Lösungen einigen kann, bleibt abzuwarten.
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