Thun - Bei den Thuner Gemeinderatswahlen 2014 ist nichts unmöglich
Der frei werdende Sitz von Gemeinderätin Ursula Haller (BDP) ist mehr als eine Vakanz in der Stadtregierung. Weil drei ungefähr gleich starke politische Bündnisse um den Sitz kämpfen, ist alles möglich. Auch ein Sitzverlust der SP.
Alle wollen den Sitz der scheidenden Thuner BDP-Gemeinderätin Ursula Haller. Die BDP will ihn behalten, die FDP will den Sitz zurückerobern, den sie vor 4 Jahren verloren hat, die Grünen rechnen sich Chancen aus und auch die kleinen Parteien in der Fraktion der Mitte mit CVP, EVP, EDU und die Grünliberalen wittern den historischen Moment, einen Gemeinderatssitz zu holen. Sie ist nämlich mit der BDP eine Listenverbindung eingegangen und so ist die politische Mitte so stark und so breit aufgestellt wie noch nie.
Somit treten in Thun drei ungefähr gleich starke Blöcke mit Listenverbindungen an: Die Mitte-Parteien mit der BDP, die SVP mit der FDP und das ebenfalls klassische Bündnis SP/Grüne steht ebenfalls. Diese Ausgangslage macht allerdings Wahlergebnisse möglich, die bisher undenkbar waren.
Triumpf der Mitte und Verlust für die SP?
Für Adrian Lörtscher (82), seit 52 Jahren Mitglied des Wahl-Ausschusses und ein anerkannt profunder Kenner der Thuner Politverhältnisse, ist der Fall klar: «Die SVP wird ihre beiden bisherigen Sitze halten, Peter Siegenthaler wird seinen SP-Sitz verteidigen und die Mitte wird mit Konrad Hädener von der CVP einen Sitz machen.» Adrian Lörtscher hat jede Wahl seit 1962 seziert und sich bei seinen Voraussagen noch nie getäuscht.
Für Adrian Lörtscher ist auch absehbar, dass es wohl nicht nur beim Einzug der Mitte in den Gemeinderat bleibt. «Es ist nicht auszuschliessen, dass die Mitte sogar einen zweiten Sitz macht. Und dies zu Lasten der SP.» Deren 2. Sitz sei stark unter Druck, rechnet Adrian Lörtscher aufgrund der früheren Wahlergebnisse der SP und der Grünen in der Stadt und im Kanton aus. Der Kampf um den 5. Sitz in der Thuner Exekutive wird also sehr spannend.
Wenn seine Prophezeiung eintrifft, würde die amtierende SP-Planungsdirektorin Marianne Dumermuth abgewählt. Sie wäre ein weiteres Opfer des Proporzwahlsystems, gleich wie vier amtierende Gemeinderatsmitglieder vor ihr seit 1998. Und die Folge davon wäre ein Gemeinderat mit lauter Männern.
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