Alle wollen den Sitz der scheidenden Thuner BDP-Gemeinderätin Ursula Haller. Die BDP will ihn behalten, die FDP will den Sitz zurückerobern, den sie vor 4 Jahren verloren hat, die Grünen rechnen sich Chancen aus und auch die kleinen Parteien in der Fraktion der Mitte mit CVP, EVP, EDU und die Grünliberalen wittern den historischen Moment, einen Gemeinderatssitz zu holen. Sie ist nämlich mit der BDP eine Listenverbindung eingegangen und so ist die politische Mitte so stark und so breit aufgestellt wie noch nie.
Somit treten in Thun drei ungefähr gleich starke Blöcke mit Listenverbindungen an: Die Mitte-Parteien mit der BDP, die SVP mit der FDP und das ebenfalls klassische Bündnis SP/Grüne steht ebenfalls. Diese Ausgangslage macht allerdings Wahlergebnisse möglich, die bisher undenkbar waren.
Triumpf der Mitte und Verlust für die SP?
Für Adrian Lörtscher (82), seit 52 Jahren Mitglied des Wahl-Ausschusses und ein anerkannt profunder Kenner der Thuner Politverhältnisse, ist der Fall klar: «Die SVP wird ihre beiden bisherigen Sitze halten, Peter Siegenthaler wird seinen SP-Sitz verteidigen und die Mitte wird mit Konrad Hädener von der CVP einen Sitz machen.» Adrian Lörtscher hat jede Wahl seit 1962 seziert und sich bei seinen Voraussagen noch nie getäuscht.
Für Adrian Lörtscher ist auch absehbar, dass es wohl nicht nur beim Einzug der Mitte in den Gemeinderat bleibt. «Es ist nicht auszuschliessen, dass die Mitte sogar einen zweiten Sitz macht. Und dies zu Lasten der SP.» Deren 2. Sitz sei stark unter Druck, rechnet Adrian Lörtscher aufgrund der früheren Wahlergebnisse der SP und der Grünen in der Stadt und im Kanton aus. Der Kampf um den 5. Sitz in der Thuner Exekutive wird also sehr spannend.
Wenn seine Prophezeiung eintrifft, würde die amtierende SP-Planungsdirektorin Marianne Dumermuth abgewählt. Sie wäre ein weiteres Opfer des Proporzwahlsystems, gleich wie vier amtierende Gemeinderatsmitglieder vor ihr seit 1998. Und die Folge davon wäre ein Gemeinderat mit lauter Männern.
-
Bild 1 von 10. Die Smartmap ist eine Visualisierung der politischen Positionen der Parteien. Aufgrund der Antworten im Smartvote-Fragebogen wird die politische Position mathematisch ermittelt. Insgesamt haben 87 Prozent der 206 Kandidierenden für den Stadtrat den Fragebogen ausgefüllt und ihre Antworten sind in die Auswertung und die Grafiken eingeflossen. Bildquelle: smartvote.ch/sotomo.ch.
-
Bild 2 von 10. SVP Thun. Die städtische Komponente der SVP zeigt sich an der relativ hohen Befürwortung einer liberalen Gesellschaft. Die SVP-Kandidierenden befürworten eher eine Lockerung der Nachtruhezeiten im Sommer und an Wochenenden. Bildquelle: smartvote.ch/sotomo.ch.
-
Bild 3 von 10. SP Thun. An sich ein typischer SP-Smartspider: Bezüglich der Offenen Aussenpolitik jedoch eher zurückhaltend. Dies dürfte an der Frage «Soll die Schweiz innerhalb der nächsten vier Jahre EU-Beitrittsverhandlungen aufnehmen?» liegen, welche die SP-Kandidierenden im Schnitt mit «Eher Nein» beantwortet haben. Bildquelle: smartvote.ch/sotomo.ch.
-
Bild 4 von 10. BDP Thun. Die Kandidierenden der BDP Thun zeigen durchschnittlich eine relativ hohe Zustimmung für einen ausgebauten Sozialstaat. Die Kandidierenden wollen eher keine Kürzung der Sozialhilfe und etwas mehr staatliche Unterstützungsleistungen für Familien mit tiefem Einkommen. Auffallend ist auch die Zurückhaltung betreffend restriktiver Finanzpolitik. Bildquelle: smartvote.ch/sotomo.ch.
-
Bild 5 von 10. Grüne Thun. Es fällt auf, dass die Grünen Thun eine relativ hohe Zustimmung zu einer liberalen Wirtschaftspolitik haben. So befürworten die Grünen Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen mit den USA mit «Eher ja». Bildquelle: smartvote.ch/sotomo.ch.
-
Bild 6 von 10. FDP Thun. Die Grafik präsentiert einen wirtschafts-liberalen Smartspider. Das zeigt sich in der hohen Zustimmung zu einer liberalen Wirtschaftspolitik und einer restriktiven Finanzpolitik. Auf der Achse «Ausgebauter Sozialstaat» zeigt die FDP keine vollständige Ablehnung. Einschränkungen bestehender staatlicher Sozialleistungen werden zögerlich befürwortet. Bildquelle: smartvote.ch/sotomo.ch.
-
Bild 7 von 10. EDU Thun. Der Smartspider der Thuner Kandidierenden zeigt die für die EDU typische Diamantform, also eine recht hohe Zustimmung zu einer restriktiven Migrationspolitik und eine relativ tiefe Zustimmung zu einer liberalen Gesellschaft und einer offenen Aussenpolitik. Hingegen ist die Zustimmung zu einem ausgebauten Sozialstaat relativ hoch. Bildquelle: smartvote.ch/sotomo.ch.
-
Bild 8 von 10. EVP Thun. Die Smartspider-Grafik der EVP zeigt im Unterschied zur EDU eine deutlich höhere Zustimmung zu einer offenen Aussenpolitik sowie eine geringere Zustimmung zu einer restriktiven Migrationspolitik. So wird das bestehende Personenfreizügigkeits-Abkommen mit der EU von einer Mehrheit der EVP Kandidierenden befürwortet. Bildquelle: smartvote.ch/sotomo.ch.
-
Bild 9 von 10. glp Thun. Der Smartspider der Grünliberalen der Stadt Thun zeigt eine verhältnismässig tiefe Zustimmung zu einem ausgebauten Umweltschutz. Lenkungsabgaben auf Energie, der schrittweise Ausstieg der Schweiz aus der Atomenergie bis 2029 sowie die Förderung des Langsamverkehrs werden verhalten mit «Eher Ja» beantwortet. Bildquelle: smartvote.ch/sotomo.ch.
-
Bild 10 von 10. CVP Thun. Eine städtische CVP, die eine relative hohe Zustimmung zu einer liberalen Gesellschaft zeigt. Die Kandidierenden befürworten die bestehende Regelung zum straffreien Schwangerschaftsabbruch und sagen zu einer Adoption für gleichgeschlechtliche Partner nur «Eher nein». Bildquelle: smartvote.ch/sotomo.ch.