Der Bypass mit der Umfahrung der Thuner Innenstadt ist in Betrieb. Die Sanierung der Eissporthalle nimmt Fahrt auf. Schulhäuser, Spielplätze und Kindergärten sind renoviert, neue Rasenspielplätze für den Breitensport bewilligt, das Parkleitsystem ist montiert und der Grundstein für ein neues Krematorium ist gelegt. Alles nötig. Aber nicht sonderlich spektakulär.
Wir haben viel erreicht. Dank guter Zusammenarbeit der Bürgerlichen und vernünftigen Kompromissen.
Ein Meilenstein ist die Eröffnung des neuen Parkhauses Schlossberg im November. Die Frage ist jetzt, ob die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger dies alles bei den Wahlen vom 25. November als Leistungsausweis von Gemeinderat und Stadtparlament honorieren.
Denn Thun hat auch ein schwieriges Jahr hinter sich. Einbahnverkehr und Baustellen auf wichtigen Verkehrsknoten brachten Staus und Stress für das Innenstadtgewerbe und für einen Teil der Bevölkerung. Das wird sich 2019 zum Teil wiederholen. Bauherr war hier vor allem der Kanton Bern. Aber der Ärger könnte die Thuner Behördenmitglieder treffen.
«Wir haben eine recht pragmatische Legislatur hinter uns», tönt es aus allen Parteien. Aber in den nächsten Jahren muss die Thuner Politik gewaltige Projekte auf den Boden bringen, die über Jahre mit grossem Aufwand vorbereitet und kommuniziert wurden.
Die Ortsplanungsrevision ist ein Monsterprojekt. Spannend, ob die Wahlen deren Verlauf beeinflussen.
Zu diesen grossen Projekten gehören die Ortsplanungsrevision, das Stadtentwicklungskonzept oder das heisse Eisen Verkehrskonzept.
Der Kampf um 240 oberirdische Parkplätze in der Innenstadt ist zwar mit einem Kompromiss noch vor den Wahlen beendet. Der grösste Teil dieser Parkfelder wird tatsächlich mit der Eröffnung des neuen Parkhauses Schlossberg aufgehoben, wenn auch mit Ausnahmen und Sonderregeln. Der einjährige Versuchsbetrieb überdauert die Wahlen. Aber das Thema Verkehr ist damit nicht vom Tisch. Da haben Linke und Grüne und die Bürgerlichen und Wirtschaft ganz unterschiedliche Prioritäten und Wertvorstellungen.
240 Parkplätze weg aus der Innenstadt ist immerhin ein Kompromiss. Wir bleiben dran.
Die Verdichtung alter Quartiere verlangt grösste Sorgfalt und mobilisiert die Skepsis jener, die Platz und günstigen Wohnraum preisgeben müssen. Der Entwicklungsschwerpunkt Bahnhof oder die Zukunft der Schadaugärtnerei sind weitere Langzeit-Baustellen. Kurz vor den Wahlen mehren sich auch die Vorschläge, wie die Innenstadt attraktiver gemacht werden könnte.
So oder so stehen die Wahlen 2018 in Thun unter einem besonderen Stern. Eigentlich gibt es nur eine einzige Vakanz, nämlich der SP-Sitz der scheidenden Planungsdirektorin Marianne Dumermuth. Die Grünen wollen diesen Sitz und werden so zur Konkurrenz ihrer Listenpartnerin SP. Und die FDP, die nach acht Jahren in die Stadtregierung zurück will, greift letztlich CVP-Baudirektor Konrad Hädener von der Fraktion der Mitte an.
Wie lange donnern politische Sommergewitter?
Am 25. November wird sich zudem zeigen, wie lange das «politische Sommergewitter 2018» nachwirkt. Dies traf vorab die BDP, die sich im Streit um Listenverbindungen selbst zerlegte. Die Partei verlor die Fraktionsstärke im Stadtrat, nachdem drei von fünf Stadtratsmitglieder zur FDP oder zur SVP übergetreten waren.
Das wiederum brachte der FDP die Fraktionsstärke zurück – die zuvor einen Streit in der Parteileitung und ebenfalls einen Parteiübertritt zu meistern hatte. Ob das Stimmvolk diese Wendungen und Partei-Übertritte goutiert, wird sich weisen.
Und schliesslich muss sich Stadtpräsident Raphael Lanz (SVP) einer Kampfwahl stellen – in Thun ein Unikum seit Jahrzehnten. Ein mittlerweile parteiloser ehemaliger FDP-Stadtrat und in Thun gut vernetzter Querdenker fordert ihn heraus.