Wanderinnen und Wanderer unterschätzen landauf, landab das Risiko in den Bergen.
Eine 26-jährige Frau wanderte am Samstagnachmittag von Grächen (VS) in Richtung Europahütte Randa. Ob Breitmatten bei Herbriggen fiel ihr ein Gegenstand den Abgang hinunter.
Sie verliess darauf den Wanderweg und stieg ab. Auf dem Rückweg zum Wanderweg stürzte die Frau aus bislang ungeklärten Gründen ab und verletzte sich schwer. Einen Tag später starb die Zürcherin im Berner Inselspital.
Mit 32 Bergtoten ist das Wallis weit über dem Schnitt
Es ist nur eine von vielen Tragödien, die sich heuer in den Walliser Bergen abgespielt haben. Alleine dieses Jahr sind im Kanton Wallis schon 32 Bergtote zu beklagen.
Das liegt weit über dem langjährigen Schnitt von 24 Bergtoten. Und es ist erst Ende September.
Immer wieder sehe ich Wanderer, die mit Turnschuhen in schlechtem Gelände unterwegs sind.
Das schöne Wetter hat diesen Sommer besonders viele Menschen in die Berge gelockt. Während die Alpinisten heutzutage gut ausgerüstet sind, bereiten vor allem Wanderinnen und Wanderer dem bekannten Walliser Bergretter Bruno Jelk Sorgen.
«Immer wieder sehe ich Wanderer, die mit Turnschuhen in schwierigem Gelände unterwegs sind. Sie überschätzen ihre körperlichen Fähigkeiten und unterschätzen gleichzeitig die Distanzen.» All das führe dann zwangsläufig zu mehr Unfällen, sagt Jelk.
Mit Turnschuhen auf den Gletscher
Rund ein Drittel der tödlich verunglückten Personen in den Bergen waren unterwegs auf Wanderungen. Sogar auf dem Gletscher würden ihm Turnschuh-Touristen begegnen, ärgert sich der Bergretter. Das Problem sei, dass sich diese Leute nicht über die Gefahren informieren würden.
Jüngst sei ihm sogar ein Jogger auf dem Gletscher begegnet. «Ich warnte ihn vor Gletscherspalten, aber er hörte nicht auf mich», so Jelk. Kurz darauf sei er in eine Spalte gerutscht.
Er habe sich aber selbst befreien können. Viele hörten nicht auf Ratschläge und denken, sie wüssten es besser. «Sie lassen sich auch nicht belehren. Es ist für uns Bergführer schwierig, an sie heranzukommen», so Jelk.
Hitzesommer sorgte für mehr Steinschläge
Wegen der grossen Hitze herrschte diesen Sommer eine erhöhte Gefahr in den Bergen. Es kam häufiger zu Stein- und Eisschlägen. Es war und ist deshalb besonders wichtig, sich vor Ort über die Verhältnisse zu informieren.
Jelk dazu: «Wenn man in den Bergen unterwegs ist, sollte man die Route sorgfältig planen und studieren.» Dann müsse man sich überlegen, ob man überhaupt fähig ist, diese Route zu laufen. «Jeder Mensch hat irgendwo ein Limit», so Jelk. Und dann sollte man sich vor dem Start über die Wetterverhältnisse und sonstigen Gefahren informieren, die einem auf der Strecke begegnen können.
Jeder Mensch hat irgendwo ein Limit.
Solche Gefahren können unmittelbar entstehen, beispielsweise, wenn unerwartet ein Gewitter aufzieht. Die sind heutzutage viel extremer und entstehen oft sehr kurzfristig. Dann kann es richtig gefährlich werden in den Bergen.
«Im Zweifelsfall ist es darum immer besser, eine Tour abzubrechen oder sogar ganz darauf zu verzichten», so Jelk.