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In Wasserauen verirrt und abgeschossen
Aus Regionaljournal Ostschweiz vom 25.01.2021. Bild: ZVG
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Tödlicher Besuch Waschbär verirrt sich ins Appenzellerland – und wird erschossen

Das Tier verirrte sich in ein Haus in Wasserauen. Doch als gebietsfremde Art musste es geschossen werden.

Waschbären sehen putzig aus. Aber von Jägern und Behörden sind sie keine gern gesehenen Gäste. Denn die Tiere, die etwa so gross sind wie Katzen, kommen ursprünglich aus Nord- und Mittelamerika und sind in der Schweiz eigentlich nicht heimisch. Sie gelten als Raubtiere und sind zum Abschuss freigegeben. So sieht es das Jagdgesetz des Bundes vor.

«Eine riesige Sauerei angerichtet»

Eine der ganz seltenen Begegnungen mit einem Waschbären hat am Wochenende SRF-Hörer Thomas Maurer im Kanton Appenzell Innerrhoden gemacht. Der Waschbär hat sich über das Katzentürchen Zugang in sein Haus in Wasserauen verschafft.

Der Waschbär hat keinen gefährlichen Eindruck gemacht.
Autor: Thomas Maurer Vor seiner Wohnungstür sitzt ein Waschbär

Thomas Maurer wohnt im zweiten Stock des Mehrfamilienhauses. Vor seiner Wohnungstür habe das putzige Kerlchen innert kürzester Zeit eine riesige Sauerei angerichtet. Es sei über altes Brot hergefallen und habe dabei Weinflaschen aus dem Regal gestossen, überall lagen Scherben.

Bei der Begegnung sei der Eindringling auf der Treppe gesessen, habe ihn angeschaut und geknurrt, so Thomas Maurer im Gespräch mit dem «SRF Regionaljournal Ostschweiz». Der Waschbär sei nicht aggressiv gewesen, aber auch nicht scheu.

Der Waschbär

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Der Waschbär ist ein so genannter Neozoon, eine gebietsfremde Art. Die Kleinbären gehören nicht nach Europa, sie sind in Nordamerika zu Hause. Die in Europa entstandene Population entwickelte sich aus Tieren, die aus Pelztierfarmen oder privaten Haltungen entwichen. Die Tiere sind sehr anpassungsfähig und leben in Europa zunehmend in Bergwäldern und urbanen Gebieten. Der Waschbär hat hier keine natürlichen Feinde. Jagd und Verkehrsunfälle sind die häufigsten Todesursachen.

In Deutschland sind die Waschbären in gewissen Gebieten, etwa in Kassel, schon zu einer Plage geworden. Sie fressen den einheimischen Tieren das Futter weg und den Bauern die Ernte. Von einer Plage kann in der Schweiz keine Rede sein. Im Grenzkanton Thurgau sei in den vergangenen 40 Jahren erst zwanzig Mal ein Waschbär gesehen, fotografiert oder geschossen worden, sagt Michael Vogel vom Thurgauer Amt für Jagd und Fischerei auf Anfrage von SRF.

Ansiedelung soll verhindert werden

Im Thurgau ist der erste Waschbär 1981 gesichtet worden, im schwerer zugänglichen Bergkanton Graubünden erst 30 Jahre später. Seither tappt immer wieder einmal ein Waschbär in eine Fotofalle, wie vor wenigen Wochen in Trimmis, oder es wird einer überfahren auf der Strasse gefunden. In Graubünden seien Jäger aufgefordert zu schiessen, wenn sie einen Waschbären sehen, sagt Hannes Jenny vom Bündner Amt für Jagd und Fischerei.

Vor dem Waschbären ist nichts sicher.
Autor: Hannes Jenny Amt für Jagd und Fischerei Graubünden

Der Waschbär gelte als Neozoon, als gebietsfremde Tierart, und dürfe daher in der Schweiz ganzjährig ohne Schonzeit gejagt werden, sagt der Bündner Wildbiologe Hannes Jenny weiter. «Vor ihm ist nichts sicher», sagt er und spielt auf den Jagdtrieb des Waschbären an. Das Tier durchwühle Abfallcontainer oder jagt Amphibien wie Salamander oder weitere geschützte Tiere. Mit dem Abschuss soll verhindert werden, dass sich dieses Tier hier ansiedelt und fortpflanzt.

Vor dem Haus erschossen

Eine markante Zunahme an Waschbären stellen die Wildhüter in den angefragten Kantonen nicht fest. Noch ist das Tier ein seltener Gast. In der Schweiz sind nach der ersten Sichtung 1976 im Kanton Schaffhausen zwischen einem bis sieben Tiere pro Jahr gefangen oder erlegt worden, heisst es beim Schweizerischen Zentrum für die Kartografie der Fauna CSCF.

Karte der Schweiz mit wenigen Punkten vor allem nördlich der Alpen

Zurück nach Appenzell Innerrhoden. Der Waschbär, der am Wochenende das Treppenhaus verwüstet hat, ist ein Novum im Kanton. Er ist der erste, den die Innerrhoder Behörden töten mussten, bestätigt der dortige Jagd- und Fischereiverwalter Ueli Nef.

Die Geschichte habe zwar «einen traurigen Ausgang» genommen, meint dazu Augenzeuge Thomas Maurer. Der Innerrhoder Wildhüter habe aber nur seine Pflicht getan, als er den pelzigen Eindringling im Treppenhaus eingefangen und vor dem Haus in Wasserauen erschossen habe.

Regionaljournal Ostschweiz, 25.01.21, 17:30 Uhr

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