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Tote Störche und Uhus Störche sterben wegen Stromleitungen – es liesse sich verhindern

Viele Störche oder Uhus sterben wegen Stromleitungen. Vogelsicher machen müssen sie die Energieversorger noch nicht.

Der Storch brütet wieder im solothurnischen Rodersdorf, einer Gemeinde an der Grenze zu Frankreich. Seit 2013 kommen die Weissstörche nach der Überwinterung im Süden zurück in den Horst.

Das freut Ornithologe Konrad Knüsel. Traurig stimmt ihn, wenn die Vögel in seiner Gemeinde ums Leben kommen. Bereits drei Mal seien Störche durch einen Stromschlag an der gleichen Freileitung gestorben. Das letzte Mal im Mai: «Dort, wo sie die Leitung berühren, sind die Flügel verbrannt.»

Toter Storch im Gras.
Legende: Bereits drei Mal kam in Rodersdorf ein Storch wegen einer Stromleitung ums Leben. ZVG / Konrad Knüsel

Noch tragischer sei es, dass der im Mai getötete Storch am Brüten gewesen sei. Der verbliebene Vogel habe sich fast eine Woche weiter um die Eier im Nest gekümmert. Weil die Partnerin aber keine Nahrung mehr geliefert habe, habe sich der Storch um sich selbst sorgen und die Eier zurücklassen müssen, erzählt der Ornithologe. «Für einen Vogelfreund ist dies ein sehr emotionaler Moment. Auch im Dorf hat es sehr hohe Wellen geschlagen.»

Todesfallen für Storch oder Uhu

Freiluftleitungen auf dem Land seien richtige Todesfallen für grössere Vögel, meint Livio Rey von der Vogelwarte Sempach. «Je nach Mast können Vögel ab der Grösse eines Turmfalken betroffen sein. Besonders häufig betroffen sind Weissstorch und Uhu.»

Das Problem: Sie können zwei Stromdrähte gleichzeitig berühren – etwa mit den Flügeln. Und dann fliesst der tödliche Strom. Dabei könnten viele tote Vögel relativ einfach vermieden werden, so Rey: «Die Abstände zwischen den stromführenden Elementen müssen vergrössert oder die Leitungen isoliert werden. Und dann ist ein Strommast vogelsicher konstruiert.»

Zwei Arbeiter auf einem Strommast.
Legende: Im Engadin haben die Elektrizitätsunternehmen ihre Stromleitungen bereits vogelsicher gemacht. SRF

Dieser Vorschlag der Vogelwarte ist nicht nur Theorie. In den Kantonen Wallis und Graubünden wurden Stromleitungen bereits entsprechend umgebaut.

Manchmal helfen Schutzmassnahmen nicht

Auch in Rodersdorf hat der regionale Stromversorger Primeo Energie reagiert. Er hat Vogel-Abweiser auf Masten montiert und Isolatoren mit Matten abgedeckt. Das habe aber nicht genützt, so Ornithologe Konrad Knüsel.

Toter Storch am Boden.
Legende: Wenn Störche zwei Stromleitungen gleichzeitig berühren, trifft sie ein tödlicher elektrischer Schlag. ZVG/Konrad Knüsel

Auch Primeo-Mediensprecher Joachim Krebs ist bewusst, dass die Massnahmen nicht überall nützen: «Wir haben gesehen, dass die Störche oft genau dort ein Nest bauen wollen.»

Stromleitungen und Masten würden nicht flächendeckend umgerüstet. Man unternehme aber etwas an Orten, wo Vögel aufgrund der Leitungen sterben, so Krebs. Denn neben dem Tod eines Tiers verursache dies auch Aufwand für das Unternehmen. Wegen des Stromunterbruchs müsse jemand vor Ort gehen und umschalten, damit die Bevölkerung wieder mit Strom versorgt werde.

Obligatorischer Vogelschutz lässt auf sich warten

Der Bundesrat möchte die Leitungsverordnung so anpassen, dass Energieunternehmen alle für Vögel gefährlichen Stromleitungen bis 2030 sicherer machen müssen. Kürzlich wurde das Ergebnis des Vernehmlassungsverfahrens dazu veröffentlicht.

Storch im Nest aus Ästen.
Legende: Neben Störchen kommen auch Uhus und andere grosse Vögel wie Milane oder Adler in Stromleitungen zu Tode. Keystone

Die Gemeinde Rodersdorf und Ornithologe Konrad Knüsel haben in der Vernehmlassung den Vogelschutz befürwortet. Und auch Primeo Energie sei den Änderungen gegenüber positiv eingestellt, so Joachim Krebs. Die Anpassungen an den bestehenden Stromleitungen sollten aber im Rahmen der Unterhaltsarbeiten umgesetzt werden können.

Andere Energiefirmen und -verbände möchten, dass nur neue Leitungen vogelsicher gebaut werden müssen. Zudem ist ihnen die Frist bis 2030 zu knapp.

Die strengeren Regeln gelten vorerst aber noch nicht. Der Bundesrat hat sie nicht wie geplant per 1. Juli in Kraft gesetzt. Für die Revision der Verordnung brauche es «vertiefende Abklärungen», teilt das Bundesamt für Umwelt auf Anfrage mit.

Regionaljournal Aargau Solothurn, 28.07.2021, 06:32 Uhr ; 

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