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Sehr grosser Mikroplastik-Anteil durch Reifenabrieb
Aus Rendez-vous vom 13.02.2024. Bild: KEYSTONE/Alexandra Wey
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Toxischer Reifenabrieb Schweiz: Mikroplastik stammt zu 90 Prozent von Pneus

  • Der grösste Teil des Mikroplastiks gelangt in der Schweiz durch Autoreifenabrieb in die Umwelt, wie ein Bericht der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt Empa feststellt.
  • Der Bericht wurde aufgrund eines Nationalratspostulats von Ursula Schneider-Schüttel (SP) im Jahr 2019 erstellt. Sie verlangte, dass geprüft werde, wie der Reifenabrieb vermindert werden kann.
  • Die Empa schreibt, gleichmässiges Autofahren würde den Abrieb vermindern. Bei sogenannten Kavalierstarts oder Vollbremsungen lösen sich am meisten Partikel von den Reifen.

Reifenabrieb entsteht nicht nur bei einer Vollbremsung oder bei einem schnellen Start, wenn die Räder durchdrehen. Auch bei ganz normalem Fahren, bei gleichbleibender Geschwindigkeit reibt sich der Reifen der Autos an der Strasse ab.

Zwei Hände in Handschuhen nehmen zwei Pneus aus einem Lager. Daneben stehen weitere Pneus
Legende: Verschiedene Pneus enthalten verschiedene Stoffe. Es braucht genauere Untersuchungen, welche wie toxisch sind. Keystone/Alexandra Wey/Archiv

Reifenabrieb wird allerdings auch beim normalen Fahren bei gleichbleibender Geschwindigkeit erzeugt. «Für den Abrieb entscheidend sind hauptsächlich die Eigenschaften der Reifen und die Fahrweise. Einen kleineren, aber nicht unwesentlichen Beitrag leisten zudem die Fahrzeugeigenschaften und die Beschaffenheit der Strasse», schreibt die Empa.

Die Forscher der Empa seien selbst ab den Resultaten überrascht gewesen, sagt Christian von Burg, SRF-Wissenschaftsredaktor. «Sie wussten, dass der grösste Teil des Mikroplastiks von den Reifen stammt, aber dass es 90 Prozent sind, das war den Experten der eidgenössischen Materialprüfungsanstalt EMPA nicht klar.»

Grösster Teil landet in der Umwelt

Nur etwa ein Viertel des Abriebs werde in Schlammsammlern oder Abwasserbehandlungsanlagen aufgefangen, sagt der Wissenschaftsredaktor. «Der Rest geht in die Umwelt – grob 30 Prozent in die Gewässer und 45 Prozent in die Böden am Strassenrand und weiter in die Umgebung.» Man müsse sich darüber im Klaren sein, dass das Problem zunehme, weil die Autos immer schwerer werden. Das gilt insbesondere auch für Elektroautos, die sehr schwere Batterien haben.

Was empfiehlt die Empa, um weniger Abrieb zu erzeugen?

Box aufklappen Box zuklappen
  • Leichte, kleine Autos
  • Gleichmässig fahren
  • Absetzbecken der Strassenentwässerungen ausbauen
  • International die Reifen standardisieren: Die richtigen Pneus reduzieren den Mikroplastik um bis zu einem Drittel.

Direkt gesundheitsgefährdend für den Menschen ist nur ein Teil. «Nur eine geringe Menge des Abriebs ist so klein, dass er via Atemwege unsere Gesundheit gefährdet», sagt von Burg. Der grössere Teil des Abriebs ist im Millimeterbereich und landet in der Umwelt. Er gelangt in die Äcker und damit in die Nahrung.

«Je nach Gummimischung der Reifen sind die Mikroteilchen mehr oder weniger toxisch. Für die Lebewesen in unseren Gewässern haben sich insbesondere Ozonschutzmittel in den Reifen als schädlich herausgestellt», sagt der SRF-Redaktor.

Geht die Politik das Problem an?

Auf EU-Ebene – und von da stammen die meisten Autos in der Schweiz – gibt es eine neue Schadstoffnorm, und diese gilt nun auch für den Reifenabrieb.

Allerdings: Im Unterschied zu den Abgasmessungen gibt es für den Reifenabrieb keine standardisierten und international anerkannten Methoden. «Bis es diese Testverfahren gibt und die Grenzwerte in der EU vorliegen, geht es etwa noch fünf Jahre. Wie meist in solchen Fällen schliesst sich die Schweiz dann wohl den Regelungen der EU an», sagt der Wissenschaftsredaktor.

Rendez-vous, 13.02.2024, 12:30 Uhr;

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