- In die Frauenfrage kommt Bewegung: Neu könnten auch Frauen vollwertige Mitglieder einer Zürcher Zunft werden.
- Eine Arbeitsgruppe der «Zunft zur Meisen» stellt die Aufnahme von Frauen und deren vollen Teilhabe am Zunftleben zur Diskussion. Dies hat das «Regionaljournal Zürich Schaffhausen» von Radio SRF aus sicherer Quelle erfahren.
- Bis im Januar können sich die Zünfter zur Frauenfrage äussern. Die Entscheidung fällen alle Mitglieder der «Zunft zur Meisen» an einer Generalversammlung.
Manch einer tut sich schwer
Für die einen Zünfter ist klar: Frauen haben in den Zünften nichts zu suchen, es darf keine Zünfterinnen geben. «So ist es Tradition und so soll es bleiben», ist dazu das meistgehörte Argument, das häufig jede Diskussion im Keim erstickt. Die einzige Frauenzunft, die «Gesellschaft zu Fraumünster», darf zwar am Sechseläuten seit einigen Jahren als Dauergast bei der «Gesellschaft zur Constaffel» mitlaufen. An den Zunftessen der Männer am Abend sind sie aber nicht zugelassen. Mann bleibt gerne unter sich.
Offenbar teilen aber längst nicht mehr alle Männer in den Zünften diese Meinung. Eine Arbeitsgruppe der «Zunft zur Meisen» hat aktuell ein Konzept verfasst, der für Frauen die vollwertige Teilnahme am Zunftleben vorsieht. Im Fokus stehen vor allem die Töchter der Zünfter. Sie sollen sich ebenso engagieren können wie die Söhne.
Diese «Jungzünfter» sind in einem eigenen Verein organisiert. Er sei «der ideale Einstieg zum Kennenlernen der zöiftigen Traditionen und Gepflogenheiten», wie es auf der Seite des Zentralkomitees der Zürcher Zünfte heisst. Über die Aufnahme von Frauen in die Zunft wird im nächsten Januar entschieden.
Wie sich ein möglicher positiver Entscheid der «Zunft zur Meisen» auf die anderen Zünfte auswirkt, ist noch unklar. Auf Anfrage gibt sich der Präsident des Zentralkomitees der Zünfte Zürichs (ZZZ), Victor Rosser bedeckt: Die Frauenfrage sei bei ihnen «kein Thema». Er selbst habe dazu «keine Meinung».
Da es sich bei der «Zunft zur Meisen» um die zahlenmässig grösste Zürcher Zunft handelt, dürfte aber eine gewisse Signalwirkung nicht ausbleiben. Sicher ist: Die Umfrage sorgt «zünftig» für Unruhe. Im Zug der Recherche wurde immer klarer: Allein dass darüber berichtet wird, sehen die Zünfter höchst ungern.