Zum Inhalt springen

Training trotz Corona Nicht alle Sportvereine trainieren, obwohl sie dürften

Kinder unter 16 Jahren dürfen Sport treiben. Nicht alle Vereine wollen oder können dies aber anbieten.

Die Corona-Massnahmen im Sport sind relativ strikt. Doch im Breitensport sind Trainings unter Auflagen möglich. Unter 16-Jährige dürfen sogar uneingeschränkt Sport treiben. Nur Wettkämpfe sind verboten.

Nun kommt es aber zu speziellen Situationen. So wird zum Beispiel auf dem Fussballplatz des FC Köniz trainiert – ganz in der Nähe beim Berner FC Weissenstein aber nicht.

Kind spielt auf Fussballplatz
Legende: Einige Kinder können, andere können nicht trainieren. Nicht alle Vereine bieten ein Training an. Keystone

Beim FC Köniz heisst es: Im ersten Shutdown habe das Training den Kindern gefehlt. «Darum war für uns selbstverständlich, dass wir wieder trainieren, sobald wir dürfen», so Pascal Ruprecht, der aktuelle Vereinspräsident.

Beim FC Weissenstein heisst es: «Wir haben Trainer, die etwas älter sind». Mit einem Verzicht auf das Training könne der Verein einen Beitrag im Kampf gegen die Pandemie leisten, so Vorstandsmitglied Tom Egger. Zudem müssten bei einer Infektion mit dem mutierten Virus schnell über 30 Leute in Quarantäne, was es zu verhindern gelte.

Wir sind unter Druck geraten.
Autor: Tom Egger Spiko-Präsident FC Weissenstein

Auch der FC Weissenstein hat sich nun aber dazu entschieden, ab nächster Woche wieder Trainings für Kinder anzubieten. Nicht ganz freiwillig: Der Druck sei zu gross geworden, von den Eltern, aber auch durch eine Umfrage des Mittelländischen Fussballverbands.

Dieser hat in den letzten Tagen seine Mitglieder zur Trainingssituation befragt. 33 der angefragten 40 Vereine in der Region Bern machten mit. Zwei Drittel dieser Vereine führen derzeit Trainings mit unter 16-Jährigen durch.

«Die meisten, die eine Möglichkeit haben, machen Trainings», sagt Marco Bianchi, Präsident des Fussballverbandes. Viele Vereine planten eine Wiederaufnahme des Betriebs. Und einige verzichteten zwar auf Trainings für Kinder, aber nicht wirklich freiwillig: Gewisse Gemeinden haben schlicht ihre Sportanlagen geschlossen.

Unterstützung von Verbänden und Behörden

Von Behörden und Verbänden gibt es Rückendeckung für den Trainingsbetrieb. «Wenn der Bundesrat in seiner Verordnung explizit Kindersport zulässt, wird er wissen, wieso er dies tut», sagt zum Beispiel Christian Bigler, Leiter des Stadtberner Sportamts.

«Bewegung ist wichtig und gesünder, als auf dem Sofa zu sitzen», sagt Kommunikationsleiter Christoph Lauener vom Bundesamt für Sport (Baspo). Das könne Kindern und Jugendlichen auch helfen, diese schwierige Zeit besser zu überstehen.

Der Aufwand für die Vereine sei je nach Sportart gross, um einen coronakonformen Trainingsbetrieb bieten zu können, gibt Alexander Wäfler von Swiss Olympic zu. «Wir haben aber viele Erfahrungen gemacht und können mit diesem Wissen helfen.» Das Bundesamt für Sport und Swiss Olympic bieten den Vereinen deshalb Informationen zu Schutzkonzepten an.

Viel Arbeit für die speziellen Trainings

Box aufklappen Box zuklappen

Beim FC Köniz trainieren aktuell wieder alle 27 Mannschaften. Die Kinder und Jugendlichen ziemlich normal, die über 16-Jährigen ohne Körperkontakt und mit Abstand in 4-er Gruppen, hinzu kommt der Trainer.

Diese Trainings zu ermöglichen bedeutet für den Klub jedoch einen grossen Aufwand. «Weil es immer wieder Anpassungen gibt, planen wir von Woche zu Woche neu», sagt Sportchef Silvan Rudolf. Jeden Freitag werden die Gruppen den zur Verfügung stehenden Plätzen zugewiesen.

«Das ist ein riesiger Aufwand, gibt uns aber ein bisschen Normalität», sagt Rudolf. Man müsse diese Zeit nun gemeinsam überstehen und sich gegenseitig unterstützen.

Angst vor der Zukunft

Was derzeit mehreren Vereinen Sorge bereitet: Sie haben Angst, dass ihre jungen Sportlerinnen und Sportler nach der Pandemie nicht zurückkommen. Die Mitglieder müssten im Moment Beiträge bezahlen, ohne eine Gegenleistung zu erhalten, das sei abschreckend, heisst es bei Swiss Olympic.

Bei der Umfrage im Bernbiet gab gar ein Drittel der Vereine an, dass bereits vermehrt Junioren mit Fussball aufgehört hätten. Ein Verein schreibt gar, er habe 2020 so viele Junioren verloren wie sonst in zehn Jahren zusammen.

Aktuell würden auch viel weniger Kinder mit dem Fussballspielen beginnen. Immerhin: Beim FC Münsingen kann so nun die Warteliste der letzten Jahre abgebaut werden. Sprecher Andreas Zwahlen sagt deshalb: «Es ist noch keine Notlage, aber wir müssen das im Auge behalten.»

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 21.01.2021, 06:31 / 17.30 Uhr

Meistgelesene Artikel