- Ein Tram in St. Gallen: Stadt und Kanton wollen nochmals über die Bücher.
- «Die Studien werden jetzt noch einmal einer vertieften Beurteilung unterzogen», sagt Regierungsrat Beat Tinner.
- «Ein Tram ist ein Bekenntnis zu einer Stadt», sagt Stadtrat und Baudirektor Markus Buschor.
- Bis im Spätherbst machen Stadt und Kanton eine Auslegeordnung über die nächsten möglichen Schritte.
1957 fuhr das letzte Tram durch die Stadt St. Gallen. Ende des 19. Jahrhunderts eingeführt, war das St. Galler Stadttram schnell ein beliebtes Transportmittel. Teile der Politik können sich für die Idee einer Wiederbelebung des Trambetriebs durchaus erwärmen.
Man gehe nochmals über die Bücher, bestätigt auf Anfrage der zuständige St. Galler Regierungsrat und Volkswirtschaftsdirektor Beat Tinner. Auch bei der Stadt ist man für die Option Tram offen.
Man habe Busse in der Stadt unterwegs, die noch etwa zwanzig Jahre ihre Leistung erbringen können. Dann dürften sie an ihre Grenzen stossen, heisst es von Seiten der Stadt, von Baudirektor Markus Buschor. Und weiter: «Darum sind wir offen, die Thematik Tram wieder anzuschauen.» Musste also das Tram in den 50er-Jahren dem Bus weichen, so könnte eine Wiederbelebung des Trambetriebs allenfalls das Bus-System in der Zukunft vor einem Zusammenbruch retten.
Dass man die Machbarkeitsstudien aus den Jahren 2012 und 2017 nochmals einer vertieften Beurteilung unterziehen wolle, dieser Meinung ist nicht nur Regierungsrat Beat Tinner. Auch Stadtrat Markus Buschor schlägt in die gleiche Kerbe. Der beschränkte Strassenraum stelle die Stadt vor grosse Herausforderungen, insbesondere weil man sich nach innen entwickeln wolle. Das erwirke mehr Mobilität, und darum sei die Entwicklung des öffentlichen Verkehrs so wichtig.
Was 2017 bei der zweiten Machbarkeitsstudie durch den Kanton nicht genau untersucht worden sei, das hole man jetzt nach. Letztes Jahr haben Stadt und Kanton eine Studie zur Standortattraktivität und der Volkswirtschaft gemacht. Die Ergebnisse dieser Studie liegen vor: Ein Tram hätte positive Auswirkungen auf den Standort St. Gallen, sagt dazu Markus Buschor. Für Investoren zum Beispiel könne es eine Motivation sein, weil ein Tram ein klares Bekenntnis der Behörden und der Politik zu einer Stadt sei.
Bis im Spätherbst wird eine Auslegeordnung über die möglichen nächsten Schritte gemacht. Und dann wolle man, so Markus Buschor, auch zeitnah die Politik ins Boot holen. Bei der Stadt habe man zwei mögliche Depotstandorte im Visier und die entsprechenden Grundstücke reserviert. Auch bei Strassenbauprojekten werde ein mögliches zukünftiges Tramnetz jeweils berücksichtigt.
Buschors und Tinners Ziel: Die Idee soll nicht wieder in der Schublade verschwinden.