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Tram in der Stadt Idee für Tram in der Stadt St. Gallen nimmt wieder Fahrt auf

  • Ein Tram in St. Gallen: Stadt und Kanton wollen nochmals über die Bücher.
  • «Die Studien werden jetzt noch einmal einer vertieften Beurteilung unterzogen», sagt Regierungsrat Beat Tinner.
  • «Ein Tram ist ein Bekenntnis zu einer Stadt», sagt Stadtrat und Baudirektor Markus Buschor.
  • Bis im Spätherbst machen Stadt und Kanton eine Auslegeordnung über die nächsten möglichen Schritte.

1957 fuhr das letzte Tram durch die Stadt St. Gallen. Ende des 19. Jahrhunderts eingeführt, war das St. Galler Stadttram schnell ein beliebtes Transportmittel. Teile der Politik können sich für die Idee einer Wiederbelebung des Trambetriebs durchaus erwärmen.

Historisches Foto des Hechtplatzes in St. Gallen mit Strassenbahn und Personen.
Legende: Als Kind im Tram mitgefahren. Ein Zeitzeuge erzählt. Das erste Tram fuhr 1897 durch die Stadt St. Gallen. Der heute 82-jährige Walter Walser durfte als Kind ab und zu mitfahren. «Ein Luxus» sei das gewesen, teuer und dazu noch unbequem. Er erzählt vom «motorisierten Schüttelbecher» mit Holzbänken, wenig isoliert, dass er auch bei geschlossenen Fenstern die Vögel habe pfeifen hören. Stadtarchiv St.Gallen PA_Foto_Gross_BA561 / Aufnahme von 1926

Man gehe nochmals über die Bücher, bestätigt auf Anfrage der zuständige St. Galler Regierungsrat und Volks­wirtschafts­direktor Beat Tinner. Auch bei der Stadt ist man für die Option Tram offen.

Die letzten Versuche sind jeweils gescheitert

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Visualisierung Stadt St. Gallen
Legende: Visualisierung Stadt St. Gallen aus dem Jahr 2017

Es gab verschiedene Versuche, in der Stadt St. Gallen wieder ein Tram einzuführen. Zuerst kleinere, wie zum Beispiel über ein Postulat im St. Galler Stadtparlament. Oder auch nach dem Ja zur Städte-Initiative, als die Forderung nach einem Tram wieder laut wurde.

2012 und 2017 gab es dann sogar zwei Machbarkeitsstudien, je eine von der Stadt und dem Kanton. Laut der ersten Studie wäre ein Tram machbar, laut der zweiten allerdings zu jener Zeit wirtschaftlich nicht sinnvoll. Trotzdem kam es nie zu einem endgültigen Nein.

Kanton und Stadt wollten sich die Option Tram aber immer offen halten – bis heute.

Man habe Busse in der Stadt unterwegs, die noch etwa zwanzig Jahre ihre Leistung erbringen können. Dann dürften sie an ihre Grenzen stossen, heisst es von Seiten der Stadt, von Baudirektor Markus Buschor. Und weiter: «Darum sind wir offen, die Thematik Tram wieder anzuschauen.» Musste also das Tram in den 50er-Jahren dem Bus weichen, so könnte eine Wiederbelebung des Trambetriebs allenfalls das Bus-System in der Zukunft vor einem Zusammenbruch retten.

Archiv – St.Gallen, Bahnhofstrasse
Legende: Das Tram transportierte bis zu 12 Millionen Menschen pro Jahr Anfang der 1950er-Jahre stellt die Stadt nach und nach auf den Trolleybus um, auch weil die Fahrzeuge in die Jahre gekommen sind, das Liniennetz nicht mehr ausreicht und weil die Trambahn regelmässig rote Zahlen schreibt. Stadtarchiv St.Gallen Stadt PA_Foto_Gross_BA252 / Aufnahme: 1924

Dass man die Machbarkeitsstudien aus den Jahren 2012 und 2017 nochmals einer vertieften Beurteilung unterziehen wolle, dieser Meinung ist nicht nur Regierungsrat Beat Tinner. Auch Stadtrat Markus Buschor schlägt in die gleiche Kerbe. Der beschränkte Strassenraum stelle die Stadt vor grosse Herausforderungen, insbesondere weil man sich nach innen entwickeln wolle. Das erwirke mehr Mobilität, und darum sei die Entwicklung des öffentlichen Verkehrs so wichtig.

Aus dem Archiv – Tram in St.Gallen-St.Fiden
Legende: Das St. Galler Tram fährt 116-mal zum Mond und zurück. Am 30. September 1957 fährt das letzte Tram. Es sei der Abschied der «grünen Pfeile», schreibt die Zeitung «Der Bund» damals. Während seiner Betriebszeit hat das St. Galler Tram fast eine halbe Milliarde Menschen transportiert. Es ist insgesamt eine Strecke gefahren, so weit wie 116-mal zum Mond und zurück. Stadtarchiv St.Gallen PA_Foto_Gross_BA194 / Aufnahme von 1923

Was 2017 bei der zweiten Machbarkeitsstudie durch den Kanton nicht genau untersucht worden sei, das hole man jetzt nach. Letztes Jahr haben Stadt und Kanton eine Studie zur Standortattraktivität und der Volkswirtschaft gemacht. Die Ergebnisse dieser Studie liegen vor: Ein Tram hätte positive Auswirkungen auf den Standort St. Gallen, sagt dazu Markus Buschor. Für Investoren zum Beispiel könne es eine Motivation sein, weil ein Tram ein klares Bekenntnis der Behörden und der Politik zu einer Stadt sei.

Das sagen die politischen Parteien

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Wie stehen die Fraktionen des St. Galler Stadtparlaments zur Tram-Idee? SRF hat nachgefragt.

Die Links-Grüne-Fraktion ist eher für eine Wiedereinführung. «Das Tram ist eine echte Alternative zum Auto», schreibt etwa die SP-JUSO-PFG-Fraktion in ihrer Antwort. Die Mitte-EVP-Fraktion und die FDP-Fraktion sind eher dagegen. Und von der SVP-Fraktion heisst es, dass jetzt nicht der Zeitpunkt für eine Tram-Diskussion sei.

Bis im Spätherbst wird eine Auslegeordnung über die möglichen nächsten Schritte gemacht. Und dann wolle man, so Markus Buschor, auch zeitnah die Politik ins Boot holen. Bei der Stadt habe man zwei mögliche Depotstandorte im Visier und die entsprechenden Grundstücke reserviert. Auch bei Strassenbauprojekten werde ein mögliches zukünftiges Tramnetz jeweils berücksichtigt.

Buschors und Tinners Ziel: Die Idee soll nicht wieder in der Schublade verschwinden.

Regionaljournal Ostschweiz, 28.5.2024, 17:30 Uhr ; 

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