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Transparenz gefordert Die Unia ist viel reicher als bekannt war

Soll die Gewerkschaft Unia ihr Vermögen und die Geldflüsse offenlegen oder kann sie diese als Verein verheimlichen? Diese Frage stand in jüngster Zeit im Raum. Nun hat die Gewerkschaft die Türe einen Spalt weit geöffnet und hat erstmals der breiten Öffentlichkeit die Geschäftszahlen vorgelegt.

Der Blick auf die Zahlen zeigt: Die Unia ist viel reicher als man bis vor der jüngsten Kontroverse hätte vermuten können. Und: sie ist rentabel.

Vermögen umfasst rund 770 Millionen Franken

Die Unia hat im vergangenen Jahr einen Gewinn von 20 Millionen Franken gemacht, das sind 28 Prozent weniger als im Vorjahr. Dabei verdient die Gewerkschaft ihr Geld vor allem mit dem Vermögen – den Finanzanlagen und den Immobilien. Diese sind rentabel, der eigentliche Betrieb hingegen, die Gewerkschaftsaktivitäten sind defizitär. So sind zum Beispiel die Mitgliederbeiträge rückläufig.

Zur Gesamtrechnung der Unia gehören zum einen die Gewerkschaftstätigkeiten und zum anderen die Aktivitäten der Stiftung. So besitzt die Unia etliche Liegenschaften und auch die beiden Hotels Hotel Bern und den Freienhof in Thun. Das gesamte Anlagevermögen der Unia liegt bei 773 Millionen Franken, das sind Finanzanlagen, Immobilien und Beteiligungen. Die Gewerkschaft ist somit viel reicher als vermutet.

Wie reich ist die Unia? Ein Wegweiser aus dem Zahlenwirrwarr

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Die Unia hat heute verschiedene Zahlen veröffentlicht. Nun stellt sich die Frage, welche Zahlen zur Beurteilung relevant sind.

Die Gewerkschaft verfügt über Aktiven von insgesamt 836 Millionen Franken . Dies umfasst das Umlaufsvermögen von 63 Millionen Franken (flüssige Mittel, diverse Forderungen, Vorräte) und das Anlagevermögen von 773 Millionen Franken (Finanzanlagen, Beteiligungen, Immobilien). Das Anlagevermögen ist ein relevanter Wert, denn aus diesem Vermögen erzielt die Gewerkschaft Erträge, wie Mieten, Dividenden, Zinsen und Kursgewinne. Es ist die wohl wichtigste Zahl.

Die Summe aller Aktiven beträgt also 836 Millionen Franken. Von dieser Summe müssen allerdings die Schulden abgezogen werden, das Fremdkapital, wie zum Beispiel die Hypotheken. So kommt man auf ein Nettovermögen von 457 Millionen Franken .

Nun könnte man das Spiel weiterführen. Man könnte argumentieren, dass die in der Bilanz aufgeführten Immobilien zum Anschaffungswert verbucht worden sind und dass der tatsächliche Marktwert viel höher sei. Daraus könnte man schliessen, dass die Unia noch viel reicher sei. Das ist zwar richtig und dennoch als Argument etwas fragwürdig, relevant sind letztlich die offiziell ausgewiesenen Werte, die auch von der Revisionsgesellschaft geprüft worden sind.

Neben der Bilanz hat die Unia auch die Erfolgsrechnung vorgelegt. Diese gibt Auskunft über die Erträge und Ausgaben innerhalb eines Jahres. Daraus ist ersichtlich, dass die Unia aus den Tätigkeiten als Gewerkschaft einen Verlust von 8 Millionen Franken gemacht hat. Die Erträge aus dem Anlagevermögen haben diesen betrieblichen Verlust aber mehr als kompensiert, so dass unter dem Strich ein Gewinn von 20 Millionen Franken resultiert.

Fazit: Man kann es drehen und wenden wie man will. Die Unia verfügt über ein dickes Polster. Dank hohem Vermögen kann die Unia ihren Betrieb finanzieren. Als ganze Organisation hat sie im vergangenen Jahr einen Gewinn von 20 Millionen Franken gemacht, dank der Erträge aus den Immobilien, Aktien und weiteren Beteiligungen.

Seit Freitagvormittag sind die Zahlen der Unia auf der Homepage aufgeschaltet. Dass die Gewerkschaft so viele Immobilien besitzt, hat mit der Vergangenheit zu tun. Früher flossen der Gewerkschaft üppige Zahlungen der Mitglieder zu, diese Gelder wurden unter anderem in Immobilien investiert. Der Wert der Liegenschaften ist in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich gestiegen und aus den Immobilien erwirtschaftet die Unia Einnahmen durch die Mieten.

Gerichtsurteil als Ursprung der Veröffentlichung

Lange hatte sich die Unia gegen die Veröffentlichung der Zahlen gewehrt. Der Druck wurde allerdings in den vergangenen Wochen zu gross. Auslöser war ein Gerichtsurteil im September. Erfolgreich hatte sich die Gewerkschaft gegen eine Steuerrechnung gewehrt, doch in diesem Zusammenhang wurden auch einige Geschäftszahlen aus dem Jahr 2018 im Gerichtsurteil aufgeführt.

Und siehe da: Die Gewerkschaft ist aus finanzieller Sicht viel mächtiger als bisher vermutet. Deshalb wurde der Ruf nach mehr Transparenz immer grösser – dass die Gewerkschaft auch die neuesten Zahlen der Öffentlichkeit präsentiert.

Interesse der Öffentlichkeit vorhanden

Aus juristischer Sicht ist die Unia nicht verpflichtet, ihren Geldschatz offenzulegen. Für einen Verein gibt es keine solche Pflicht. Auch die Parteien, Arbeitgeberorganisationen, Wirtschaftsverbände und  Lobbyorganisationen hüllen sich in Schweigen und verheimlichen die Geldflüsse.

Dass die Unia nun einen Schritt weitergeht ist zu begrüssen. Für ihre Tätigkeiten im Zusammenhang mit der Arbeitslosenkasse und der Überwachung von Gesamtarbeitsverträgen erhält sie Gelder von der öffentlichen Hand. Es gibt also ein Interesse der Allgemeinheit die Geldflüsse besser verstehen zu können und dass die Zahlungen nachvollziehbar sind. Mit der Präsentation der Konzernrechnung hat die Unia nun einen ersten Schritt gemacht. Nun könnten auch andere Organisationen dem Beispiel folgen und mehr Transparenz schaffen.

SRF 4 News, 08.10.2021, 12:00 Uhr

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