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Trend in mehreren Kantonen Zahl der IV-Rentner nimmt zu

Das Wichtigste in Kürze

  • In Zürich ist die Zahl der IV-Rentner in den letzten beiden Jahren angestiegen. Auch weitere Kantone zeichnen ein ähnliches Bild.
  • Die Gründe für den Zuwachs sind einerseits in der Demografie, andererseits in einem Urteil des Bundesgerichts zu suchen.
  • Mehr Rentner bedeuten mehr Kosten. Die Sanierung der IV sieht das Bundesamt für Sozialversicherungen aber nicht in Gefahr.

Wieder mehr Menschen erhalten eine IV-Rente. Die Entwicklung im bevölkerungsreichsten Schweizer Kanton ist eindeutig: In Zürich stieg die Zahl der Neurentner vorletztes Jahr um zehn, letztes Jahr um fünf Prozent. «Es kann sicher von einer Trendwende gesprochen werden. Die Anmeldezahlen steigen seit Jahren – und das spüren wir jetzt», bilanziert Daniela Aloisi von der Sozialversicherungsanstalt des Kantons Zürich.

In vier von fünf angefragten grösseren Kantonen erhielten letztes Jahr mehr Menschen eine IV-Rente als im Vorjahr. Nationale Zahlen gibt es noch nicht.

Mehrere Gründe für den Anstieg

Das Bevölkerungswachstum führe zu mehr Renten, sagt Aloisi, aber auch die Tatsache, dass es mehr ältere Arbeitnehmer gebe. Immer mehr Menschen würden sich bei der IV melden: «Das ist gewollt, weil wir früher in Präventionsfällen einbezogen werden möchten. Es hat aber zur Folge, dass es auch mehr Rentenfälle gibt.»

Fürs laufende Jahr erwartet sie einen noch stärkeren Anstieg. Hintergrund ist ein Urteil des Bundesgerichts, das die Aussichten von Teilzeit-Angestellten auf eine IV-Rente verbessert.

Getrübte Aussichten für IV-Sanierung?

Heute erhalten über 200'000 Menschen eine IV-Rente. Steigt die Zahl der Neurentner, steigen auch die Kosten.

Die IV war bis jetzt in der Lage, diese demografische Entwicklung zu kompensieren.
Autor: Rolf Camenzind Bundesamt für Sozialversicherungen

Doch die IV ist verschuldet – langsam trägt sie ihre Schulden ab. Macht nun die Entwicklung in Zürich und anderen Kantonen einen Strich durch die Sanierungspläne? Das verneint Rolf Camenzind vom Bundesamt für Sozialversicherungen. Schwankungen gebe es immer. Anzeichen für eine grosse, nationale Trendwende sieht er nicht: «Die IV war bis jetzt in der Lage, diese demografische Entwicklung zu kompensieren. Uns liegen keine Anhaltspunkte vor, dass das nicht weiter so gehen könnte.»

Humbel: «Einsparungen müssen wieder geprüft werden»

Die Aargauer CVP-Nationalrätin und Gesundheitspolitikerin Ruth Humbel ist von der neuen Entwicklung nicht überrascht, wenn sie auf die Zunahme bei den jungen psychisch erkrankten Menschen und die Gerichtsentscheide blickt. Die Lage für die mit noch elf Milliarden Franken verschuldete IV werde damit wieder problematischer. Die Prognose des Bundes, bis 2031 schuldenfrei zu werden, sei wohl etwas zu optimistisch gewesen.

Bei den Gründen für die Zunahme müssen wir genau hinschauen, insbesondere bei den jungen Psychischkranken.
Autor: Ruth Humbel Nationalrätin, CVP/AG

Die Weiterentwicklung der IV habe zwar das primäre Ziel, auch junge psychisch angeschlagene Menschen zu integrieren, betont Humbel. Das koste. Gleichzeitig müssten aber auch Einsparungen wieder geprüft werden, vor allem bei den Fahrkosten und den IV-Bezügern mit Kindern. Solche «sehr grosszügig bemessene Kinderrenten» dürften nicht dazu führen, dass ein IV-Bezüger monatlich mehr im Portemonnaie habe, als wenn er arbeiten würde. Auch die Gründe für die Zunahme bei den Jungen mit psychischen Problemen müssten genau betrachtet werden. Und zwar in Bezug auf deren persönliche Perspektive wie auch bezüglich Kostenentwicklung, wenn sie ihr ganzes Leben lang von der IV abhängig sein müssten.

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