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Trotz Bezahlung keine Leistung Unternehmer klagen Personalvermittler an

Zahlreiche KMU-Besitzer haben die Personalvermittlung Owua bezahlt, aber nie brauchbare Personal-Vorschläge bekommen.

Spezialisierte Fachleute sind rar. So manches KMU sucht erfolglos nach guten Mitarbeitern. Auch die Burgdorfer Firma Zehnder und Sommer bemüht sich seit rund zwei Jahren um einen Projektleiter in der Elektronikabteilung. Bisher erhielt sie kaum oder nur ungeeignete Rückmeldungen.

Als ein Agent der Personalvermittlungsfirma Owua anruft, schöpft Geschäftsführer Erich Lohner Hoffnung: «Der Agent schlug mir am Telefon ein Konzept vor und versicherte, Owua hätte ein extrem gutes Netzwerk im Elektronik-Bereich.» Beim darauffolgenden Treffen verspricht Owua, Erich Lohner bekomme schon bald ein Dossier eines passenden Stellenbewerbers. Für die Vermittlung verlangt sie knapp 10'000 Franken, davon sind 3000 Franken sofort fällig.

Ein faires Angebot, findet Lohner und unterschreibt. Bis heute – über zwei Jahre später – lieferte Owua jedoch kein Dossier, obschon sie in der Zwischenzeit die gesamten 10'000 Franken kassiert hat. Für Erich Lohner ist klar: Er wird gegen Owua vor Gericht ziehen. in

Ehemalige Owua-Mitarbeitende bestätigen Missstände

Praktisch gleich ergeht es Michel Kleisli von der Firma ASE Technik AG in Hochdorf. Owua macht auch ihm grosse Versprechen und heimst eine Anzahlung von 3500 Franken ein. Doch innerhalb von acht Monaten bekommt Michael Kleisli lediglich zwei völlig unbrauchbare Dossiers. «Was Owua macht, ist für mich Abzockerei», meint Kleisli enttäuscht. «Kassensturz» kontaktiert zahlreiche weitere Owua-Kunden und bekommt immer wieder die gleichen Missstände zu hören: Die Personalvermittlung habe kassiert und nicht geliefert.

Das sagt Rechtsexpertin Gabriela Baumgartner

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Auch in ihren Verträgen macht Owua ihren Kunden klare Versprechen: Die Firma suche für den Kunden «qualifiziertes Personal» und liefere ein «ausführliches Dossier».

«Kassensturz»-Rechtsexpertin Gabriela Baumgartner folgert daraus: «Gibt es überhaupt kein Dossier oder nur solche von ungeeigneten Kandidaten, ist der Vertrag nicht oder nur zum Teil erfüllt worden. Der Auftraggeber kann zumindest einen Teil des Geldes zurückverlangen.» Bezahlen müsse er lediglich die konkreten Aufwendungen, die Owua bereits getätigt hat.

Auch ehemalige Mitarbeitende, die der «Kassensturz»-Reporter kontaktiert hat, äussern schwere Vorwürfe: Ein Grossteil der Owua-Kartei sei veraltet und unbrauchbar. Owua habe oft erst Monate nach Vertragsabschluss oder gar nicht nach Kandidaten gesucht. Und: Das eigentliche Geschäft – so der Verdacht von Ex-Angestellten – sei, die erste Rate bei Vertragsabschluss zu kassieren.

Unsere Strategie ist nicht, dass wir dem Kunden dutzende Dossiers vorlegen.
Autor: Owua

Owua zeigt sich wenig kooperationsbereit

Owua bestreitet alle Vorwürfe. Es stimme nicht, dass Owua die Anzahlung kassiere und dann nichts liefere. Man betreibe jeweils einen grossen Aufwand. Was die nie gelieferten Kandidaten-Dossiers betrifft, schreibt Owua: «Unsere Strategie ist nicht, dass wir dem Kunden dutzende Dossiers vorlegen. (…) Wir können lediglich sagen, dass die meisten der Kunden, mit denen wir gesprochen haben, nach der Erklärung des Sachverhaltes (…) Verständnis und durchaus Empathie gezeigt haben.»

Gerne hätte «Kassensturz» von Owua Belege für die getätigten Aufwände gesehen. Die Geschäftsleitung sagt jedoch, aus Datenschutzgründen könne man keine genauen Angaben machen. Auch wollte die Firma keine zufriedenen Kunden nennen, weil man diese «nicht aufschrecken» wolle.

Zu den Fällen der Firmen Zehnder und Sommer und ASE Technik AG, sagt Owua, die Firmen seien selbst schuld, dass es nicht zu einem Abschluss kam.

Kassensturz, 02.02.2021, 21:05 Uhr

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