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Besuch beim FC Sternenberg und Interview mit dem Präsidenten des Mittelländischen Fussballverbandes
Aus Regionaljournal Bern Freiburg Wallis vom 18.08.2021. Bild: Martina Koch/SRF
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«Tschutten» boomt Auch Mädchen wollen Fussball spielen

Immer mehr weibliche Teams entstehen. Was sind die Gründe? Und was heisst das für die Zukunft?

Es laufen die letzten Tage der Saisonvorbereitung, danach gilt es das erste Mal ernst für die Mädchen des FC Sternenberg in der Nähe der Stadt Bern. Sie kicken im neuen Mädchen-Team. «Es ist mega cool», sagt die 9-jährige Lia. Zuerst war sie bei den Jungs, jetzt spielt sie in einer Mädchen-Mannschaft: «Es ist einfach etwas anderes. Bei den Jungs wurde ich oft unterschätzt.»

Bild des Teams.
Legende: Das ist das neugegründete Mädchen-FF12-Team mit Spielerinnen zwischen 8 und 11 Jahren. Martina Koch/SRF

Ihre Kollegin Naira will vor allem Tore schiessen und Stürmerin werden. «Mir gefällt es besser nur mit Mädchen zu spielen», sagt die 12-Jährige. Der FC Sternenberg hatte bis anhin kein Mädchen-Team, doch ohne grosse Mühe fanden sich genug Mädchen für eine Truppe. Dass Mädchen Fussball spielen, ist laut Tatjana Haenni ein Trend. Sie ist Direktorin Frauenfussball beim Schweizerischen Fussballverband SFV.

Weshalb gibt es diesen Boom? «Das ist eine schwierige Frage», sagt Tatjana Haenni. Sie vermutet zwei Hauptgründe: Der erste Grund liege in den Köpfen. «Ich habe die Grundhaltung, dass jedes Kind genau gleich gerne Fussball spielen könnte. Egal ob Mädchen oder Junge. Bei Mädchen ab fünf Jahren kommen die Eltern oftmals nicht auf die Idee, sie in den Fussball-Verein zu schicken.» Das ändere sich langsam.

Tatjana Haenni an einer Pressekonferenz im Jahr 2020.
Legende: Tatjana Haenni an einer Pressekonferenz im Jahr 2020. Keystone

Im Angebot sieht sie den zweiten Grund: «Das ist genauso entscheidend. Wenn Mädchen früher Fussball spielen wollten, hiess es von den Vereinen, sie müssten mit Jungs im Team spielen.» Oder den Mädchen sei gesagt worden, dass keine freien Plätze, kein Trainer zur Verfügung stünden. «Separate Teams gab es nicht. Das Angebot besteht erst seit einigen Jahren und die Mädchen kommen fast in Scharen.»

Auch spielten Vorbilder wie die Spielerinnen der Schweizer Nationalmannschaft eine Rolle: Ramona Bachmann und Lia Wälti sind Persönlichkeiten, die für Aufmerksamkeit sorgen. Frauenfussball ist präsenter als früher.

Mit Mädchen, gegen Mädchen

Zwar stieg die Anzahl weiblicher Spielerinnen bereits in den letzten Jahren kontinuierlich an, doch besonders bei den ganz jungen Mädchen ist nun der Boom erkennbar. Die Kategorie FF12 für die Mädchen unter 12 Jahren gibt es erst seit einigen Jahren und immer mehr Vereine melden solche Teams an.

Früher spielten Mädchen in diesem Alter einfach bei den Jungs mit. Dies habe sich laut Haenni jedoch nur für die talentierteren Mädchen bewährt, aber nicht unbedingt für eine Mehrheit der jungen Fussballerinnen. «Wenn die Mädchen nicht mithalten konnten, wurden sie ignoriert, bekamen keinen Ball. Da wundert es wohl niemanden, wenn sie wieder aufhören oder gar nicht erst beginnen.» Studien haben gezeigt, dass Mädchen gerne mit Mädchen spielen. Gleichzeitig dürfen sie auch bei den Buben mitspielen, falls sie das wünschen.

Das Bild  aus dem Jahr 2014 und zeigt Spielerinnen der Damen-Mannschaft der Fussball Akademie Biel.
Legende: Das Bild ist aus dem Jahr 2014 und zeigt Camille Surdez, Thais Hurni, Geraldine Reuteler, Amelia Cuennet, Jessica Hofer und Elisa Barth am Ende eines Trainings der Damen-Mannschaft der Fussball Akademie Biel. Surdez, Hurni und Reteuler sind sogar in der Nationalmannschaft. Keystone

Die Nachwuchs-Pyramide

Die Folgen des heutigen Booms im Mädchenfussball seien hoffentlich bald spürbar, hofft Haenni. Irgendwann brauche es eine Kategorie für Seniorinnen, also Frauen ab 30, die ebenfalls noch Clubfussball spielen wollen. «Soweit sind wir noch nicht – aber vielleicht bald.» Viele hörten mit 16 Jahren vor dem Aktivalter oder Mitte zwanzig wieder auf. «Frauen wechseln oft auf eine Sportart, die sie alleine betreiben und zeitlich flexibel gestalten können: Joggen, Fitness, Velofahren, Wandern.»

Schweizerische Nationalmannschaft der Frauen.
Legende: Das Team rund um Kapitänin Lia Wälti hat sich für die EM 2022 in England qualifiziert. Keystone

Jeder dritte Fussball-Verein in der Schweiz hat zurzeit mindestens ein Mädchen- oder Frauen-Team. «Das ist wenig», findet Tatjana Haenni. Wenn es im Umkreis von 20 Kilometern keinen Verein für ein Mädchen gäbe, dann kicke es wahrscheinlich nicht. «Es heisst immer, Fussball sei gesellschaftsrelevant, integrierend und verbinde – und da gehören die Mädchen einfach dazu.»

Mehr Frauen auch neben dem Rasen

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Aktuell sind die Fussballvereine fast ausschliesslich in Männerhand: Das betrifft Funktionäre, Trainer und Schiedsrichter. Auch dort wäre laut Tatjana Haenni eine Änderung wünschenswert.

«Wir wollen auch mehr Trainerinnen, mehr Schiedsrichterinnen, mehr Funktionärinnen.» Um das zu erreichen, müssten die Frauen bereits als Kinder oder Jugendliche mit Fussball zu tun haben. «Und je mehr Frauen sich trauen, desto schneller ist es normal. Dann ist man plötzlich nicht mehr die einzige Frau im Verein.»

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 12.08.2021, 17:30 Uhr

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